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Nur zwei Tage nachdem die Boston Bruins Verteidigertalent Mitchell Miller unter Vertrag genommen hatten, trennten sie sich nun wieder von ihm. Miller war als Jugendlicher in mehrere rassistisch motivierte Mobbingfälle verwickelt. Die Verpflichtung hatte nach Bekanntwerden für große Kritik gesorgt.
„Wir sind es unseren Fans, Spielern, Mitarbeitern, Partnern und der Community schuldig sicherzustellen, dass unsere Handlungen und Protokolle mit dem Ethos übereinstimmen, den wir selbst von uns als Organisation fordern“, sagte Präsident Cam Neely. Kapitän Patrice Bergeron und auch Nick Foligno hatten sich in Interviews zuvor kritisch zu der Verpflichtung geäußert, auch andere Missbrauchsopfer hatten sich gemeldet. Neely sagte, Millers Aktionen von damals seien als Einzelfall gesehen worden. Nun habe man aber neue Informationen.
Was war damals passiert? Der heute 20-Jährige Mitch Miller war bereits 2020 von den Arizona Coyotes in der vierten Runde (Nr. 111) des Drafts 2020 gezogen worden. Die Coyotes zogen 22 Tage später ihren Draftpick zurück, nachdem bekannt wurde, dass der damals 14-Jährige in Sylvania/Ohio in mehrere rassistisch motivierten Mobbingvorfällen mit dem dunkelhäutigen Sonderschüler Isaiah Meyer-Crothers verwickelt war. Miller wurde dann auch vom Jugendgericht verurteilt.
Was besonders für Ekel sorgte, war die Systematik und Regelmäßigkeit hinter den Mobbing-Fällen. Bei einem der Vorfälle wurde es auf die Spitze getrieben: So brachten Miller und andere mit einem Trick Meyer-Crothers dazu, ein Bonbon zu konsumieren, das auf der Innenseite eines Urinals abgewischt worden war. Dies sorgte danach für gesundheitliche Komplikationen bei Isaiah Meyer-Crothers.
Die Bruins wollten das Verteidigertalent, das schließlich die Saison 2020/21 aussetzte, in der folgenden aber mit 83 Zählern nicht nur bester Verteidiger, sondern auch Spieler des Jahres der United States Hockey League war, ursprünglich erst einmal zu den Providence Bruins in die AHL schicken. Schon am Wochenende hatte NHL-Commissioner Gary Bettman aber erklärt, Miller dürfe gemäß Regeln aktuell gar nicht in der NHL spielen und sein Status müsse auch erst geklärt werden, bevor er überhaupt einmal in der NHL auflaufen könne.
General Manager Don Sweeney hatte zur Verpflichtung am Freitag gesagt, Miller habe seine seine Strafe bezahlt und werde diese für den Rest seines Lebens tragen. Außerdem wollte man, dass er an Sensibilisierungskampagnen teilnimmt. Miller hatte sich auch in einem Brief an seinem Mobbingopfer entschuldigt, dessen Mutter sagte aber, es habe nie eine persönliche Entschuldigung gegeben.
Neely sagte, er hoffe, dass Mitchell weiter an sich selbst arbeite. „Wir entschuldigen uns dafür, dass diese Entscheidung all die Bemühungen und Arbeit bezüglich Vielfalt und Inklusion in unserer Organisation überschattet.“ Außerdem entschuldigte er sich bei der Familie des Opfers. „Als Vater denke ich, dass junge Menschen eine Lektion lernen müssen.“ Solch sorgloses Verhalten könne sich auf das gesamte Leben auswirken.
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Anmerkung der Redaktion: Eishockey NEWS thematisiert den Fall Mitchell und andere in der aktuellen Printausgabe. Die Entscheidung der Bruins, sich von Miller zu trennen, fiel allerdings nach Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe.