Bereits seit genau einer Woche befindet sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in Sotchi. Von Lagerkoller ist aber zwei Tage vor dem Auftaktmatch gegen Russland noch nichts zu spüren. "Die Zeit verging sehr schnell und bisher war es eigentlich recht stressig", sagt Torfrau Jenny Harß. "Wir hatten jeden Tag zweimal Training und das Trainingsspiel gegen Amerika. Da blieb gar nicht so viel Freizeit." Der Donnerstag war für die deutschen Frauen aber frei und wurde zu den unterschiedlichsten Aktivitäten genutzt: Manche besuchten die Berge mit den Austragungsorten der Alpinen Wettbewerbe im Mountain Village, andere sahen sich im rund 40 Kilometer entfernten Sotchi um und wieder andere erkundeten den 90.000-Einwohner zählenden Ort Adler, wo die Sportlerinnen untergebracht sind und das Olympia-Stadion liegt.
Von den Problemen in Sachen Unterkunft oder Infrastruktur, von denen zahlreiche Journalisten vor Ort in den letzten Tagen berichtet haben, haben die deutschen Mädels noch nichts mitbekommen. "Das Olympische Dorf im Coastal Village ist wirklich sehr schön", sagt Harß. "Schöner als in Turin. Wir haben 40 Quadratmeter große Drei-Bett-Zimmer und wir bewohnen fast komplett die vierte Etage in unserem Haus. Lediglich zwei Zimmer am Ende sind anderweitig vergeben." Drei Schränke pro Zimmer sorgen dafür, dass auch kleidungsmäßig kein Engpass entsteht. "Ich glaube aber nicht, dass die Schränke in den Frauenzimmern größer sind als bei den Herren", lacht Harß. Das Haus ist dabei fast komplett in deutscher Hand, denn alle größeren Nationen haben eigene Häuser im Olympischen Dorf. "Links von uns sind die Kanadier mit ihrem Haus, rechts von uns die Slowaken", erläutert die Allgäuerin. Überhaupt schwärmt Harß von den bisherigen Eindrücken an der russischen Schwarzmeerküste. "Es ist hier ganz anders, viel schöner als in Turin vor acht Jahren. Wenn ich hier aus dem Fenster sehe, sehe ich rechts das Meer. Auf der anderen Seite ist das Olympiastadion und wenn das Olympische Feuer entzündet ist, können wir es von unserer Unterkunft aus sehen. Dahinter erheben sich die Berge."
Auch wenn die deutschen Frauen natürlich bereits das erste Spiel gegen Russland am Sonntag im Hinterkopf haben, steht das erste Highlight bereits am Freitag an. "Wir freuen uns alle auf die Eröffnungsfeier", sagt Harß. Denn vor acht Jahren in Turin konnte das DEB-Team nur kurz ins Olympiastadion mit einmarschieren und musste dann nach Hause, weil bereits am nächsten Tag das erste Spiel auf dem Programm stand. "In diesem Jahr können wir die Eröffnung genießen. Das kribbelt jetzt schon ein bisschen", so Harß, die bereits vor acht Jahren bei Olympia mit dabei war. "Natürlich kenne ich deshalb manche Abläufe schon, aber natürlich bleibt Olympia immer etwas besonderes."