Kai Schmitz
Foto: Unverferth
Mit Bildergalerie: Eine mehr als beachtliche Aktion haben die Clubs des EHC Neuwied und der Saale Bulls Halle am Wochenende geplant. Wenn die Bären nur einem Tag nach dem Heimspiel gegen Halle am Freitagabend am Samstag dann in Sachsen-Anhalt antreten müssen, werden sie von einem Sonderzug ihrer Anhänger begleitet. Und um ein Zeichen gegen Gewalt im Eishockey zu setzen, werden die Neuwieder Fans am Bahnhof in Halle von den Fans der Saale Bulls abgeholt und marschieren dann gemeinsam mit Anhängern der IceFighters Leipzig und der EC Kassel Huskies zur Eishalle. Verteidiger Kai Schmitz, aktuell beim EHC Neuwied und ehemals bei den Saale Bulls, blickt auf das Event voraus:
Herr Schmitz, zwei Tage, zwei Spiele - beide gegen Halle. Ein stinknormales Wochenende oder was Besonderes?
Kai Schmitz (lacht): "Machst du einen Witz? Natürlich etwas ganz besonderes. Ganz ehrlich, für mich ist das der Höhepunkt der Saison. Wenn nicht sogar der Höhepunkt in meiner bisherigen Karriere. Die Spiele werden für mich der Wahnsinn."
Was fasziniert Sie so an Halle?
Schmitz: "Die Menschen sind gerade heraus. Es gibt nur schwarz oder weiß, kein grau. Entweder jemand mag dich oder nicht. Und das ist genau meine Mentalität. Menschen, die ich nicht mag, mit denen möchte ich mich auch nicht beschäftigen. Ich bin gerade und ehrlich heraus. Und so sind auch die Menschen in Halle. Ich habe dort noch immer sehr viele Freunde."
Verraten Sie ein bisschen was über den Eishockeystandort Halle, so Sie ihn kennengelernt haben.
Schmitz: "Für mich gehören die Bulls vom Potenzial her in die DEL2. Die Trainingsbedingungen sind sehr professionell. Man tut alles, damit die Spieler sich dort wohlfühlen. Die Wohnungen, das Umfeld - der Verein ist eine richtig gute Adresse im deutschen Eishockey."
Täuscht der Eindruck, oder haben Sie sich früher öfter auf dem Eis geprügelt als noch heute? Sind Sie ruhiger geworden?
Schmitz: "Ich finde schon. Aber auch die Gegner haben sich verändert. Ich habe mich über all die Jahre so viel geprügelt, dass ich natürlich einen gewissen Ruf habe. Deshalb ist es schwierig, jemanden zu finden, der sich noch mit mir prügeln will. Wenn ich manchmal frage: Wie sieht es aus, wollen wir? Dann bekomme ich meist zu hören: Neee, lass mal, mit dir nicht, da hab ich keinen Bock drauf. Aber im Grunde genommen bin ich auch froh, dass es so ist. Früher, als ich noch jünger war, habe ich mich durchaus auch mal einfach grundlos geprügelt. Heute nur noch, wenn es wirklich notwendig ist."
Zwei Spiele gegen Halle - haben Sie sich schon einen Gegner ausgeguckt für eine Schlägerei?
Schmitz (lacht): "Das würde ich nie im Leben machen. Wobei man sollte niemals nie sagen. Also sagen wir es so: Eigentlich könnte ich niemals auf ein Trikot schlagen, wo Saale Bulls draufsteht. Das käme grundsätzlich aus Respekt vor dem Verein und den Fans nicht in Frage."
Die Neuwieder Bären reisen mit einem Sonderzug nach Halle. Macht das die Sache zusätzlich besonders?
Schmitz: "Unbedingt. Wir haben großartige Fans in Neuwied, die schon viel auf die Beine gestellt haben in dieser Saison. Der Sonderzug in meine Heimat nach Halle wird was Großes werden. Die Stimmung im Stadion wird sicherlich außergewöhnlich sein. Und vielleicht werden die Fans im Nachhinein noch besser verstehen, warum ich mich nicht nur in Neuwied, sondern auch in Halle sehr, sehr wohl fühle. Diese Auswärtsfahrt - das wird mein Tag."
Leider gab es in Eishockey-Deutschland zuletzt auch negative Schlagzeilen nach diversen Fanausschreitungen - unter anderem wurden auch Neuwieder Fans in Duisburg verletzt. Die Partie steht deshalb unter dem Zeichen "Eishockeyfans gegen Gewalt".
Schmitz: "Und das finde ich auch sehr wichtig. Ich war schockiert nachdem ich gehört hatte, was da etwa in Duisburg passiert ist. Ich habe das Mädchen danach auch gemeinsam mit unserem Teammanager Carsten Billigmann im Krankenhaus besucht. Es wäre eine Katastrophe, wenn sich solche Vorfälle wiederholen würden. Natürlich bin ich ein Freund von gesunder Härte auf dem Eis. Aber neben der Eisfläche darf es dafür keinen Platz geben. Ich bin mir sicher, die Fans aus Neuwied, Halle, Leipzig und wo immer sie am Samstag auch herkommen, werden ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen."
Abschließend dein Tipp - wie gehen die beiden Spiele aus?
Schmitz: "Es ist bei uns ja derzeit schon wie verhext mit dem Tore schießen. Wenn wir die Köpfe frei bekommen und endlich wieder das spielen, was wir können, dann gewinnen wir das Heimspiel gegen Halle. In Halle wird es dann aber definitiv schwer."
Interview: Tom Neumann