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Donnerstag, 27. April 2017

32 Jahre als Schiedsrichter im Einsatz: Willi Schimm macht Schluss und blickt mit etwas Wehmut auf über 2.500 Spiele als Referee zurück

Schiedsrichter Willi Schimm hat nach 32 Jahren, in denen er international, für den DEB und die DEL im Einsatz war, seine Karriere beendet. Foto: City-Press

Mehr als 2.500 Spiele hat Willi Schimm in den vergangenen 32 Jahren geleitet. Eine unglaubliche Zahl! Aber jetzt ist für den 50-jährigen Oberbayern Schluss, aus familiären Gründen. Im Abschluss-Interview mit Eishockey NEWS spricht der Dauerbrenner der Referee-Gilde über Highlights in seiner Karriere, das Skandal-Spiel im Playoff-Viertelfinale im Jahre 2000 in Berlin und über seine Familie.

Herr Schimm, Sie haben in 32 Jahren über 2.500 Spiele gepfiffen. Gibt es einen konkreten Grund, warum Sie Ihre Karriere jetzt beenden?
Willi Schimm: "Ja. Mein Sohn ist sechs Jahre alt und in die Schule gekommen. Außerdem hat er begonnen, Eishockey zu spielen. Meine Lebensgefährtin, die mich zu allen meinen Spielen begleitet hat, kann das nicht mehr schaffen. Es ist einfach zu viel. Ich muss jetzt einfach mehr Zeit für meine Familie haben."

Zum Abschluss Ihrer Karriere durften Sie in Straubing das Finale der World Legends Hockey League leiten mit Stars wie Vyacheslav Fetisov, Igor Larionov oder Pavel Bure. Hätten Sie sich träumen lassen, noch einmal mit solchen Stars auf dem Eis zu stehen?
Schimm: "Eigentlich nicht. Ich hatte eine Woche zuvor offiziell aufgehört. Aber dann kam die Anfrage, und ich bin froh, dass ich zugesagt habe. Als vor dem Endspiel dann die Nationalhymnen von Tschechien und Russland erklangen, wurde es auch für mich sehr emotional. Ich habe meine 32 Jahre als Schiedsrichter vor meinem inneren Auge Revue passieren lassen und dabei gegen die Tränen kämpfen müssen."

Die wenigsten Spiele Ihrer langen Karriere waren so friedlich wie diese Partie. Erinnern Sie sich an Ihr Match mit den meisten Strafminuten?
Schimm: (überlegt) "Ich war eigentlich als Schiedsrichter bekannt dafür, dass ich mit Strafen nicht um mich werfe, aber das müsste in Berlin gewesen sein 1999 oder 2000."

Stimmt. Im DEL-Playoff-Viertelfinale 2000 zwischen den Capitals Berlin und Krefeld verteilten Sie 232 Strafminuten. 17 Sekunden vor dem Ende gab es eine Massenkeilerei. Sie haben anschließend die Trainer aufgefordert, die Spieler für die Zehn-Minuten-Strafen selbst zu benennen.
Schimm: "Ja, das stimmt. Die Strafbank musste aufgefüllt werden. Das war aber nicht das größte Problem. Mike Pellegrims und Pavel Gross, die beide damals noch für Berlin spielten, waren bei der Schlägerei auf dem Eis und haben mich aufs Übelste beschimpft. Außerdem standen sie im Weg rum, und da ist mir ein ,Hau ab, du Penner' rausgerutscht. Die beiden haben das mit einer eidesstattlichen Erklärung bezeugt. Ich wurde daraufhin in den Playoffs nicht mehr eingesetzt. Das darf dir als Schiedsrichter nicht passieren. Ich habe unwahrscheinlich viel aus diesem Spiel gelernt. Und nicht nur ich: Wegen dieser Vorfälle wurden von da an Psychologen in die Ausbildung der Schiedsrichter mit einbezogen. Das hat uns enorm weitergebracht."

Schiedsrichter wissen ganz genau, auf welche Spieler sie ein besonderes Augenmerk richten müssen. Wer stand bei Ihnen im Fokus und warum?
Schimm: "Einen John Craighead oder einen Sergio Momesso musste man schon im Auge behalten. Aber das ist nicht das Problem, wenn du vor dem Spiel auch die Linesmen auf diese Kameraden fokussierst. Außerdem musst du mit solchen Spielern auf dem Eis viel sprechen. Wie gut das funktioniert, sieht man bei Münchens Steve Pinizzotto, der am Ende in den Finals nicht mehr negativ aufgefallen ist."

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, ins Regelwerk einzugreifen, was würden Sie ändern?
Schimm: (überlegt) "Ich würde eine Coaches Challenge einführen, wie es sie in der NHL und auch in Österreich schon gibt. Der Trainer hat die Möglichkeit, nach einem Gegentor eine eventuelle Abseitsstellung per Video überprüfen zu lassen. Liegt er richtig, hat er eine zweite Option, liegt er falsch, ist seine Auszeit weg. So wird auf dem Eis nicht 30 Minuten über diese strittige Situation diskutiert, was für viel Unruhe sorgen kann."
Interview: Willi Lüdeking


Kurznachrichtenticker

  • vor 17 Stunden
  • Das deutsche U18-Nationalteam von Trainer André Rankel hat sein zweites Match bei der WM der Division IA in Dänemark gegen Ungarn mit 8:2 (2:1, 4:1, 2:0) gewonnen. Dustin Willhöft (zwei Tore, zwei Assists) und David Lewandowski (ein Treffer, drei Vorlagen) verzeichneten dabei jeweils vier Punkte.
  • gestern
  • NHL am Sonntag: St. Louis - Seattle 4:1 (Philipp Grubauer als Backup auf der Bank bei den Kraken), Vegas - Colorado 4:3 n.V., Chicago - Carolina 2:4 (Lukas Reichel mit einer Vorlage für die Blackhawks), Calgary - Arizona 6:5.
  • gestern
  • Bei der Frauen-WM in Utica (USA) hat sich Finnland die Bronzemedaille gesichert. Im Spiel um Platz 3 bezwangen die Finninnen den Vorjahresdritten Tschechien erst im Penalty-Schießen mit 3:2 (0:0, 2:1, 0:1, 0:0, 1:0). Für Finnland ist es der erste Medaillengewinn seit dem dritten Platz 2021.
  • gestern
  • Das Trainer-Duo in Bad Nauheim steht. Wie der DEL2-Club am Sonntag bekanntgab, wird Marc Vorderbrüggen der neue Assistent von Adam Mitchell. In der DEL2 sammelte Vorderbrüggen bereits bei den Ravensburg Towerstars und den Bayreuth Tigers Erfahrungen hinter der Bande.
  • gestern
  • Zum Auftakt der U18-Weltmeisterschaft Division I, Gruppe A in Dänemark feierte die DEB-Auswahl einen 3:2-Sieg gegen Österreich (0:1, 1:1, 2:0). Torschützen auf deutscher Seite waren Tobias Schwarz, David Lewandowski und Lenny Boos. Bereits am Montag trifft die deutsche U18 in Spiel 2 auf Ungarn.
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