Marc Michaelis (29) und die Adler Mannheim machten am Freitagabend mit einem 2:1-Erfolg in München den Halbfinaleinzug in der PENNY DEL perfekt.
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Heimvorteil verloren, 1:2 in Rückstand und zu diesem Zeitpunkt seit mehr als drei Jahren in München sieglos – es sah nach Spiel 3 nicht gut aus für die Adler Mannheim im Playoff-Viertelfinale der PENNY DEL. Mit drei Erfolgen in Serie drehte das Team um Marc Michaelis (29) jedoch den Spieß um und darf sich nun in der Runde der letzten Vier mit Meister Eisbären Berlin messen. Im Interview spricht der Adler-Kapitän, der beim entscheidenden 2:1-Auswärtssieg am Freitagabend per verwandeltem Alleingang das zwischenzeitliche 2:0 erzielte, über den Wendepunkt in der Serie gegen München und den Faktor Arno Tiefensee.
Herr Michaelis, Gratulation zum Halbfinaleinzug! Ihre Adler sind in Spiel 6 sehr offensiv aus der Kabine gekommen und haben sich schon nach drei Minuten mit dem 1:0 durch Kristian Reichel belohnt. War dies exakt der Plan, wie in Spiel 4 ein frühes Tor zu erzwingen, um dann wieder mit der Führung spielen zu können?
Marc Michaelis: „Eigentlich willst du immer offensiv rauskommen und direkt gucken, was geht. Manchmal gelingt das mehr, manchmal weniger. Diesmal hatten wir in den ersten fünf bis zehn Minuten sehr gute Chancen, auch schon höher zu führen. Wir wussten, dass München mit dem Rücken zur Wand steht. Von daher war es natürlich der Plan, direkt aus allen Rohren zu schießen.“
Mit zunehmender Dauer der Partie rückte Keeper Arno Tiefensee immer mehr in den Mittelpunkt. Staunen die erfahreneren Spieler manchmal selbst, wie abgeklärt er seinen Job mit 22 Jahren erledigt?
Michaelis: „Während des Spiels ehrlich gesagt nicht, weil er die Chancen so pariert, dass sie für uns auf der Bank gar nicht so zwingend wirken. Man sieht es erst hinterher, wenn wir Analysen machen. Er ist sehr ruhig und in sich gekehrt und hat bis jetzt einen Riesenjob gemacht.“
Was ist in der Serie aus Mannheimer Perspektive generell ab Spiel 4 besser gelaufen?
Michaelis: „Klar war Arno auch ein Riesenfaktor. Und das dritte Drittel in Spiel 3 (insgesamt 89 Strafminuten; Anm. d. Red.) hat uns enger zusammengeschweißt. Es gehört zum Eishockey dazu, dass wir da eine Reaktion zeigen, es sind Playoffs. Die Message war dadurch, dass wir es mehr wollen als München – und das hat sich auf das Spiel übertragen.“
Also hat es den Adlern gutgetan, dass sich die Emotionen entladen konnten und danach der Fokus – so wirkte es zumindest von außen – nur noch auf dem Eishockey lag?
Michaelis: „Du musst eine Reaktion zeigen – gerade zu Hause in Spiel 3, wenn du den Heimvorteil verlierst. Es hätte in beide Richtungen ausschlagen können, aber rückblickend glaube ich, dass das der Turning Point in der Serie war.“
Die Eisbären Berlin waren in der Hauptrunde nicht der Lieblingsgegner der Adler. Worauf wird es im Halbfinale ankommen?
Michaelis: „Unser Ziel ist es, Spiel 1 zu gewinnen. Natürlich haben wir in der Hauptrunde alle vier Spiele verloren, deswegen sind wir schon klar der Underdog. Aber wie die ganze Saison gucken wir von Tag zu Tag und von Spiel zu Spiel.“
Wie kann die Pause bis zum Serienstart am Dienstag am effektivsten genutzt werden? Schafft es ein Profi in den Playoffs überhaupt, mal einige Stunden nicht an Eishockey zu denken?
Michaelis: „Möglich ist das schon. Wir haben jetzt zwei freie Tage, da kann man die blauen Flecken und die Blessuren ein bisschen auskurieren. Spätestens ab Montag liegt unser voller Fokus aber auf Berlin.“
Interview: Stefan Wasmer