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Ob und wann es eine Verzahnung zwischen den beiden Profi-Ligen im deutschen Eishockey gibt, ist mit dem Schiedsgerichtsurteil vom Donnerstag weiter offen. Dass auch der zweite Anlauf der DEL2-Clubs in Sachen Auf- und Abstieg zur DEL am Ende nicht von Erfolg gekrönt war, kommt einer klaren Niederlage der gesamten Sportart gleich und ist zusätzlich ein harter Schlag ins Gesicht der Fans aus dem Unterbau. Denn: Bei dem ganzen Hickhack der letzten Monate ging es auch um die Perspektive einer Liga, die sich nun erst einmal neu ausrichten und sammeln muss. Das Echo der Fans auf die erneut gescheiterte Verzahnung der beiden deutschen Profi-Ligen dürfte jedenfalls drastisch ausfallen.
Das Eishockey wird damit in Deutschland weiter eine Sonderrolle ausfüllen - sicher nicht das richtige Signal für die Zukunft der Sportart. Viele Fans und Beobachter sind inzwischen sogar müde geworden, über das Thema länger zu diskutieren. Aber es geht um viel, gerade an Standorten wie Frankfurt und Kassel, aber auch beim "Schwarzen Peter" Bietigheim. Ein Treffen der DEL2-Clubs am 22. Januar wird sicher Aufschluss darüber geben, wie die künftige Marschroute der Liga aussehen könnte. Lohnt sich ein weiterer Anlauf in Sachen Verzahnung? Fest steht: Für die Fans und das Image beider Ligen wäre eine Verzahnung ein Zeichen des Aufbruchs gewesen.
Freilich zeigt das Urteil des Schiedsgerichts auch, dass die Unterschiede in Sachen Professionalität zwischen DEL und DEL2 nach wie vor riesengroß sind. Wenn ein Proficlub wie Bietigheim trotz wochenlanger Vorbereitung nicht in der Lage ist, eine wasserdichte Bürgschaft zu hinterlegen, dann hat er im Profizirkus nichts zu suchen. Diesen Schuh müssen sich nun aber auch die anderen Bewerber anziehen - und das ist doppelt bitter.
Bitter auch, dass dieser Schiedsspruch all jene bestätigt, die vor einer Verzahnung gewarnt hatten. Die Gefahr, dass sich Clubs im Kampf um Auf- und Abstieg finanziell übernehmen, ist absolut gegeben. Auch die Schieflage, in die ein Absteiger aus dem Oberhaus kommen kann, ist ein Argument gegen den normalen Rhythmus im deutschen Sport. Als bitteres Fazit bleibt allerdings: Das Urteil des Schiedsgerichts ist zwar oberflächlich gesehen ein Sieg für die DEL und ihre 14 Clubs, aber eine Niederlage für den Sport!
Sebastian Groß/Wolfgang Karl