Dominik Kahun (rechts) erzielt beim erfolgreichen WM-Auftaktspiel der DEB-Auswahl in doppelter Überzahl den 1:0-Führungstreffer gegen die Slowakei.
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Erfolgreicher Auftakt für die deutsche Herren-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Tschechien: Beim Eröffnungsspiel in Ostrava besiegte der amtierende Vizeweltmeister die namhaft besetzte Slowakei um die Top-Talente Simon Nemec und Juraj Slafkovsky vor 9.109 Zuschauern mit 6:4. Dabei verspielte das Team von Harold Kreis zunächst eine 2:0-Führung, hatte nach Rückschlägen aber stets die passende Antwort parat.
Erwartungsgemäß setzte DEB-Trainer Harold Kreis zwischen den Pfosten auf NHL-Torhüter Philipp Grubauer. Verteidiger Colin Ugbekile, die Stürmer Maxi Kastner und Josh Samanski sowie Nordamerika-Legionär Lukas Reichel, der nach dem Aus in den AHL-Playoffs nicht rechtzeitig eintraf, kamen (noch) nicht zum Einsatz. Und beinahe wäre Deutschland am Freitagnachmittag der perfekte Start gelungen. Beim ersten Angriff zog Verteidiger Maksymilian Szuber ab und Stürmer Frederik Tiffels brachte den Rebound nochmal aufs Tor, doch der Puck tanzte auf der Linie.
An den guten ersten Wechsel knüpfte die Kreis-Auswahl an, doch die schwache Chancenverwertung verhinderte eine frühe Führung. Yasin Ehliz (4.) konnte bei einem Zwei-auf-eins-Konter ein Zuspiel von Marc Michaelis nicht verwerten, WM-Debütant Lukas Kälble (6.) visierte den Pfosten an und Alexander Ehl (12.) scheiterte aus dem Slot am slowakischen Goalie Stanislav Skorvanek, der wie schon bei der gesamten WM 2023 (vier Einsätze, 95,4 Prozent Fangquote) eine starke Leistung zeigte. In einem temporeichen Match kamen die Slowaken erst ab der zweiten Hälfte des ersten Drittels in Fahrt. Als Matus Sukel (10.) plötzlich frei zum Schuss kam, war Grubauer mit der Fanghand noch entscheidend dran. Tomas Tatar (19.), „Grubis“ Teamkollege in Seattle, traf bei seinem „Tip-in“-Versuch nur das das Gestänge.
Gelegenheiten auf beiden Seiten warEN auch das Motto im zweiten Abschnitt, ehe sich die robusten Slowaken durch Strafzeiten in die Bredouille brachten. Dominik Kahun (30.) drückte die Scheibe in doppelter Überzahl über die Linie, Jonas Müller (33.) legte bei einfacher numerischer Überlegenheit mit einem satten Handgelenkschuss nach. Dazwischen hatte das slowakische Trainerteam um den Kanadier Craig Ramsay wegen einer möglichen Torhüterbehinderung beim Kahun-Treffer die „Coach’s Challenge“ benutzt, doch die Schiedsrichter bestätigten ihre ursprüngliche Entscheidung und belegten den Olympia-Bronzemedaillengewinner von 2022 somit mit einer weiteren kleinen Strafe. Im Hexenkessel von Ostrava – zahlreiche slowakische Fans unterstützen ihr Team im grenznahen tschechischen Spielort – startete Ramsays nun sichtlich erzürnte Mannschaft einen Sturmlauf. Grubauer verhinderte gegen Slafkovsky (36.) und Peter Cehlarik (37.) zunächst den Anschlusstreffer, bei Marek Hriviks (37.) Versuch unmittelbar nach der zweiten Parade war der Rosenheimer aber machtlos. Nur 123 Sekunden später kassierten die konsternierten Deutschen das 2:2 – ein Schlagschuss von Martin Fehervary (39.) schlug ein. Eine Schlüsselszene: Aus dem Nichts gelang Kälble 29 Sekunden vor der zweiten Pause ein „Lucky Punch“. Der 26-Jährige schaltete schnell, eilte nach einem wilden Pass von JJ Peterka zur Scheibe und überraschte mit seinem Schuss auch Skorvanek.
Im letzten Drittel stellte Marc Michaelis (45.) den eminent wichtigen Zwei-Tore-Abstand wieder her. Der starke Kälble hatte zuvor Ehliz, der ins Straucheln kam, sehenswert in Szene gesetzt. Dann jubelten die Slowaken nach einem Powerplay-Treffer bereits über das 3:4, doch Hriviks Tor ging eine Abseitsstellung voraus. Dies hatten Assistenztrainer Harry Lange und Torhütertrainer Sinisa Martinovic, die die Partie von der Tribüne beobachteten, glücklicherweise entdeckt – im Gegensatz zur Slowakei war Deutschland mit der „Coach’s Challenge“ also erfolgreich. Gelaufen war das Match aber noch nicht, denn nach einer Einzelaktion von Aktivposten Slafkovsy verkürzte Libor Hudacek (55.). Doch erneut ließ sich die DEB-Auswahl nicht aus der Ruhe bringen. Leo Pföderl (57.) sorgte nach einem Ehliz-Querpass für die Entscheidung, Tobias Eder (59.) – nach Kälble der zweite erfolgreiche WM-Debütant – beseitigte via Empty-Net-Goal die letzten Zweifel. Sukels (60.) Treffer zum 4:6 blieb Ergebniskosmetik und konnte den hart erkämpften Auftaktdreier der deutschen Nationalmannschaft gegen teils überhart agierende Slowaken nicht mehr gefährden.
Bereits am morgigen Samstag trifft die deutsche Auswahl im zweiten Gruppenspiel um 20:20 Uhr auf die USA. MagentaSport, Sportdeutschland.TV und ProSieben übertragen live.
Tim Heß