Dimitrij Kotschnew, ehemaliger Nationaltorhüter in Diensten der Hamburg Freezers, will nun den Umstieg ins Berufsleben schaffen. Foto: City-Press
Es gibt Spieler, die unmittelbar nach der aktiven Karriere als Trainer oder Manager dem Eishockey treu bleiben. Nicht so Dimitrij Kotschnew. Um den ehemaligen deutschen Nationaltorhüter ist es seit dem Ende der Hamburg Freezers ruhig geworden. Im nachfolgenden Interview spricht Kotschnew über seine Zeit in Russland, die Zeit nach dem Aus der Freezers und seinen geplanten Umstieg ins Berufsleben.
Herr Kotschnew, Sie kommen frisch aus dem Urlaub. Wo waren Sie?
Dimitrij Kotschnew: "Wegen unserem Kind konnten meine Frau und ich Elternzeit nehmen. Wir nutzten die freie Zeit aus und waren seit März unterwegs. Zunächst waren wir in Australien. Danach sind wir noch durch Europa getourt. Während der Profikarriere blieb dafür keine Zeit."
Das DEL-Aus der Hamburg Freezers war auch Ihr Karriereende. Was machen Sie jetzt?
Kotschnew: "Ich war bereits 35 und hätte ohnehin nicht mehr lange gespielt. Aus familiären Gründen kam ein Umzug nicht in Frage. Ich will nun mein Studium abschließen und den Umstieg in das Berufsleben schaffen. Daneben ist mir meine Rolle als Familienvater sehr wichtig."
Können Sie sich vorstellen irgendwann wieder zum Eishockey zurückzukehren?
Kotschnew: "Zufällig helfe ich diese Woche bei einem Nachwuchscamp in Hamburg aus. So kann ich etwas von meiner Erfahrung an die Kids weitergeben. Es wird aber erstmal eine einmalige Sache bleiben."
Hamburg, Iserlohn, Nürnberg, Straubing und dann wieder Hamburg. Sie haben die komplette deutsche Eishockeylandkarte durch
Kotschnew: "Ich wollte alles mal mitnehmen. Mit der Zeit lernt man alle DEL-Standorte kennen. Eishockey ist einfach ein Wahnsinns-Sport. Schade, dass man irgendwann zu alt dafür wird und aufhören muss."
Dazwischen lag ein vierjähriger Abstecher nach Russland. Über das Eishockey in Russland hört man immer wieder kuriose Geschichten...
Kotschnew: "Da ich in der damaligen Sowjetunion aufgewachsen bin und die Sprache beherrsche, war es für mich nichts Unbekanntes. Es war mehr ein Ausbrechen aus dem DEL-Alltag. Für einen Kanadier ist Russland hingegen erstmal ein Kulturschock. Da wundert es mich nicht, wenn kuriose Geschichten entstehen. Allgemein muss man aber anmerken, dass mit Ausnahme von vier/fünf Clubs überall sehr professionelle Strukturen vorherrschen."
Sie spielten die Saison 2010/11 bei Lokomotiv Yaroslavl. Kurz nach Ihrem Abschied ereignete sich die Flugzeugkatastrophe mit vielen Ihrer ehemaligen Teamkollegen an Bord. Wie haben Sie das Ereignis erlebt?
Kotschnew: "Mir fällt es immer noch schwer über diese Tragödie zu sprechen. Ich habe den Großteil der Jungs bestens gekannt. Eine Woche zuvor haben wir noch bei einem Turnier gegeneinander gespielt und waren gemeinsam Kaffee trinken. Dann kommt plötzlich während unseres Eröffnungsspiels in Ufa der Ligapräsident auf das Eis, bricht das Spiel ab und erklärt, was gerade passiert ist. Ich konnte das einfach nicht begreifen und fand es komplett irreal."
Interview: Sebastian Saradeth