Kapitän Novotny verlässt die Prager schon einmal in Richtung Yaroslavl, Azevedo in Richtung Kazan.
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Vor zwei Monaten stand die O2-Arena in Prag noch Kopf, als die Löwen in die Manege zogen und auf deren Eis brillierten. Der HC Lev Prag und Metallurg Magnitogorsk lieferten sich da noch eine begeisternde Endspielserie um den Gagarin Cup. Die Löwen kapitulierten erst nach der siebten Partie, doch nun stehen sie vor dem totalen Zusammenbruch - dem tschechischen KHL-Verein fehlt das Geld für eine weitere Saison!
Am Mittwoch gaben viele Prager Medien bereits die Nachricht heraus, dass der HC Lev finanziell am Ende sei. Daraufhin meldeten sich jedoch die beiden Mehrheitseigner des Vereins - der Russe Jewgeni Myschkowski und der Tscheche Petr Speychal - auf der Webseite der Löwen zu Wort. Von ihnen wurde bestätigt, dass man Probleme habe mit der Finanzierung der nächsten Saison und die Möglichkeit bestehe, dass der HC Lev zur Spielzeit 2014/15 nicht mehr in der KHL antreten werde. Zurzeit werde jedoch intensiv verhandelt und eine endgültige Entscheidung über das Schicksal des Prager Clubs werde erst am kommenden Montag fallen. Alle anderen Informationen seien im Moment nur reine Spekulation, hieß es.
Fest steht aber, dass die Geldnöte der Prager mit dem russischen Energieriesen Gazprom zusammenhängen. Der Gaskonzern, mit dem die Geschäfte der Clubinhaber weitgehend verknüpft sind, wird seine Zuwendungen für den Eishockeysport deutlich kürzen. Vermutlich trägt auch die instabile Situation in der Ukraine dazu bei, dass man bei Gazprom jetzt andere Prioritäten setzt.
Von der aktuellen Situation beim Vizemeister der KHL sind die Spieler (14 von ihnen stehen bei den Pragern unter Vertrag) wie die Fans gleichermaßen geschockt. Der tschechische Nationalverteidiger Ondrej Nemec: "Von den Eignern wie den Managern wurde mir ständig versichert, dass es weitergeht. Und jetzt kommt diese schockierende Information. Doch noch ist das alles inoffiziell."
Wie Nemec klammert sich auch Lev-Kapitän Jiri Novotny noch an den letzten Strohhalm. Andererseits wirkt er schon ein wenig nachdenklich: "Wenn es so kommen sollte, wonach es derzeit aussieht, dann wäre das jammerschade. Vor allem für die Fans." Und Nemec ergänzt: "Wenn das Aus des Clubs amtlich werden sollte, wäre das eine große sportliche Tragödie. Zum einen für die KHL, aus der sich binnen zehn Tagen gleich zwei Vereine (zudem Donetsk) zurückziehen würden, doch hauptsächlich für den HC Lev. In den zwei Jahren seit seiner Gründung hat sich der Club nämlich in der KHL wie in Tschechien einen sehr guten Namen gemacht."
Lothar Martin