DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch (links) und Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch (rechts) bei der Auftaktpressekonferenz der Liga 2015.
Foto: imago images/Pressefoto Baumann
Die Meldung, wonach die Bietigheim Steelers als einziger DEL2-Club keine Lizenz für die DEL2-Saison 2020/21 erhalten haben, schlug in der vergangenen Woche hohe Wellen. Damit gesellt sich der Club zum EV Landshut (2015) und dem SC Riessersee (2018). Im Interview mit Eishockey NEWS (hier die aktuelle Ausgabe bestellen) spricht DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch über die Gründe der Lizenz-Verweigerung für die Steelers. Das sportliche Aushängeschild der letzten DEL2-Dekade (von 2013 bis 2018 stets im Playoff-Finale; Meister 2013, 2015 und 2018) stolperte in der Lizenzprüfung 2020 über seine Altlasten und über mehrfach verpasste Fristen – und geht nun vors DEL-Schiedsgericht.
Herr Rudorisch, es ist nie schön, als Liga einen Club zu verlieren: Wie kam es in Ihren Augen dazu, dass die Bietigheim Steelers das DEL2-Lizenzprüfungsverfahren nicht bestanden haben? Und wann ist die Entscheidung gefallen?
René Rudorisch: „Das Lizenzprüfungsverfahren der DEL2 dient dazu, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Clubs zu überprüfen und diese durch die Clubs nachweisen zu lassen. Diesen Nachweis konnten die Bietigheim Steelers bis zum Abschluss des Lizenzprüfungsverfahren nicht erbringen. Insofern blieb dem Aufsichtsrat der ESBG am 30. Juni keine andere Wahl als die Lizenz zu verweigern.“
Wie war der Kontakt zwischen Liga und Club während der vergangenen Wochen und der Prüfungsphase?
Rudorisch: „Die Lizenzordnung sieht vor, dass die Clubs bis zum 24. Mai ihre Unterlagen gemäß den Vorgaben der Liga zur Lizenzprüfung einreichen. Im Nachgang der Einreichung werden die Unterlagen geprüft und bestehende Fragen mit den Clubs besprochen. Im Falle von größeren Problemen bei der Erfüllung der Vorgaben der Lizenzordnung folgt zusätzlich eine Anhörung mit dem Club. Infolgedessen gibt es noch einmal eine Woche Frist für die Einreichung weiterer Unterlagen. Insofern standen wir regelmäßig im Austausch, auch mit den Bietigheim Steelers.“
Die Steelers sprechen in ihrer Stellungnahme von Altlasten, die hauptverantwortlich für das Aus sind, berufen sich aber dennoch auch auf die aktuelle Ausnahmesituation am Sponsorenmarkt aufgrund der Corona-Krise: Wie passt das zusammen?
Rudorisch: „Grundlegend beruhen die aktuellen Probleme, wie von den Steelers beschrieben, im Wesentlichen auf Altlasten, die der Club in den vergangenen Jahren nicht abbauen konnte. Den Zusammenhang zu einer aktuellen Ausnahmesituation muss der Club erklären. Die bilanzielle Überschuldung muss abgedeckt sein. Diesen Hauptpunkt muss man normalerweise schon zum 24. Mai klären, spätestens aber vor Ende der Lizenzprüfung – so wie bei jedem anderen Club auch. Letztes Jahr wurden die Auflagen, die für die Lizenzprüfung notwendig sind, erfüllt. Dieses Jahr nicht.“
Stellungnahme des Fanrats der Bietigheim Steelers.
Foto: Screenshot Facebook (Fanrat der Bietigheim Steelers)
Die Geschäftsführung der Steelers gewährte nach der Lizenz-Verweigerung durch die Liga auch Fanvertretern des Clubs Einsicht in die Prüfungsunterlagen. Diese Laien, wie sie sich selbst bezeichneten, kamen zu dem Urteil: „Die in der Nachfrist gestellten Forderungen wurden unser Erachtens fristgerecht eingereicht.“ Was sagen Sie zu diesem Fazit der Bietigheimer Fanbeauftragten?
Rudorisch: „Zunächst finde ich es verwunderlich, dass man Schriftverkehr der Lizenzprüfungen offenlegt. Das allerdings von einem Gremium von Fans bewerten zu lassen, die selbst zugeben, sich mit der Materie wenig auszukennen, ist schon relativ befremdlich – um dann auch noch eine offizielle Wertung abzugeben. Die Bürgschaften der Steelers, welche unter anderem fehlten, tragen das Ausstelldatum 3. Juli. Sie können demnach gar nicht vorgelegen haben. Man sollte sich inhaltlich solche Sachen genau anschauen und überlegen, ob man in der Lage ist, auf den Sozialen Medien offiziell Stellung zu beziehen.“
Interview: Sebastian Groß
Das komplette doppelseitige Interview mit dem DEL2-Geschäftsführer können Sie in unserer aktuellen Ausgabe lesen – darin kommen noch Punkte wie die Rolle eines potenziellen Bietigheimer Groß-Sponsors, wiederholt ausgereizte Fristen, die Lizenzierung der weiteren DEL2-Clubs im Vergleich zu vergangenen Jahren, Clubetats 2020/21 sowie die Frage nach einem etwaigen Nachrücker aus der Oberliga zur Sprache. Die aktuelle Ausgabe ist seit Dienstag (07. Juli) im ausgewählten Zeitschriftenhandel erhältlich oder jederzeit in unserem Onlineshop bestellbar. Außerdem in diesem Themenkomplex dabei: Infos zu den nächsten Schritten vor dem DEL-Schiedsgericht, ein Text darüber, warum die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht für das Scheitern verantwortlich sind, sowie ein Kommentar zu dem „ausgewachsenen Erdbeben“ vergangene Woche.