Löwen-Geschäftsführer Stefan Krämer.
Foto: Hübner
Stefan Krämer, der Geschäftsführer der Löwen Frankfurt, war in der Vergangenheit oft in den Schlagzeilen. Seit der Einstellung von Franz Fritzmeier als Sportdirektor hat sich das geändert. Im ersten Teil unseres ausführlichen Interviews spricht Krämer über eben diese Veränderungen unter Fritzmeier, das finnische Trainerteam und das neue Konzept der Frankfurter, in dem junge Spieler viel Einsatzzeiten erhalten.
Der zweite Teil des Interviews folgt am Samstag.
Herr Krämer, vor 14 Monaten haben die Löwen Frankfurt entschieden, sich in der sportlichen Führung neu aufzustellen und Franz Fritzmeier installiert. Welche Schulnote geben Sie dieser Maßnahme?
Stefan Krämer: "Zunächst: Die Entscheidung war zu 100% richtig. Ich habe im Eishockey noch nie jemanden erlebt, der so viel und gewissenhaft arbeitet, wie Franz-David Fritzmeier. Franz ist extrem kompetent und steht bedingungslos für unser neues sportliches Konzept ein. Von daher will ich nach 14 Monaten die Schulnote Eins vergeben. Wir haben gemeinsam bisher alles richtig gemacht."
Was gefällt Ihnen konkret in der Zusammenarbeit mit Franz Fritzmeier und den drei finnischen Trainern und wie bewerten Sie diese?
Krämer: "Franz passt perfekt zu den Löwen und auch zu mir als Kopf der Organisation. Er ist ein tadelloser Mensch und wie er an die Themen herangeht, dies imponiert mir sehr. Er ist positiv eingestellt und überlässt nichts dem Zufall. Franz arbeitet akribisch und stößt proaktiv die Optimierung vieler Prozesse an. Genau das hat uns gefehlt. Wir müssen und wollen besser werden. In allen Belangen, auch wenn wir in vielen Punkt schon jetzt gut sind. Im Vergleich zu den Sportdirektoren der Vergangenheit ist Fritzmeier sicher das Beste, was den Löwen passieren konnte. In der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam gefällt mir, dass er immer präsent ist. Er steht täglich im Dialog mit den Trainern, hält sich aber in den Punkten zurück, die aus seiner Sicht Themen der Trainer sind. Er lässt die Trainer in Ruhe arbeiten, greift aber genau dann ein, wenn es mal etwas zu regulieren gibt. Zum Beispiel war er in der Kabine und hat nach der Niederlagenserie Präsens gezeigt, ohne aber die Ruhe zu verlieren. Dabei ist er äußerst loyal zu den Trainern und dies wissen diese sehr zu schätzen. Ich selbst habe mit unseren Trainern direkt nicht viel zu tun. Klar sieht man sich an den Spieltagen und auch mal in der Geschäftsstelle. Ein großer sportlicher Dialog findet da aber nicht statt. Dafür haben wir einen Sportdirektor. Was ich aber von den drei mitbekomme ist sehr positiv und erfrischend. Ich spüre, dass die drei Jungs Spaß am Job haben, ihre Möglichkeiten hier in Frankfurt sehr zu schätzen wissen und sie hart für den Erfolg der Löwen arbeiten. Ich bin auch hier sehr zufrieden."
Sie persönlich sind in den letzten Jahren oft positiv wie auch negativ in den Schlagzeilen gewesen, weil Sie ein gefragter Ansprechpartner der Presse waren. Zuletzt ist es eher still um Ihre Person geworden. Hat dies mit der Person Franz Fritzmeier zu tun?
Krämer: "Ja, auf jeden Fall. Wie gesagt, ich vertraue Franz sehr. Er regelt den sportlichen Bereich und ich muss nicht eingreifen. Er spricht mit der Presse und ist dafür verantwortlich, dass alles in geordneten Bahnen läuft. Dies habe ich in der Vergangenheit schon anders erlebt. Das war auch der Grund, warum ich in den Jahren zuvor auch öffentlich mehr einschreiten musste. Meine jetzige Rolle gefällt mir deutlich besser. Ich kann im Hintergrund an strategischen Themen arbeiten, die vor allem die Zukunft der Löwen betreffen und sehr wichtig sind."
