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Freitag, 22. Februar 2013

Dünnes Eis: Daran krankt das deutsche Eishockey

Die Folgen des historischen Olympia-Aus sind noch nicht abzusehen. Die Debatte über die Zukunft des deutschen Eishockeys ist dagegen bereits in vollem Gange. Aber woran krankt das deutsche Eishockey? Eishockey NEWS nennt Gründe, warum die Sportart wieder einmal am Scheideweg steht. Im ersten Teil unserer Serie konzentrieren wir uns auf die Struktur, im zweiten Teil in der kommenden Woche werden wir die sportliche Seite und die Mängel in der Nachwuchsarbeit beleuchten. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.

1. Fehlendes Vertrauen

Es gibt wohl kaum eine Sportart in Deutschland, die intern so zerstritten und gespalten ist wie das Eishockey. Ob Verband, Ligen oder Clubs: Jeder macht sein Ding, zeigt wenig Interesse für die Probleme anderer, neidet sich untereinander jeden noch so kleinen Erfolg und deutet im Streitfall reflexartig mit dem Finger auf den anderen. Getreu dem Motto: "Schuld? Ich doch nicht, der andere hat's verbockt!"

Hinzu kommt eine Überschätzung der eigenen Wichtigkeit. Die DEL sieht sich seit Jahren gut aufgestellt und als Marke anerkannt. Das ist im Vergleich zu den anderen Ligen in Sachen Führung, Vermarktung, Organisation und Infrastruktur durchaus richtig. Auch international kann die DEL mithalten. Aber wie sieht es mit dem bundesweiten Interesse aus? An den 14 Standorten und deren näherer Umgebung ja, darüber hinaus ist die Akzeptanz gering. Doch wahrhaben will das innerhalb der Liga kaum jemand.

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Die 2. Bundesliga gibt ein noch schlechteres Bild ab. Die Entscheidung, wegen des Kooperationsvertrags zwischen DEB und DEL keine Freundschaftsspiele mehr gegen Teams aus dem Oberhaus zu bestreiten und die Förderlizenzregel zu kippen, waren klassische Eigentore und vergrößerten nur die Kluft. Der Dauerzoff zwischen allen Parteien, bei dem man von Zeit zu Zeit gute Miene zum bösen Spiel macht und sich nach außen hin verträglich zeigt, hat vor allem zu einem geführt: Das Vertrauen gegenüber den handelnden Personen ist in Mitleidenschaft gezogen worden.

2. Joint Venture Nationalteam: Ein Konstrukt mit Defiziten

Vorbei sind die Zeiten, in denen DEL-Funktionäre feixend auf Niederlagen der Nationalmannschaft reagieren konnten, weil diese den DEB schwächten und so vermeintlich die eigene Position gestärkt wurde. Jetzt sitzt die Liga mit im Boot und muss beweisen, dass ihr Know-how zu einem besseren Krisenmanagement führt als in der Vergangenheit.

Die ersten Reaktionen auf die historische Olympia-Pleite lassen allerdings nichts Gutes ahnen und spiegeln das ganze Dilemma wider, in dem sich die Sportart befindet. DEB-Präsident Uwe Harnos forderte, nachdem er Rufe nach seinem Rücktritt umgehend verworfen hatte, umgehende Aufarbeitung des Desasters von Bietigheim durch das Kompetenzteam Sport. Dessen Sprecher, Wolfsburgs Sportdirektor Karl-Heinz Fliegauf, gab den Ball postwendend an das Direktorat weiter und verlangte, dass dieses vielmehr zunächst Konzeption und Kompetenzen festlegen solle. Die Unstimmigkeiten belegt auch folgender Fakt: Die DEL-Vertreter des Kompetenzteams, Charly Fliegauf und Peter John Lee (Berlin) waren zuletzt weder zum Deutschland Cup nach München noch zur Olmypia-Quali nach Bietigheim offiziell vom DEB eingeladen worden. Fliegauf war in Bietigheim aus Eigeninteresse vor Ort, Lee blieb dem Turnier fern. Dieses Konstrukt aus Direktorat und Kompetenzteam, in dem jeweils zwei Vertreter aus Verband und DEL sitzen, scheint wenig zielführend.

3. Mangelhafte Führung

Eigentlich wäre es eine der Kernaufgaben eines Sportdirektors, die Leistungen der Nationalmannschaft zu bewerten. Aber dieser Posten ist beim Verband seit der Entmachtung von Franz Reindl vakant und wird erst im Sommer von Coach Pat Cortina in Doppelfunktion übernommen. Ein Grund dafür ist, dass der finanziell klamme Verband sich diese Stelle sparen will. Wirtschaftliche Unterstützung der Liga jenseits der Zahlungen im Rahmen des Kooperationsvertrags wird es nicht geben.

Ein starker Sportdirektor (ein Querdenker wie Matthias Sammer beim DFB), der den Weg vorgibt, Visionen entwickelt, umsetzt und auch unangenehme Wahrheiten anspricht, ist aber anscheinend weder von DEB noch DEL gewünscht. Wer entscheidet, ist wichtiger als die Frage, ob die Entscheidung richtig oder falsch ist. Tiefgreifende Analysen, die über Formschwäche, Pech und fehlende Stammspieler hinausgehen, sind so von geringem Interesse.

Torsten Weiß, Wolfgang Karl und Michael Bauer

Lesen Sie in der neuen Ausgabe von Eishockey NEWS:
Dünnes Eis, Teil 2: Daran krankt das deutsche Eishockey

  • Nervenstärke kein Qualitätsmerkmal der Nationalspieler
  • Das Niveau der DEL hat sich verschlechtert
  • Zu viele und vor allem zu wenig richtig gute Ausländer

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Notizen

  • vor 11 Stunden
  • Der Deggendorfer SC meldet weitere Verletzte. Die Stürmer Andrée Hult und David Stach (Topscorer seines Teams) zogen sich im Spiel gegen die Bietigheim Steelers jeweils eine Unterkörperverletzung zu - beide Mal rund vier Wochen Pause.
  • vor 14 Stunden
  • Trainer Max Kaltenhauser kann aufgrund einer Zahn-OP beim Spiel des EHC Red Bull München am Donnerstagabend in Düsseldorf nicht hinter der Bande stehen. Seine Aufgaben werden Co-Trainer Pierre Allard und U18-Coach Manuel Latusa übernehmen.
  • gestern
  • Im einzigen Spiel der Oberliga Süd am Mittwochabend setzten sich die Stuttgart Rebels mit 7:6 im Shootout bei den Höchstadt Alligators durch. Den entscheidenden Penalty verwandelte Matthew Pistilli. Stuttgart bleibt mit nunmehr 12 Punkten Tabellenletzter hinter Höchstadt (15 Punkte).
  • gestern
  • Die Starbulls Rosenheim (DEL2) müssen vorerst auf Stürmer Norman Hauner verzichten. Der Top-Scorer der Rosenheimer (18 Punkte, zwölf Tore in 18 Spielen) wird für die nächsten acht Wochen ausfallen. Grund ist eine Verletzung am Oberkörper, wie die Oberbayern mitteilen.
  • gestern
  • Der langjährige Oberliga-Verteidiger Stephan Kreuzmann (40) wechselt von den Ratinger Ice Aliens (Regionalliga) zur EG Diez-Limburg in die CEHL.
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