Marco Sturm beendet seine Karriere - nun steht die Familie im Vordergrund.
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Marco Sturm beendet sein Karriere als Eishockey-Profi. Dies bestätigte der 35-Jährige am Sonntag exklusiv gegenüber Eishockey NEWS. "Mein Akku ist einfach leer", sagte Sturm. "Ich hätte nicht mehr die 100 Prozent, die nötig gewesen wären, geben können. Gerade auch vom Kopf her. Und darum konnte es letztlich nur diese eine Entscheidung geben. Trotz aller Wehmut ist auch eine gewisse Erleichterung dabei."
Sturm spielte zuletzt in der vergangenen Saison für die Kölner Haie, mit denen er Vizemeister wurde. Auch in dieser Saison hatten die Haie mit einer Rückkehr geliebäugelt. Auch mit anderen Teams war Sturm immer wieder in Verbindung gebracht worden "Grundsätzlich tut eine solche Entscheidung, die sicherlich schwer ist, schon weh. In der vergangenen Saison ging es bei mir ja auch schon hin und her. Doch plötzlich ist der Ruck gekommen, dass ich unbedingt noch einmal spielen möchte. Ich war fit, habe mich zum ersten Mal seit langem wieder richtig gesund gefühlt und wollte vielleicht auch den richtigen Abschluss finden. Dieses Mal bin ich eigentlich mit der gleichen Einstellung in den Sommer beziehungsweise Herbst gegangen und wollte schauen, ob dieses Verlangen nochmals kommt. Aber irgendwie hat es ganz einfach nicht mehr gekribbelt."
Neben seiner letzten NHL-Saison bei den Florida Panthers (2011/2012) war er auch für die Vancouver Canucks, die Washington Capitals, die Los Angeles Kings und die San Jose Sharks unter Vertrag. Bei den Sharks begann 1997 auch die NHL-Karriere von Sturm. An Position 21 war er 1996 gedraftet worden. Sturm spielte bis 2005 bei den Sharks, unterbrochen von der Lockout-Spielzeit 2004/05, in der er beim ERC Ingolstadt aktiv war, mit dem er deutscher Pokalsieger wurde.
Am 30. November wurde er zusammen mit Brad Stuart und Wayne Primeau für Joe Thornton nach Boston abgegeben. Für die Bruins spielte bis 2010. In diese Zeit fiel nicht nur seine beste Spielzeit in der NHL - 2007/08 mit 56 Punkten - sondern es begann auch die Leidenszeit. Früh in der Saison 2008/09 fiel er wegen einer Gehirnerschütterung aus, bei seinem Comeback im Dezember zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Zur kommenden Saison war er aber wieder fit, riss sich aber dann in den Playoffs 2010 erneut das Kreuzband.
"Der erste im Jahr 2008 war zunächst natürlich absolut schockierend, aber im Nachhinein betrachtet überhaupt kein Problem", erinnert sich Sturm. "Die Reha hat derart gut geklappt, dass ich wiedererstarkt zurückgekommen bin und gleich auf Anhieb erneut über 20 Tore geschossen habe. Darüber hinaus konnte ich auch die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver problemlos absolvieren. Es lief eigentlich alles perfekt - bis zu meinem zweiten Kreuzbandriss wenige Monate später im ersten Playoff-Spiel gegen Philadelphia. Dieser war dann letztlich auch der Knackpunkt in meiner weiteren Karriere."
Kurz vor der Genesung - bei der NHL-Reise der Boston Bruins nach Europa war er nur Zuschauer - transferierten ihn die Bruins nach Los Angeles. Nun begann die Reise-Zeit von Sturm. An der Westküste spielte er nur 17-mal, bevor die Washington Capitals ihn unter Vertrag nahmen. Sein Vertrag lief aus und 2011 unterschrieb er für ein Jahr bei den Vancouver Canucks. Doch auch hier blieb er nicht lange und wurde wieder getradet - zurück an die Ostküste zu den Florida Panthers, für die er 2011/12 dann 42 Spiele und sieben Playoff-Partien absolvierte.
Wie schon in den vergangenen Wochen und Monaten steht jetzt zunächst einmal die gemeinsame Zeit mit der Familie für Sturm im Vordergrund. "Meine Frau und Kinder mussten schließlich während meiner Karriere sehr viel einstecken und mitmachen. Momentan trainiere ich die Eishockey-Mannschaft von meinem Sohn sowie auch andere Nachwuchs-Teams, was mir sehr viel Spaß bereitet. Was die weitere Zukunft betrifft, damit werde ich mich jetzt dann sicherlich etwas intensiver befassen. Momentan lasse ich alles noch etwas auf mich zukommen. Unser derzeitiges Ziel ist es, dass wir noch einige Jahre hier in Florida bleiben. Falls aber irgend etwas anderes kommen sollte, werde ich mir das natürlich anhören."
Michael Bauer/Dirk Sing/Andreas Forster