Im Kader der Löwen fand vor der Saison ein großer Umbruch statt. Die Löwen setzen vermehrt auf junge talentierte deutsche Spieler, die neben gestandenen Profis auf dem Eis stehen. Wie viel Spaß macht es, Spieler wie Leon Hütll, Mike Fischer oder die Eisenmenger Brüder in Frankfurt zu haben?
Krämer: "Sehr, sehr viel Spaß. Bis vor einem Jahr standen Frankfurter Clubs als Synonym für eine Sackgasse für junge deutsche Spieler. Und wenn mal einer zu uns kam, wie zum Beispiel Lukas Laub, dann war das eher Zufall. Das war bei den Lions nicht anders. Durch unser neues Konzept, welches wir konsequent durchziehen, hat sich innerhalb der letzten 12 Monate unser Ruf in Eishockeydeutschland komplett verändert. Die Löwen Frankfurt sind zum ersten Mal überhaupt ein interessanter Standort für junge deutsche Spieler. Unsere deutschen Jungs bekommen viel Eiszeit in allen Situationen und dürfen auch Fehler machen, werden täglich gefördert und gefordert. Wenn ich die Entwicklung von Leon Hüttl sehe, dann geht mir das Herz auf. Die Eisenmenger Brüder haben sich langfristig an uns gebunden. Mike Fischer bleibt bei uns. Und es werden mindestens noch zwei weitere deutsche U-Nationalspieler zu uns kommen. Darauf bin ich sehr stolz. Auf der anderen Seite haben wir aber auch den Druck, erfolgreich zu sein. Deshalb haben wir auch gestandene Spieler wie Mitchell oder Lewandowski, um nur zwei von mehreren zu nennen. Oder ein Max Faber, der sich bei uns prächtig entwickelt hat und zum absoluten Leistungsträger geworden ist."
Sportlich belegen die Löwen den ersten Tabellenplatz nach der Hauptrunde. Wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonverlauf?
Krämer: "Wir hatten einen tollen Saisonstart und bewegen uns seit Beginn an in den vorderen Rängen. Selbst nach der einen oder anderen kleinen Krise war ich nicht nervös. Die Trainer und die Mannschaft arbeiten hart. Die Mischung aus Jung und Alt stimmt. Es macht Spaß unsere Spiele anzuschauen und von daher können wir sicher sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf sein. Man darf nicht vergessen, dass wir die jüngste Mannschaft der Liga stellen."
Ja, die Löwen haben eine junge Mannschaft, aber sicher keine billige, oder?
Krämer: "Natürlich haben wir hohe Ausgaben, aber wir investieren in unsere Struktur und Zukunft. Wir beschäftigen drei Trainer, darunter einen Torwart-Trainer. Hinzu kommt on top ein Sportdirektor. Das sind vier Personen in der sportlichen Verantwortung. Zudem haben wir einen Fitnesstrainer, der uns Full-Time zur Verfügung steht und arbeiten mit dem besten Reha-Zentrum in Rhein-Main zusammen. Das muss man erst einmal stemmen und ist für die DEL2 sicher einmalig. Andere DEL2-Clubs haben einen Trainer und den Geschäftsführer, manchmal vielleicht noch einen Co-Trainer. Wir wollen heute schon professionelle Strukturen schaffen, professionelle Nachwuchsförderung betreiben und dabei gleichzeitig erfolgreich sein. Ich sehe diese Ausgaben als Investition in die Zukunft, dazu wertet es unseren Standort auf. Wir sind attraktiv für Spieler und haben als Club eine Menge zu bieten. Unsere jungen Deutschen sollen idealerweise das Gesicht der Löwen in der DEL sein. Aber sie bekommen die Zeit die sie brauchen. Unsere Mannschaft ist stark genug auf allen Positionen. Das kostet Geld."
Interview: Frank Gantert