NEWS-Kolumnist Alexander Brandt-Memet
Ich bin begeistert! Diese (G)eis(ter)hockey-WM in Schweden und Finnland ist die fairste WM aller Zeiten! Na gut, vielleicht nicht aller Zeiten, die Zukunft kennt man ja noch nicht. Aber ich bewundere diese stimmungsneutralen Spiele in Stockholm und Helsinki, die von keinerlei Zuschauerbeeinflussung gestört werden. Wir suchen das beste Team der Welt, da sollte man kein Spiel durch Anfeuerungen oder Gesänge manipulieren. Da diese WM fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, treten alle Teams unter denselben Bedingungen an, fairer geht's nicht. Fast wie beim Tennis, da muss bei Ballwechseln jeder die Klappe halten, damit die Spieler nicht gestört werden.
Ich warte eigentlich bei jedem Spiel in Stockholm darauf, dass der Hallensprecher vor einem Bully sagt: "Quiet Please". Unsere Heim-WM vor zwei Jahren war in dieser Hinsicht eher peinlich, da wurde die deutsche Mannschaft durch ausverkaufte Hallen und fanatische Anhänger zu unglaublichen Leistungen gepusht, was die jeweiligen Gegner maßgeblich beeinflusste. Schon im Eröffnungsspiel in der Veltins-Arena mussten die Spieler der USA einen fürchterlichen Geräuschpegel ertragen. Wissenschaftliche Studien sollen ergeben haben, dass die lauten Pfiffe zur Einschüchterung beitrugen. Das ist doch unfair, wollen wir das? Nicht im hohen Norden!
Allerdings gibt es doch noch eine kleine Manipulation durch die Farbe der Sitze in den leeren WM-Arenen. Teams in roten Trikots haben in Stockholm einen Vorteil, weil sie unten auf dem Eis aus den Augenwinkeln den optischen Eindruck erhalten, dort säßen viele Menschen, die in ihren Farben gekleidet seien. Ich schlage daher vor, neutrale Sitzbezüge zu beschaffen, um den Restverdacht einer möglichen Parteilichkeit zu zerstreuen.
Noch etwas hat mich amüsiert: Der gute Andrej Mezin hat mal wieder ein Team im Stich gelassen. In der DEL reiste er einst vor einem letzten Schicksals-Spiel gegen den Abstieg ab, nun verließ er die Weißrussen, weil ihm seine Rolle im Team nicht behagte. Charakter ist halt durch nichts zu ersetzen.
Alexander Brandt-Memet