Marco Sturm (links) an der Seite von Todd McLellan bei den Los Angeles Kings. Ab dem Herbst wird er selbst Cheftrainer – er übernimmt das AHL-Farmteam Ontario Reign.
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Nach vier Spielzeiten als Assistenztrainer der Los Angeles Kings geht Marco Sturm den nächsten Schritt in der Trainer-Karriereleiter. Aber der kommenden Saison ist er Cheftrainer der Ontario Reign, Farmteam der Los Angeles Kings. Es ist ebenfalls in Kalifornien beheimatet. Beide Clubs sind unter einem Dach – das und die Tatsache, dass er Verantwortung als Cheftrainer hat, waren die Hauptgründe, warum Sturm zugesagt hat. Sein noch ein Jahr laufender Vertrag in der Organisation der Kings wird fortgeführt.
Herr Sturm, wie kam es zu diesem Wechsel vom Assistenten in der NHL zum Chef in der AHL?
Marco Sturm: „Der alte Trainer der Reign wurde schon im Januar entlassen, die Co-Trainer haben die Saison zu Ende gebracht. Als bei den Kings und bei den Reign dann die Saisonanalyse beendet war, kam vor ein paar Wochen die Anfrage, ob ich mir den mich mit meiner Familie abzustimmen und deshalb habe ich zugesagt.“
Was reizt sie an diesem neuen Amt?
Sturm: „Ich fand es eine schöne Herausforderung. Ich habe Ziele und ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Weg mir mehrere Möglichkeiten für die Zukunft öffnen wird.“
Also auch einmal auf einen Cheftrainerposten in der NHL?
Sturm: „Ja schon! Das hat sich jetzt alles in der vergangenen Saison so ergeben. Es ist nicht einfach, Chef zu sein. Da gehört einiges dazu. Ich habe gemerkt, dass ich noch Zeit brauche. Aber mit Erfahrung kommst du weiter und alles, was ich jetzt kann, hilft mir auch weiter.“
Sie sprechen von Zeit, die sie gebraucht haben. Hatte es dann vorher schon mal Ideen in diese Richtung gegeben?
Sturm: „Unser Manager Rob Blake hat mich schon vor zwei Jahren gefragt, ob ich interessiert wäre. Damals habe ich abgelehnt, weil ich unter Todd McLellan noch mehr dazulernen wollte. In der vergangenen Saison habe ich aber dann gemerkt, dass ich so weit bin, diesen nächsten Schritt zu gehen. Ich brauche die Erfahrung als Chef in der täglichen Arbeit. Es gibt in der AHL nicht viele bessere Mannschaften und Städte als Los Angeles und ich wäre auch zu keinem anderen Team gewechselt. Denn eigentlich bleibt alles gleich: Ich kann in meiner Wohnung bleiben und gehe auch weiter morgens im Stadion zur selben Türe rein.“
Sie haben schon oft selbst von Schritten und Zielen gesprochen. War der Schritt zum AHL-Cheftrainer auch von Ihnen selbst schon geplant?
Sturm: „Als Spieler bekommt man wenig mit, was außen herum alles passiert und ich hatte damals auch unterschätzt, wie wichtig die Minor Leagues sind. Aber ja, als ich nach Los Angeles gekommen bin, war schon in meinem Hinterkopf, dass dieser Schritt vielleicht einmal der richtige wäre. Jetzt gab es diese Möglichkeit, noch dazu an einem Standort der besser nicht sein könnte. Daher war ich sofort begeistert“
Was wird in der täglichen Arbeit neu gegenüber früher sein?
Sturm: „Die Verantwortung. Ich bin nun für die ganze Mannschaft und den Trainerstab verantwortlich. In der Nationalmannschaft hatte ich das nur drei- oder viermal im Jahr. Als Todd an Covid erkrankt war und ich bei den Kings Chef war, habe ich schnell gemerkt, wie man beim Managen auf der Bank aus dem Rhythmus kommt. Es tut für den Rhythmus gut, wenn ich mein eigener Chef bin.“
Müssen Sie irgendwelche Planungen ändern?
Sturm: „Nein, nur dass Ontario etwas später beginnt als L.A. Alle Meetings mit den Trainern machen wir zusammen mit den Kings.“
Das heißt, sie kennen ihren neuen Trainerstab auch schon bestens, oder?
Sturm: „Ja, ich kenne alle schon länger. Das war auch ein guter Grund für den Schritt. Es sind alle gute Trainer und für mich mittlerweile auch Freunde. Es freut mich, dass ich nicht an einen anderen Ort komme. Ich kann immer noch zu den Jungs in die Kabine und wir können uns austauschen – egal ob privat oder übers Eishockey.“
Welche Ziele haben Sie für die neue Saison?
Sturm: „Noch ist das zu früh zu sagen, denn ich kann mir vorstellen, dass sich am Kader noch etwas ändert. Wir sind ja vollkommen abhängig von den Kings. Und die wollen nach dieser Saison, in der wir die Playoffs erreicht haben, weiterkommen. Daher kann ich mir vorstellen, dass sie noch versuchen, über Trades neue Spieler zu bekommen und dann vielleicht junge abgeben, weil wir momentan genügend haben. Es wird sich also noch einiges ändern. Wir werden eine junge Mannschaft haben, aber die sollte gut genug sein, die Playoffs zu erreichen.“
Sie sprechen es an: Sie werden viel mit jungen Spielern arbeiten, die es in die NHL schaffen wollen.
Sturm: „Die jungen Spieler sind eine der Herausforderungen. Ich habe das ja auch teilweise in der Nationalmannschaft erlebt. Es macht mir Spaß, mit jungen Spielern zu arbeiten. Und das war auch mit der Grund für die Kings, warum sie mich gefragt haben. Ich bin jetzt vier Jahre dabei, kenne die Spieler, kenne das System wie kein anderer. Vor mir wurde auch kein anderer Trainer für diesen Posten angefragt.“
In der NHL ist momentan noch vieles offen. Viele Trainerpositionen sind nicht besetzt.
Sturm: „Es stehen Trainer Schlange, die den Assistenz-Job in der NHL bekommen wollen und es standen Trainer Schlange, die den Cheftrainerjob in der AHL bekommen wollten. Auch mein Freund Geoff Ward sagt, dass es momentan schwierig ist, und der ist über 20 Jahre dabei.“
Übernimmt dann Serge Aubin ihren Posten als Assistenztrainer bei den Kings? Vor einigen Monaten wurde er noch mit den Reign in Verbindung gebracht.
Sturm: „Das weiß ich nicht. Ich würde mich für Serge freuen, denn er ist ein sehr guter Kerl und Trainer und hätte es verdient, in Nordamerika zu trainieren. Aber ich weiß auch, dass es sehr schwer ist, aus Europa den Sprung in die NHL zu schaffen. Ich hatte damals Glück.“
Interview: Michael Bauer