Rich Chernomaz
Foto: Storch
Unruhe unter den Fans, zahlreiche Verletzungen im Angriff, und jetzt fällt auch noch Goalie Antti Ore aufgrund einer Kreuzbandverletzung für längere Zeit aus - trotz immerhin Tabellenrang vier in der DEL2 läuft es für die Löwen Frankfurt aktuell nicht wirklich wie geschmiert. Im Interview mit Eishockey NEWS spricht Sportdirektor Rich Chernomaz über die Sorgen der Hessen.
Herr Chernomaz, blicken wir doch zunächst noch einmal auf die Partie in Bad Nauheim am vergangenen Sonntag zurück, die Ihr Club mit 2:3 nach Penaltyschießen verlor. Einige Beobachter meinten hinterher, dass der Begegnung der typische Derby-Charakter gefehlt habe...
Rich Chernomaz: "Naja, da würde ich nicht unbedingt zustimmen. Es sind im Stadion eben einige Plätze leer geblieben, was aber wohl hauptsächlich daran lag, dass parallel das Fußball-Derby zwischen Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 stattfand. Zum Spiel an sich ist zu sagen, dass wir ein paar mentale Fehler gemacht haben und sich mal wieder gezeigt hat, dass man auch in Deutschland endlich die Drei-gegen-drei-Verlängerung einführen sollte..."
Dazu kommt die Verletzungsmisere, die Ihren Club derzeit plagt, so ziemlich zum schlechtesten Zeitpunkt, oder? Schließlich ist das Programm im Dezember besonders stressig...
Chernomaz: "Wobei wir auch einige Leute mit nur kleineren Verletzungen haben. Richie Mueller und Marc Schaub kommen in ein paar Wochen zurück, Christoph Kabitzky steht schon wieder auf dem Eis, und Nils Liesegang und Nick Mazzolini erwarten wir sogar schon diesen Freitag wieder zurück im Kader."
Zumindest im Tor müssen Sie nach dem Ausfall von Antti Ore aber eigentlich nochmal nachlegen, oder?
Chernomaz: "Ja, da sind wir dran und tragen gerade Namen zusammen. Die Herausforderung ist, die höchstmögliche Qualität zu einem möglichst günstigen Preis zu bekommen, und genau das wollen wir im Laufe der nächsten paar Wochen schaffen. Es sind einige erfahrene Torhüter auf dem Markt, die sogar schon auf einem höheren Niveau als DEL2 gespielt haben, die wir mit unserem Budget aber eigentlich nicht bezahlen können. So eine Investition würden wir nur tätigen, wenn wir zehn Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde immer noch um einen Playoff-Platz kämpfen würden. Außerdem hat Philip Lehr bislang auch sehr stark für uns gespielt und braucht nur noch einen weiteren Einsatz, damit er auch in den Playoffs für uns spielberechtigt ist. So bekämen wir zusätzliche Tiefe auf dieser Position."
Das klingt jetzt allerdings nicht so, als ob Sie Antti Ore in dieser Saison nochmal zurück im Kader erwarten...
Chernomaz: "Bei der Verletzung, die er hat, ist es wahrscheinlicher, dass er diese Saison nicht mehr zurückkommt. Marc Schaub hatte in der letzten Saison aber eine ähnliche Verletzung und konnte die letzten beiden Monate der Saison wieder spielen. Es kommt also auch auf Anttis Körper an, wird aber definitiv eine lange Zeit dauern."
Obwohl die Löwen relativ klar auf Playoff-Kurs liegen, sind doch immer wieder unzufriedene Stimmen aus den Reihen der Fans zu vernehmen. Worin sehen Sie das begründet?
Chernomaz: "Wir haben von 24 Spielen nur sechs nach regulärer Spielzeit verloren. Ich denke, dass es eher um die Art und Weise geht, in der wir das eine oder andere Spiel verloren haben. Speziell bei unseren Penalty-Niederlagen waren Spiele dabei, die wir nach einer Führung vor dem letzten Drittel durch falsche Entscheidungen mit dem Puck noch abgegeben haben. Außerdem ist unsere Heimbilanz natürlich nicht die beste. Man muss seine Heimspiele gewinnen, aber wir kommen in dieser Hinsicht nur auf eine Quote von etwa 60 Prozent. Allerdings muss man auch sagen, dass bis auf Bremerhaven jede Mannschaft in der Liga schon ihre Schwierigkeiten hatte."
Wie sieht also Ihr persönliches Zwischenzeugnis für die Löwen kurz vor Hauptrunden-Halbzeit aus?
Chernomaz: "Wenn man die Saison in Phasen aufteilt, haben wir sieben der ersten acht Spiele gewonnen, danach aber nur noch 50 Prozent der möglichen Punkte geholt. Das ist nicht gut genug. Es muss eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung zu sehen sein, nicht umgekehrt. Die Phase bis Mitte Januar wird jetzt zeigen, ob wir uns weiter Richtung Top Vier orientieren dürfen oder ob wir bis zum Schluss um die direkte Playoff-Qualifikation fighten müssen."
Interview: Stefan Wasmer