Neuauflage eines Klassikers: Nico Sturm (weißes Trikot) und die DEB-Auswahl wollen die Schweizer Stars wie Nico Hischier wie 2023 im WM-Viertelfinale ausbremsen.
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Die Parallelen sind unübersehbar. Vier Siege in Serie zum Abschluss der Gruppenphase – genau wie im Vorjahr. Viertelfinale gegen die Schweiz – genau wie im Vorjahr. Ideale Voraussetzungen also für die nächste DEB-Erfolgsstory nach WM-Silber 2023? „Es geht von vorne los. Es ist eine neue Schweizer und eine neue deutsche Mannschaft“, sagt Moritz Müller vielmehr vor dem erneuten Duell der Erzrivalen am Donnerstagnachmittag (16.20 Uhr; live bei ProSieben, MagentaSport und Sportdeutschland.TV).
Doch auch der DEB-Kapitän kennt selbstredend die Bilanz der jüngeren Vergangenheit mit deutschen Siegen gegen die Eidgenossen im WM-Viertelfinale 2023 und 2021 sowie in der Viertelfinalqualifikationsrunde bei den Olympischen Winterspielen 2018. „Die Geschichten der letzten Jahre kann man nicht wegmachen, sie sind das Öl im Feuer“, weiß Müller – ein Öl, welches für einen enormen Erfolgsdruck insbesondere auf Schweizer Seite sorgt. Das insgesamt fünfte Viertelfinalaus in Folge wäre für das hochkarätig besetzte Team um NHL-Stars wie Roman Josi, Nico Hischier oder Kevin Fiala eine herbe Enttäuschung, das Schweizer Journalisten-Urgestein Klaus Zaugg ernannte die Mannschaft von Head Coach Patrick Fischer mit ihrem „perfekten Mix aus Magie und Maloche“ bereits zum Favoriten – trotz der schlechten Erfahrungen mit der deutschen Auswahl.
„Wenn die das so sehen, nehme ich die Rolle gerne an“, kommentiert Harold Kreis den Status als (vermeintlicher) Underdog. „Wir wissen, dass die Schweiz eine gute Mannschaft ist, die eine starke Vorrunde gespielt hat und auf vielen Positionen sehr gut besetzt ist“, sagt der Bundestrainer einerseits, doch auch sein eigenes Team gehe „mit einer breiten Brust und einer gesunden Portion Selbstbewusstsein“ in die Partie. „Es wird ein Kampf um jeden Zentimeter Eis.“
Der 65-Jährige hat eine klare Vorstellung davon, was seine Schützlinge gegen den Weltranglistensiebten – Deutschland ist Fünfter – erwartet und wie sie damit umzugehen haben. „Die Schweizer sind schnell, haben ein sehr gutes Umschaltspiel und sind generell in der Vorwärtsbewegung. Es ist wichtig, dass wir defensiv in einer guten Position stehen und mit der Scheibe sorgfältig umgehen, wenn wir sie haben“, sagt Kreis, der auch vor dem starken Schweizer Powerplay (Quote: 32,3 Prozent), dem zweiterfolgreichsten des Turniers hinter dem deutschen (35,3), warnt. Disziplin sei also gefordert, „aber das heißt nicht, dass wir nicht hart in die Zweikämpfe gehen. Es wird ohne Zweifel hart zugehen in den Zweikämpfen.“
Ohnehin liegt für die DEB-Auswahl in Härte und Körperlichkeit womöglich das Erfolgsrezept gegen die läuferisch wie spielerisch starken, filigranen Schweizer. „Sie werden sich auf jeden Fall unwohl fühlen, wenn wir physisch spielen“, sagt Verteidiger Tobias Fohrler, während Nico Sturm fordert: „Es muss eklig sein für die. Wir müssen körperlich da sein und der Gegner vom ersten Wechsel an dass Gefühl haben, dass es ein langer Nachmittag wird.“ Der NHL-Center von den San Jose Sharks sieht einen potenziellen Vorteil für das deutsche Team auch in der mäßigen Eisqualität in Ostrava: „Für die Mannschaft, die das Spiel macht und viel die Scheibe hat, ist es schon frustrierend, wenn viel Schnee auf dem Eis liegt und die Scheibe springt. Und wir werden die Scheibe sicher einen Tick weniger haben als gegen Kasachstan oder Lettland.“
Nicht nur deshalb findet es Kreis, der gegen die Schweizer voraussichtlich auch wieder auf den gegen Frankreich angeschlagen ausgeschiedenen und in der Mittwochseinheit ebenso wie Maksymilian Szuber und Marc Michaelis noch geschonten Flügelstürmer Parker Tuomie zurückgreifen kann, „angenehm“, dass sein Team am Vorrundenspielort bleiben durfte und vor dem Viertelfinale nicht reisen musste – der Konstellation in Gruppe A sei Dank. „Die Umgebung ist uns vertraut, mental sind wir alle gut vorbereitet“, sagt der Bundestrainer. Doch das heißt selbstredend nicht, dass seine Schützlinge Ostrava gar nicht mehr verlassen möchten. „Wir wollen alle nach Prag. Das ist unser großes Ziel“, erklärt Angreifer Dominik Kahun vielmehr. Die Voraussetzung dafür ist der nächste K.-o.-Sieg gegen die Schweiz.
Stefan Wasmer