Nach dem entscheidenden Penalty und der damit verbundenen erfolgreichen Titelverteidigung kannte die Freude bei der Tre Kronor keine Grenzen.
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Viel spannender und packender kann ein Eishockeyspiel eigentlich gar nicht sein: Wie schon im vergangenen Jahr wurde das Endspiel der Eishockey-Weltmeisterschaft erst im Penalty-Schießen entschieden, und wie bereits in Köln hatte die schwedische Nationalmannschaft dort auch diesmal das glücklichere Ende für sich. Die Tre Kronor gewannen das hochklassige Finale der WM 2018 in Dänemark am Sonntagabend nach einem zweimaligen Rückstand gegen die Schweiz noch mit 3:2 (1:1, 1:1, 0:0, 0:0, 1:0) im Shootout und sicherten sich damit ihren insgesamt elften WM-Titel. Für die Nordeuropäer ist es zudem die erste erfolgreiche WM-Titelverteidigung seit dem Jahr 1992. Die Schweizer müssen dagegen weiter auf ihren ersten WM-Titel warten, doch die dritte Silbermedaille nach 1935 sowie 2013 ist nichtsdestotrotz ein herausragender Erfolg für die Eidgenossen.
Fast 12.500 Zuschauer in der selbstverständlich ausverkauften Kopenhagener Royal Arena, die angesichts der geographischen Nähe wenig überraschend fest in schwedischer Hand war, sahen ein von Beginn an hochklassiges, intensives Endspiel, in dem beide Mannschaften insbesondere läuferisch sofort vollauf überzeugen konnten. Dabei waren es in den ersten Spielminuten speziell die Schweizer, die mit einer aggressiven, selbstbewussten Spielweise beeindruckten und sich in der Anfangsphase einige gute Tormöglichkeiten erarbeiteten. Im weiteren Verlauf des ersten Drittels wurde das schwedische Spiel allerdings immer druckvoller, und der Favorit erspielte sich ein Chancenplus.
Mitten hinein in die schwedische Überlegenheit ging dann jedoch plötzlich die Schweiz in Führung: Nach einer starken Einzelaktion von Verteidiger Roman Josi verlor die schwedische Defensive in der 17. Spielminute kurzzeitig den Überblick, und Nino Niederreiter staubte im zweiten Versuch zum 1:0 für den Außenseiter ab. Die Schweden zeigten sich von diesem Gegentreffer allerdings nur wenig beeindruckt und kamen nur 76 Sekunden später bereits zum Ausgleich: Gustav Nyquist blockte einen Schuss seines Mannschaftskameraden Mattias Ekholm und setzte die Scheibe zum 1:1 in den Winkel des Schweizer Gehäuses. Mit diesem Zwischenergebnis sollte es dann auch in die erste Drittelpause gehen.
Nur etwas mehr als drei Minuten nach Beginn des zweiten Abschnitts gelang der Schweiz jedoch der erneute Führungstreffer: Nach einem schlechten Wechsel der Schweden war Timo Meier im Powerplay plötzlich allein auf weiter Flur und traf aus halbrechter Position zum 2:1 ins lange Eck. In der Folge blieben die Schweizer mit ihren schnell und zielstrebig ausgespielten Kontern zwar hin und wieder torgefährlich, doch mehr Spielanteile hatten im zweiten Drittel eindeutig die Schweden, die das Schweizer Team von Head Coach Patrick Fischer immer wieder in seiner eigenen Zone einschnürten. Der erneute Ausgleich für die Tre Kronor durch Mika Zibanejad, der in der 35. Spielminute im Powerplay mit einem platzierten und zudem verdeckten Schlenzer das 2:2 erzielte, war daher mehr als verdient. Erst in der Schlussphase des mittleren Abschnitts fanden die Schweizer wieder besser in die weiterhin hochklassige und packende Partie und setzten nun auch wieder mehr Offensivakzente, doch zur zweiten Drittelpause blieb es beim 2:2.
Im dritten Abschnitt sollten die Zuschauer in der ausverkauften Royal Arena dann ein ähnliches Bild wie über weite Strecken des zweiten Drittels beobachten: So setzten die Schweizer zwar weiterhin ihre nicht ungefährlichen offensiven Nadelstiche, doch eindeutig mehr vom Spiel hatten wiederum die in der gegnerischen Zone mit vielen geschickten Positionswechseln agierenden Schweden. Auch weil sie mit Leonardo Genoni, der unter anderem 20 Sekunden (!) vor dem Ende der regulären Spielzeit einen Alleingang Ekholms entschärfte, einen hervorragend aufgelegten Goalie hatten, konnte die Schweiz dem großen schwedischen Druck jedoch standhalten und schaffte es in die Vier-gegen-vier-Verlängerung. Die Spannung wurde in diesem packenden WM-Endspiel also bis auf die Spitze getrieben!
Die Overtime war geprägt von taktischen Gesichtspunkten und starker Defensivarbeit beider Mannschaften. Sowohl die Schweden als auch die Schweizer vermieden nun das allerletzte Risiko. Insgesamt hatten die Tre Kronor zwar weiterhin etwas mehr Puckbesitz, und das Team von Trainer Rikard Grönborg kam dem Siegtor in der Verlängerung mit zwei Aluminiumtreffern durch die Verteidiger John Klingberg und Adam Larsson (zwei Sekunden vor dem Ende der Overtime!) zweimal ganz nahe, doch die Schweiz, die durch Kevin Fiala ebenfalls eine absolute Großchance in der Verlängerung hatte, hielt gegen die favorisierten Schweden hervorragend dagegen und gestaltete die Begegnung nun deutlich ausgeglichener als über weite Strecken der regulären Spielzeit. So brachte auch die Overtime keine Entscheidung, und es kam zum ultimativen Showdown um den WM-Titel, dem Penalty-Schießen.
Und auch das Shootout bot den Zuschauern noch einmal Dramatik pur. So legten die Schweizer durch Sven Andrighetto zunächst sogar das erste Tor vor, doch während alle weiteren Penalty-Schützen der Eidgenossen Schwedens Goalie Anders Nilsson nicht bezwingen konnten, trafen Defender Olivan Ekman Larsson sowie Filip Forsberg für die Tre Kronor und bogen das Shootout damit noch um - die Titelverteidigung war perfekt!
Stefan Wasmer