US-Präsident Barack Obama ist verärgert über den Tarifstreit in der NHL.
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Barack Obama die Hand zu schütteln, ist nur wenigen Deutschen vergönnt. Eishockey-Profi Dennis Seidenberg hatte am Montag die Ehre, als der US-Präsident die Boston Bruins ins Weiße Haus einlud, um zur NHL-Meisterschaft zu gratulieren. Dabei dichtete Obama Seidenberg einen Sohn an - der hat jedoch zwei Töchter.
Seidenberg nahm's mit Humor und als er seiner Ehefrau Rebecca am Telefon davon erzählte, konnte auch die nur herzlich lachen. Seit zweieinhalb Jahren sind beide verheiratet, haben zwei Töchter. Story ist drei Jahre alt, Noah ein Jahr - und ausgerechnet die kleinste Seidenberg wurde dem mächtigsten Mann der Welt zum Verhängnis. In seiner Rede ging Obama unter anderem darauf ein, wie die Bruins-Profis ihren jeweiligen Tag mit dem Stanley Cup verbracht haben. Er zählte auf, dass Trainer Claude Julien seine Tochter ihr Morgen-Müsli aus der bedeutendsten Eishockey-Trophäe der Welt essen ließ - "that's pretty cool" - und verkündete anschließend, dass "Dennis Seidenberg sogar seinen Sohn darin getauft hat." Milan Lucic, der direkt hinter Obama stand, bemerkte den Fauxpass umgehend, drehte sich lachend zu Seidenberg um, der seinen Platz in der dritten und letzten Reihe des Podiums hatte. "Dass er mir einen Sohn angedichtet hat, war zwar peinlich, aber ansonsten fand ich's cool, dass er mich erwähnt hat". meinte Seidenberg.
Dennoch empfand er den Besuch als "sehr schöne Erfahrung". Vor allem, so der 30-Jährige, sei es interessant gewesen, zu sehen, "wie viele Sicherheits-Checks wir passieren mussten." Ausweiskontrolle, Spürhund, Metalldetektor - dreimal wurden die Spieler intensiv kontrolliert, ehe sie das Gebäude betreten durften. Ein Sicherheitsbeauftragter führte das Team durch die offiziellen Räume im ersten und zweiten Stock, wo neben vielen Gemälden auch das jeweilige Geschirr der ehemaligen US-Präsidenten zu sehen ist. Obama, so erfuhren die Profis, wohnt in der dritten und vierten Etage. Ein Blick ins Oval Office war nicht gestattet, dafür durften sie das Privatkino des Präsidenten begutachten.
Höhepunkt des zweieinhalbstündigen Aufeinhaltes war der persönliche Handshake, den Obama jedem Teammitglied zusammen mit einem "How are you" gab. Tim Thomas konnte er nicht nach seinem Befinden befragen. Der Bruins-Torhüter verzichtete auf den Empfang, begründete dies in einer Pressemitteilung unter anderem mit seinem Glauben dass "die Regierung zu mächtig geworden ist, die Rechte, Freiheiten und Besitztümer der Leute bedroht. Dies ist genau der Gegensatz zur Constitution und den Visionen unserer Gründerväter von einer Regierung", so Thomas, der neben Steve Kämpfer der einzige Amerikaner im Team ist. Obama hatte ihn in seiner Rede herausgestellt - unter anderem, weil Thomas als zweiter Amerikaner der NHL-Geschichte zum MVP der Finalserie gewählt wurde.
"Wir sind enttäuscht, dass Tim sich entschieden hat, nicht dabei zu sein. Seine Ansichten spiegeln ganz sicher nicht die der Bruins wider", betonte Manager Cam Neely.
Heiko Oldörp