Das Training der deutschen Mannschaft war am Montagmittag gut besucht, so gut wie noch nie. Aber so ist das wohl beim Katastrophenjournalismus. Da kommen dann schon mal mehr Leute als sonst, auch Kanadier, Norweger und so weiter. Einige konnten sogar lachen. Irgendwie wurden wir deutschen Journalisten heute im Pressezentrum von allen mitleidig angeschaut. So etwas wie das 4:12 hatte vorher noch niemand gesehen.
Apropos gesehen: Was die Niederlage noch bitterer macht, ist die Tatsache, dass gestern 400.000 Menschen das deutsche Debakel live bei Sport1 verfolgten. Das bedeuteten gute 1,2 Prozent Marktanteil, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sehr gute 1,5 Prozent gemessen. "So vernichtet man sich in der Primetime", sagte uns ein TV-Journalist.
Als nach dem Training der deutschen Mannschaft die Schweden in voller Spielmontur auf das Eis kamen, und wir mit Dennis Endras immer noch dastanden, gab es verwunderte Blicke. Der schwedische Trainer Pär Marts blieb sogar ganz kurz stehen und runzelte die Stirn. Dann dürfte er wohl gedacht haben. "Richtig - Niederlage. War ja bei uns auch so, als wir gegen Russland verloren haben."
Zur Stärkung gabs deshalb am Infoschalter des Pressezentrums für alle Journalisten heute den "Fast Hydration"-Drink - und zwar so viel man wollte. Das gleiche bekommen die Spieler übrigens nach den Spielen in der Mixed Zone. Im Pressezentrum hatte man sich wohl gedacht, dass einige Journalisten das heute gebrauchen könnten. Wir haben uns ein bisschen umgehört. Die meisten Kollegen waren so ab 2 Uhr mit ihren Berichten fertig, bei uns wurde es halb vier. Einige Norweger (darunter übrigens Ex-DEL-Spieler Tore Vikingstad) feierten bis tief in die Nacht hinein bei uns im Hotel.
Und weil wir schon bei Debakeln sind: Am Samstag haben wir mit dem tschechischen Oldie Petr Nedved gesprochen, der mit 40 Jahren sein WM-Debüt für Schweden gibt. Ob er denn Erinnerungen an ein Spiel gegen Deutschland habe, haben wir gefragt. "Oh ja, die habe ich", meinte er. "Ich war 1996 beim 1:7 im World Cup in Garmisch-Partenkirchen dabei. Das sind ganz schlechte Erinnerungen."
Michael Bauer