Korbinian Sertl
Foto: Rabuser
Nach dem Norovirus-Skandal vom vergangenen Wochenende hat das deutsche Profi-Eishockey den nächsten Eklat. In der DEL2 steht dem SC Riessersee am Freitag kein spielfähiger Torhüter in Rosenheim zur Verfügung. Bryan Hogan ist bereits seit längerer Zeit verletzt, diese Woche verletzte sich dann im Training auch noch Niklas Treutle. Der dritte Torhüter, Korbinian Sertl, ist mit einem Magen-Darm-Virus ebenso krank geschrieben wie Torhüter Nummer vier, Daniel Schmidt aus der 1b.
Das Spiel muss aber trotzdem ausgetragen werden, da es keine Regelung gibt, die bei nicht spielfähigen Torhütern greifen würde, wie auch Ligenleiter Jörg von Ameln gegenüber Eishockey NEWS bestätigt. "Es muss ein Spieler im Tor stehen. Aber das kann auch ein Feldspieler sein. Ansonsten gibt es keine Regelung, dass ein Spiel abgesagt werden muss, wenn alle Torhüter nicht einsatzfähig sind." Tritt ein Team nicht an, wird ein Verfahren eingeleitet.
Der Fall schlägt mittlerweile hohe Wellen. So ist Riessersees Geschäftsführer Ralph Bader außer sich: "Das hat nichts mehr mit Sport und Fairplay zu tun. Ich habe, auch im Sinne der Fans, gestern mittag bereits Alarm geschlagen, aber ich habe aus Rosenheim nur die knappe Antwort erhalten, dass nicht verlegt wird." Rosenheims Vorstand Karl Aicher begründet dies gegenüber Radio Charivari damit, dass eine Verschiebung alleine aus Termingründen nicht möglich sei. Allerdings sind in den kommenden fünf noch ausstehenden Saisonwochen sämtliche Wochentagstermine frei. Außerdem könne der SC Riessersee auch einen 16-jährigen Torhüter einsetzen. Bader kontert: "Das können wir nicht. Zum einen haben wir keine DNL-Mannschaft und Juniorenmannschaft und in der Jugend hat diese Saison ein Österreicher und ein Förderlizenz-Goalie aus Kaufbeuren gehalten. Außerdem sind diese Spieler nicht lizenziert für das DEL2-Team, genauso wenig wie der zweite Torhüter der 1b. Die dürfen schlicht und einfach nicht eingesetzt werden."
So ist davon auszugehen, dass das Spiel am Freitagabend zur kompletten Farce wird. Denn dass einer der vier Torhüter noch einsatzfähig wird, schließt Ralph Bader kategorisch aus, da Sertl, Schmidt und Treutle auf jeden Fall bis Samstag krankgeschrieben sind. "Wir wissen noch nicht, wer im Tor stehen wird. Wir werden mittag im Training ausprobieren, welcher Feldspieler sich ins Tor stellen könnte. Das ist ja alles nicht einfach mit Ausrüstung, Schlittschuhen etc. Ich halte das für lebensgefährlich", sagt Bader, "wenn sich ein Feldspieler ins Tor stellen muss und dann Pucks mit über 100 Stundenkilometer auf ihn zukommen." Klar ist: Der SC Riessersee wird das Spiel in Rosenheim beginnen. Ebenso klar scheint aber auch, dass dies eines der kürzesten DEL2-Spiele aller Zeiten werden dürfte, denn es erscheint fraglich, ob der Feldspieler des SC Riessersee im Tor diese Farce länger als ein oder zwei Minuten mitmacht. "Es sind dann 90 Minuten Wartezeit, ob sich ein weiterer Spieler findet", erklärt von Ameln das Prozedere. "Ist das nicht der Fall, wird das Spiel abgebrochen und dann vermutlich auch gewertet."
Klar ist bereits jetzt: Der Sport in der DEL2 und die Zuschauer im Rosenheimer Eisstadion sind schon jetzt die großen Verlierer des Freitags. Dass es noch zu einer gütlichen Einigung kommt, schließt Bader übrigens aus. Zwar berichtet Radio Charivari, dass alle Beteiligten am Freitag vormittag noch darüber beraten wollen, ob das Spiel vielleicht doch abgesagt wird, aber Bader sagt: "Mit mir hat seit Donnerstag abend niemand aus Rosenheim gesprochen."
Tobias Welck