Dresden bejubelt das 7:6-Siegtor durch Arturs Kruminsch.
Foto: Matthias
Es gibt Spiele, an die erinnert sich schon einen Tag später kein Mensch mehr. Und dann gibt es Partien, von denen werden die Großväter noch ihren Enkeln erzählen. Ein solches Spiel war das 7:6 von Dresden in Crimmitschau am Freitag, wo die Eislöwen binnen 172 Sekunden zwischen der 57. und 60. Minute vier Treffer erzielten und aus einem 3:6 noch ein 7:6 machten.
Crimmitschau befindet sich immer noch in Schockstarre, versucht "das Unbegreifliche in Worte zu fassen" (Pressesprecher Stefan Aurich). Auf der Gegenseite hat man gut lachen. Eislöwen-Pressesprecherin Eva Wagner meint mit einem Schmunzeln: "Ich war leider nicht dabei. Aber für unsere Fans war es wohl der Wahnsinn."
Dabei haben die Dresdner auch durchaus leidvolle Erfahrungen mit diesem Sachverhalt gemacht. In den Playoffs 2011 ging es im Halbfinale gegen Schwenningen nämlich in die andere Richtung. 4:1 führten die Eislöwen damals in eigener Halle gegen die Wild Wings, ehe diese mit vier Treffern binnen 134 Sekunden das Spiel zwischen der 57. und 60. Minute drehten. Schwenningen ging in der Serie damit mit 2:1 in Führung und gewann auch die folgenden beiden Partien zum Weiterkommen.
Damals wie heute war Thomas Popiesch Trainer der Eislöwen. Eishockey NEWS hat bei ihm nachgefragt.
Herr Popiesch, dieses Mal standen Sie auf der Siegerseite. Haben Sie zwischen der 50. und 55. Minute noch daran geglaubt?
Thomas Popiesch: "Man hat schon gesehen, dass die Mannschaft wollte und immer wieder marschiert ist. Aber wir waren oft in Unterzahl, da ist es schwer eine Aufholjagd zu starten. Und es ist auch nicht so entscheidend, was der Trainer glaubt. Wichtig ist, dass die Mannschaft bis zum Schluss an sich glaubt."
Kann man am Ende als Trainer überhaupt noch Einfluss nehmen oder entwickelt sich da eine Eigendynamik?
Popiesch: "Da entwickelt sich eine Eigendynamik. Natürlich kann man dem Team mit einigen Aktionen helfen, wenn man den Torhüter raus nimmt zum Beispiel. Aber am Ende versuchen dann halt die Spieler das Ding noch zu gewinnen, auch wenn man dann als Trainer oder Fan vielleicht bereits mit dem Unentschieden zufrieden ist."
Wenn so etwas in einem Derby passiert, dann ist das sicher doppelt schön.
Popiesch: "So ein Sieg ist immer etwas ganz spezielles. Und in einem Derby ist er noch spezieller. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir in den ersten 40 Minuten eigentlich wirklich nicht gut gespielt haben."
Tobias Welck