Julia Seitz (hier im Trikot der Nationalmannschaft) verwandelte den entscheidenden Penalty beim Weltrekordspiel. Foto: imago
Die Eishockeywelt hat einen neuen Weltrekord. Aber nicht die Top-Clubs aus der NHL oder der KHL zeichnen dafür verantwortlich. Und blickt man über die Männermannschaften Europas, wird man auch hier nicht fündig. Vielmehr waren es die Frauen des ECDC Memmingen und der Bergkamener Bären. Am Samstag standen sich beide Teams für ein Ligaspiel in der Frauenbundesliga gegenüber. Nachdem es nach regulärer Spielzeit 3:3 stand, musste das Penalty-Schießen entscheiden. Hier verwandelte Memmingens Julia Seitz (21) den insgesamt 53. Versuch und erzielte somit den Siegtreffer.
Frau Seitz, was ging Ihnen zunächst die lange Zeit während des Penalty-Schießens auf der Bank und schließlich bei Ihrem Versuch auf dem Eis durch den Kopf?
Julia Seitz: "Auf der Bank wurden wir langsam schon ein wenig ungeduldig, weil wir das Spiel unbedingt gewinnen wollten. Auf dem Eis habe ich dann gedacht, dass ich den machen muss, damit das Spiel ein Ende hat. Ich habe zuvor ausgemacht, dass ich entweder mit der Rückhand oder oben links schießen werde. Schließlich habe ich alles ausgeblendet und mich spontan für den Winkel entschieden."
War einem während des Penalty-Schießens schon klar, was genau da passiert?
Seitz: "Währenddessen noch nicht. Aber nach dem Sieg war es natürlich eine nette Sache, dass man gleichzeitig Rekordhalter ist. Auch für das Fraueneishockey ist das eine tolle Sache. Vielleicht wird es dadurch noch ein wenig gepusht."
Im Spiel selbst war Memmingen zunächst 0:2 und später mit 1:3 in Rückstand. Wie haben Sie das Spiel gesehen?
Seitz: "Wir hatten einen schweren Start ins Spiel, haben uns aber nach und nach gesteigert. Am Ende sind wir früh volles Risiko gegangen, haben die Torfrau vom Eis genommen und sind mit dem Ausgleich belohnt worden."
Im Fraueneishockey spielt man üblicherweise Samstag und Sonntag gegen denselben Gegner. So standen sich Memmingen und Bergkamen nur wenige Stunden nach dem Rekord-Spiel erneut gegenüber. Mit welchem Gefühl?
Seitz: "Wir haben den Samstag komplett ausgeblendet und bei null angefangen. Wir hatten aber wieder einen schlechten Start und lagen wieder mit 0:2 zurück. Aber am Ende haben wir auch am Sonntag gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft waren."
In der Tabelle führt der ECDC das Feld aktuell an, hat aber auch bereits teilweise einige Spiele mehr absolviert als die Konkurrenz. Wie schmerzlich kann der verlorene Punkt beim Penalty-Sieg im Kampf um die Meisterschaft noch werden?
Seitz: "Der kann in der Tat noch schwer wiegen. Aber Bergkamen hat gezeigt, dass sie gutes Eishockey spielen können, wie auch Ingolstadt und Berlin. Ich denke, dass die Runde bis zum Schluss spannend bleiben wird."
Interview: Alexander Skasik