Gary Bettman
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Monatelang wurde vorbereitet, geplant, Meinungen eingeholt. Dann begannen Ende Juni, offenbar in freundschaftlicher Atmosphäre, endlich die Gespräche zwischen NHL und der NHLPA. Doch mit gegenseitigen Sympathiebekundungen dürfte es seit dem vergangenen Freitag endgültig vorbei sein. Denn an diesem Tag legte die Liga der Spielergewerkschaft erstmals ein konkretes Angebot für einen neuen Rahmentarifvertrag vor.
Und das hatte es in sich. Als "eine Kriegserklärung" an die Spieler betitelten gleich mehrere renommierte Zeitungsanalysten, wie etwa Larry Brooks von der New York Post, die Offerte. So sollen die Spieler, geht es nach den Eignern und ihrem erstem Angebot, statt wie bisher maximal 57 Prozent vom Gesamtumsatz der Liga nur noch maximal 46 Prozent erhalten.
Eine Forderung, die in der Praxis nichts anderes bedeuten würde, als dass der Salary Cap pro Team um über zehn Millionen Dollar gesenkt würde und die Spieler gleichzeitig auf deutlich mehr als zehn Prozent ihrer bisherigen Gehälter verzichten müssten. Weitere Forderungen im strikten Katalog der NHL umfassen die Abschaffung der "Salary Arbitration", die Einführung einer maximalen Vertragslänge von nur fünf Jahren mit einheitlicher Gehaltssumme über die gesamte Zeit oder die Verlängerung der Laufzeit "Entry-Level"-Verträge von drei auf fünf Jahre.
Gewerkschaftsführer Donald Fehr und die Spieler hielten sich am Wochenende unter Verweis auf die laufenden Verhandlungen mit Stellungnahmen komplett zurück. Nicht aber so mancher Spieleragent: Angesichts von "sechs Jahren mit Rekordgewinnen in Folge" sei er aufgrund dieser Absichten "bestürzt und verärgert", sagte zum Beispiel Allen Walsh, dessen Firma Octagon Hockey unter anderem Spieler wie Ryan Miller, Marc-Andre Fleury oder Patrik Elias vertritt. Gespannt sein darf man daher nun auf den morgigen Mittwoch, wenn die Beteiligten erneut zusammenkommen und die PA auf die Offerte antworten wird. Steigt diese direkt mit einem Gegenangebot in das Gefeilsche um die Zahlen ein?
Oder weist die Gewerkschaft den Vorschlag der Liga vollständig zurück und fordert vielmehr, die finanziellen Probleme einiger Teams durch mehr Gewinnverteilung unter den Klubs auszugleichen? In jedem Fall dürfte die Reaktion der Gewerkschaft bereits ein wichtiger Indikator dahingehend sein, ob der geplante Saisonstart im Oktober bereits frühzeitig in ernste Gefahr gerät.
Joachim Meyer