Die DEB-Mitgliederversammlung in Frankfurt verabschiedete am Samstag die Strukturreform der Verbandsspitze und brachte darüber hinaus die konkrete Ausarbeitung eines Modells für Ausbildungsentschädigungen im Nachwuchsbereich auf den Weg.
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Naturgemäß ist die A-Nationalmannschaft das Aushängeschild jedes nationalen Eishockeyverbandes. Es verwunderte daher nicht, dass Peter Merten bei der 34. Mitgliederversammlung des Deutschen Eishockey-Bundes am Samstag in Frankfurt erst einmal die Erfolge der Herren-Auswahl in den vergangenen Jahren hervorhob. Angesichts von mittlerweile fünf WM-Viertelfinalteilnahmen in Folge sagte der DEB-Präsident: „Das können nur wenige Nationen vorweisen, damit haben wir uns ganz oben festgesetzt.“ Oder wie Bundestrainer Harold Kreis, der für die Veranstaltung sogar seinen Urlaub unterbrach, es in seinem Redebeitrag formulierte: „Wir sind kein Underdog mehr.“
Doch auch wenn es zunächst um den sportlichen Rück- und Vorausblick (unter anderem auf die Heim-WM 2027, für die nach wie vor Gespräche über ein Eröffnungsspiel in einem Fußballstadion laufen) ging: Im Mittelpunkt stand am Samstag natürlich auch die klassische Verbandspolitik. „Die heutige Mitgliederversammlung ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Professionalisierung unseres Verbandes“, hatte Merten eingangs wiederholt. Gemeint war die Reform der Verbandsspitze hin zu einem Aufsichtsratsmodell. Wie von Eishockey NEWS vorab berichtet, sollen künftig drei Vorstände als operative Führung des DEB vorangehen und gemeinsam mit einem sechsköpfigen Aufsichtsrat die Verbandsstrategie bestimmen – ein Modell, das letztlich trotz kleinerer Last-Minute-Änderungen ohne größere Diskussionen einstimmig verabschiedet wurde.
Aber: Besetzt wurden die insgesamt neun Posten am Samstag noch nicht. „Rechtssicherheit vor Schnelligkeit“, formulierte Merten das Motto. Die Satzungsänderung tritt deshalb erst zum 1. Juli 2025 in Kraft. Zuvor sollen im Laufe des ersten Halbjahres 2025 bei einer (voraussichtlich digitalen) außerordentlichen Mitgliederversammlung die Aufsichtsräte von den DEB-Mitgliedern gewählt werden. Für die beiden Sitze der Landesverbände liegen die (erwarteten) Wahlvorschläge mit Frank Butz (Bayerischer Eissport-Verband) sowie Lutz Michel (Sächsischer Eissportverband) bereits vor, während DEL (voraussichtlich Hauke Hasselbring und Andreas Niederberger), DEL2 (voraussichtlich Merten) und die DEB-Ligen ihre Kandidaten bis Ende 2024 vorschlagen sollen. Für letztere Position ist mit Marc Hindelang das vierte aktuelle Präsidiumsmitglied neben Merten, Hasselbring und Niederberger der wahrscheinlichste Kandidat, weitere Gespräche stehen diesbezüglich allerdings noch an. Mit Blick auf die Vorstandsposten, die vom Aufsichtsrat vergeben werden, sind – qua ihrer bisherigen Ämter – der aktuelle Generalsekretär Claus Gröbner, sein Stellvertreter Nicholas Rausch und Sportdirektor Christian Künast die Anwärter für die Sektoren Organisation, Finanzen und Sport. Bis zum 1. Juli 2025 bleibt nun aber ohnehin noch das bisherige Präsidium – bestehend aus Merten sowie seinen Vizepräsidenten Hasselbring, Hindelang und Niederberger – im Amt.
Merten, der in der neuen Struktur als Aufsichtsratsvorsitzender fungieren dürfte und damit laut Beschlussvorlage weiterhin als „Präsident“ bezeichnet würde, bedankte sich nach der Mitgliederversammlung für „das Vertrauen in unsere Arbeit“ und für das „einstimmige Votum der Mitgliederversammlung, die geplante Reform der DEB-Führungsstruktur auf den Weg zu bringen“. Mehr Rede- und Klärungsbedarf hatten insbesondere die Vereinsvertreter mit Blick auf die geplante Wiedereinführung einer Ausbildungsentschädigung für Transfers zwischen U9 und U20. Diese soll aber ohnehin ebenfalls erst zum 1. Juli 2025 eingeführt werden und zuvor bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im ersten Halbjahr 2025 endgültig beschlossen werden. Den Weg zur Ausarbeitung im Detail machten die Mitglieder jedoch bereits am Samstag mit 219 Ja-Stimmen und einer Enthaltung frei. „Es hilft zumindest, die Vereine zu motivieren, die bis zur U13 oder U15 gute Arbeit leisten“, warb DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch in seiner Wortmeldung für die Ausbildungsentschädigung.
Klar fiel mit 222:4 Stimmen im Übrigen auch das Votum für die Entlastung des DEB-Vorstands für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 aus. Diese hatten die Rechnungsprüfer zunächst nicht empfehlen wollen, weil der Eindruck entstanden war, der DEB übernehme die Strafverteidigungskosten im Verfahren gegen Ex-Präsident Franz Reindl. Merten („Wir übernehmen keinerlei Anwaltskosten für Franz Reindl“) & Co. legten den Sachverhalt jedoch anders da – zur Zufriedenheit der Rechnungsprüfer. Das in den beiden vergangenen Jahren um zwei Millionen Euro gesunkene Anlagevermögen des Verbandes erklärte der DEB derweil unter anderem mit den geschlossenen Vergleichen mit zwei Landesverbänden, Corona- und Fördermittelrückzahlungen sowie Steuernachzahlungen aus früheren Jahren.
Stefan Wasmer/Martin Wimösterer