Philipp Grubauer am Samstag auf der Bank beim Spiel gegen Italien. Gegen Lettland dürfte er im Tor stehen - auch in der NHL möchte er die Nummer eins sein.
Foto: Huebner
Philipp Grubauer stand am Samstag nicht im Mittelpunkt, alle Augen waren auf Leon Draisaitl gerichtet. Grubauer saß beim 4:1 gegen Italien auf der Bank, trotz der späten Ankunft am Mittag aus den USA kommend ein Wunsch von ihm, um schon im Warmup ein paar Schüsse zu bekommen und sich so wieder an die große Eisfläche zu gewöhnen.
Am Sonntagvormittag stand er nun als einziger deutscher Spieler auf dem Eis und absolvierte mit Torwarttrainer Patrick Dallaire und Tobias Abstreiter eine Einheit: "Es war gut, das ich wieder auf dem Eis war und mich an die Fläche gewohnt habe. Die Winkel sind anders, das Eis größer. Am Montag geht es dann mit der Mannschaft weiter."
Diese wird sich am Vormittag auf das Endspiel um das Viertelfinale gegen Lettland (Dienstag, 20.15 Uhr live bei SPORT1) vorbereiten. Grubauer, der dann voraussichtlich zum Einsatz kommen wird, denkt dabei an das Kollektiv: "Es sind nicht Leon oder ich, oder die NHL-Spieler. Es ist immer noch ein Mannschaftssport. Wir müssen als Mannschaft die Leistung bringen und Druck machen. Wir müssen in erster Linie von der Strafbank wegbleiben. Wenn wir Spaß haben und unser Spiel spielen, dann klappt das schon."
Beim letzten Pflichtspiel gegen Lettland stand auch er zwischen den Pfosten - das war am 4. September beim 3:2-Sieg in Riga während der Olympiaqualifikation. Grubauer spielte ein souveränes Turnier, schaffte zwei Shutouts und war ein mehr als sicherer Rückhalt. "Klar blicken wir auf damals zurück", sagt er. Aber es hat sich viel geändert. Bei beiden sind neue Spieler im Kader." Dass es ein Endspiel oder "Spiel 7" (nicht nur sprichwörtlich, sondern auch tatsächlich im Turnier) ist, hat sich nicht geändert.
Was sich ändern kann, ist Grubauers Team in der NHL. Sein Vertrag bei den Washington Capitals ist ausgelaufen. Zwar durfte er in dieser Saison insgesamt 24-mal ins Tor der Washington Capitals, kam in den Playoffs und der entscheidenden Phase nie zum Einsatz. Er selbst sprach deshalb offen über die Spekulationen um den neuen Club aus Las Vegas, der beim Expansion Draft je einen Spieler eines Clubs ziehen darf, ins Spiel. "Es gibt auch viele Spekulationen, weil unser alter General Manager George McPhee dort tätig ist", sagte er. Es könne gut sein, dass er einige Spieler aus Washington holen wolle - zumal nach dem erneuten frühen Aus des Favoriten auf den Stanley Cup bei den Caps Veränderungen anstehen können.
Denn Grubauer möchte die Nummer eins sein. Noch nie hatte er so gute Statistiken wie in dieser Saison: Dreimal spielte er zu Null - und das bei nur 24 Einsätzen. Sein Gegentorschnitt lag bei 2,05, seine Fangquote bei 92,6 Prozent. Er war einer der stärksten Backups der NHL. "Natürlich wäre es auch schön, in Washington zu bleiben, aber ich würde gerne spielen, möchte die Chance bekommen, einmal Nummer eins zu sein." Die dürfte er am Dienstag bekommen. Dann werden nicht nur Augen auf Leon Draisaitl gerichtet sein, sondern auch auf Philipp Grubauer.
Michael Bauer