Die Schweiz (weiße Trikots) durfte am Dienstagabend gegen Finnland jubeln und machte mit ihrem 3:1-Erfolg das erneute Viertelfinalduell gegen Deutschland perfekt.
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Es ist schon wieder Zeit für den Klassiker. Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren trifft Deutschland im WM-Viertelfinale auf die Schweiz. 2021 und 2023 setzte sich die DEB-Auswahl gegen die Eidgenossen mit 3:2 nach Penalty-Schießen beziehungsweise 3:1 durch, nun messen sich die Erzrivalen am Donnerstagnachmittag (16.20 Uhr; live bei ProSieben, MagentaSport und Sportdeutschland.TV) erneut in der Runde der letzten Acht – und zwar in Ostrava, wo das deutsche Team als Gruppendritter bleiben darf, weil Gastgeber Tschechien sein Viertelfinale in Prag bestreiten darf und deshalb die USA als Tabellenzweiter der deutschen Staffel in die Hauptstadt reisen müssen.
Das Duell gegen Deutschland machte die Schweiz am Dienstagabend mit einem 3:1 (0:0, 2:1, 1:0)-Erfolg über Finnland klar. Sie überholte damit die Tschechen und schloss die Gruppe A auf Platz zwei ab. Dabei erwischte Finnland in einem zunächst höhepunktarmen Match zwar den etwas besseren Start, doch mit zunehmender Spieldauer nahmen die Schweizer das Zepter gegen einmal mehr enttäuschende und offensiv einfallslose Leijonat in die Hand. Insgesamt brachten die Finnen nur 16 Torschüsse zu Stande, der Sieg der Eidgenossen um NHL-Starstürmer Kevin Fiala (zwei Tore, ein Assist) ging folglich in Ordnung.
Das DEB-Team selbst beendete die Vorrundengruppe B auf dem dritten Tabellenplatz, da die USA am Dienstagnachmittag mit einem 6:3 (2:0, 1:1, 3:2)-Erfolg über Lettland noch an der Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis vorbeigezogen waren. Parallel fixierte Kanada Platz eins in der Staffel A mit einem 4:3 (0:0, 0:0, 3:3, 1:0)-Overtime-Sieg gegen Tschechien. Dabei fielen alle sechs Tore der regulären Spielzeit erst im letzten Drittel. In einem erwartet gutklassigen Match mit vielen intensiven Zweikämpfen schien der Titelverteidiger nach dem 3:1 durch Brandon Hagel (56.) auf Dreierkurs zu sein, doch gleich zwei Treffer mit gezogenem Goalie retteten Tschechien in die Overtime. Dort konterte sich Kanada allerdings ausgerechnet in Unterzahl durch das zweite Tor des einmal mehr herausragenden Dylan Cozens (acht Turnier-Treffer!) zum Sieg und blieb somit in der gesamten Gruppenphase ungeschlagen.
Bereits am Dienstagmittag hatte Österreich in der Gruppe A gegen Schlusslicht und Absteiger Großbritannien die Chance auf das Viertelfinale verspielt – und das, obwohl die Briten ohne Nummer-eins-Torhüter Jackson Whistle und Top-Stürmer Liam Kirk antraten. Außerdem ging das Team von Roger Bader durch einen Powerplay-Treffer von Clemens Unterweger (23.) mit 1:0 in Führung, ehe die britische Auswahl des ehemaligen DEL- und DEL2-Trainers Peter Russell vier Tore in Folge erzielte und letztlich mit 4:2 gewann. Damit steht fest, dass das vierte und letzte Viertelfinalticket in Gruppe A an Finnland geht. Österreich verpasste nach den sensationellen Punktgewinnen gegen Kanada und die Finnen hingegen den Einzug in die Runde der letzten Acht. Bei einem Sieg der Österreicher hätte Finnland am Dienstagabend gegen die formstarken Schweizer punkten müssen, um sich ins Achtelfinale zu retten.
„Wir haben gewusst, dass es ein hartes Spiel wird und uns die Briten den Sieg nicht schenken werden. Wir sind auch gut ins Spiel gestartet, 1:0 in Führung gegangen. Alles ist nach Plan gelaufen. Dann haben wir diese dumme Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis kassiert – und sie haben es ausgenutzt. Danach wollten wir es vielleicht einfach zu sehr und haben ein bisschen die Struktur verloren“, sagte Österreichs Routinier Thomas Raffl. Am zu großen Druck sei das Team nicht gescheitert: „Druck gehört zum Sport. Wenn man keinen Druck hat, gibt es auch nichts zu erreichen. Wenn man auf die letzten zwei Jahre zurückblickt und am letzten Tag nicht weiß, ob man in der A-Gruppe bleibt, das ist ein ganz anderer Druck. Man muss sich selbst an die Nase packen. Wir haben einfache Fehler gemacht, sind bestraft worden und so hat es am Ende nicht gereicht.“
In der Gruppe B hätte Lettland unterdessen alle drei Punkte gegen die klar favorisierten Vereinigten Staaten benötigt, um die kleine Viertelfinalchance zu wahren. Und die zunächst chancenlosen Letten – nach 23 Spielminuten stand es bereits 0:3 – demonstrierten gegen die spielerisch klar überlegenen US-Amerikaner zumindest große Moral, im Schlussabschnitt kämpften sie sich zwischenzeitlich sogar noch einmal bis auf ein Tor heran. In der Endphase der Partie bekamen die USA um Doppeltorschütze Cole Caufield das Geschehen jedoch wieder in den Griff, erhöhten folgerichtig zur Freude der vielen bereits anwesenden slowakischen Fans noch auf 6:3 und sicherten sich Platz zwei, während durch die lettische Niederlage auch die Slowakei ihr Viertelfinalticket vorzeitig in der Tasche hatte und es in der Runde der letzten Acht mit Kanada zu tun bekommen wird. Auch der nordeuropäische Klassiker zwischen Schweden und Finnland stand zu diesem Zeitpunkt als Viertelfinalpaarung bereits fest.
Das Abendspiel zwischen Schweden und der Slowakei war folglich tabellarisch bedeutungslos. Dennoch zeigten beide Teams zunächst ein engagiertes Match, in dem die Tre Kronor zwar die Anfangsphase dominierten und verdient im Powerplay in Führung gingen, danach allerdings auch die Slowaken gut in die Partien fanden und bei gleich mehreren Gestänge-Treffern am Ausgleich schnupperten. Spätestens als die einmal mehr äußerst seriös und abgebrüht agierenden Schweden Mitte des zweiten Drittels per Doppelschlag auf 4:0 erhöhten, war die Luft jedoch sowohl bei den slowakischen Spielern als auch bei den slowakischen Anhängern raus. Ohne große Gegenwehr schraubte Schweden das Ergebnis im Schlussabschnitt durch einen Doppelpack noch auf 6:1 (1:0, 3:0, 2:1) und hat als erste Nation seit Russland 2019 die Maximalausbeute von 21 Vorrundenpunkten eingefahren, während die Slowakei neben der Niederlage auch den Ausfall von Leistungsträger Martin Pospisil verkraften musste. Der im bisherigen Turnierverlauf stets giftige und torgefährliche NHL-Angreifer der Calgary Flames mit bereits sieben Scorer-Punkten krachte im ersten Durchgang ohne gegnerische Einwirkung in die Bande, schien sich an der Schulter oder am Arm verletzt zu haben und kam nicht mehr zurück.
Stefan Wasmer/Tim Heß