Sparta Prags Vorstandschef Petr Briza
Foto: Cervenka
Die im Sommer erneut zur Austragung kommende European Trophy hat ihren Zweck erfüllt. Sie ist für die europäischen Spitzenclubs nicht nur eine willkommene Abwechslung in der anstrengenden Saisonvorbereitung, sondern seit drei Jahren auch eine Art Ersatz für ein wettbewerbsorientiertes Kräftemessen auf internationaler Ebene. "Die europäischen Clubs beklagen schon lange, dass Europa keinen übernationalen Clubwettbewerb hat, wie ihn Fußball, Basketball oder Handball haben. Auch das kontinentale Europa will internationale Spiele, ohne sich dabei mit der NHL oder KHL vergleichen zu wollen. Es geht vielmehr darum, einen parallel zu den nationalen Konkurrenzen ausgespielten Wettbewerb zu organisieren", sagte der Vorstandschef des HC Sparta Prag, Petr Briza, in Prag.
Er stellte sich den Fragen der Journalisten unmittelbar nach einem Treffen der Vertreter aller 32 Clubs, die in diesem Jahr an der European Trophy teilnehmen. Und nach den Vorstellungen der Vereinsvertreter soll aus der Trophy schon ab der kommenden Saison 2014/15 die europäische Champions League im Eishockey werden!
Diese Liga wird vermutlich 40 Teilnehmer haben, in ihrem Spielmodus plant man sowohl mit Play-offs als auch einem abschließenden Final-Four-Turnier. Alle Spiele sollen parallel zu den nationalen Ligen ausgetragen werden. "Wir sind gerade dabei, die gesamte Struktur des Wettbewerbs zu formen. Hierbei machen wir große Fortschritte. Von daher sind wir optimistisch, dass wir das Projekt auch erfolgreich zu Ende bringen", informierte Briza.
Noch etwas vorsichtig äußerte sich der Sparta-Funktionär hingegen zu den Teilnahmekriterien. "Das ist derzeit noch ein sehr lebendiger Prozess, denn die Kriterien werden noch gebildet. Es geht aber um ein grundsätzliches Signal: Wir wollen von den Clubs wissen, ob sie in das Projekt investieren wollen, verbunden mit dem Interesse, an dem Wettbewerb teilzunehmen oder nicht. Mit der European Trophy sind die Clubs sehr zufrieden, und besonders im Norden besteht ein starkes Interesse an dem neuen Wettbewerb", schilderte Briza.
Den bisherigen Vorstellungen zufolge aber gilt es als sicher, dass die Sieger der Hauptrunden wie auch die Meister der (großen) europäischen Ligen an der Champions League teilnehmen werden, ebenso wie eine gewisse Zahl an Teams, die in der European Trophy gespielt haben. Offen bleibt indes die Frage nach einer Teilnahme von KHL-Clubs. Hierbei sei man erst am Anfang der Verhandlungen, auch wenn sich die Vertreter der KHL noch nicht konkret geäußert hätten, sagte Bo Lennartson, der Chef der European Trophy.
Der Start für die erste Auflage der "neuen" Champions League ist für August 2014 geplant. "Wir müssen im August beginnen, damit wir in den proppevollen Spielplan passen. Die freien Termine sind stark begrenzt, so dass wir alle in der nächsten Saison Kompromisse machen müssen. Während aber das Interesse an der Champions League in der Vergangenheit zunehmend geschwunden ist, wird jetzt unter uns, den Trophy-Teilnehmern, umso reger über die neue Version gesprochen. Das zeigt, es besteht offenkundig ein großes Interesse daran, dass das Projekt ein Erfolg wird."
Wie ernst es der Gruppe der regelmäßigen European-Trophy-Teilnehmer mit der Einführung der "neuen" Champions League ist, belegt auch die Tatsache, dass ihrem jüngsten Treffen in Prag eine Reihe hochrangiger Eishockeyfunktionäre beigewohnt haben. Von Seiten der IIHF waren Generalsekretär Horst Lichtner und Kommunikationsdirektor Szymon Szemberg zugegen, des Weiteren waren DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke und Christian Feichtinger von der EBEL vor Ort.
Lothar Martin