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Donnerstag, 8. Februar 2018

Reaktionen der betroffenen Clubs Aufrüsten in Bayerns Landesliga: „Würde auch lieber mit eigenen Spielern spielen“, sagt Bad Kissingens Präsident Rosin

Symbolbild: City-Press

Einige Vereine der Landesliga Bayern stehen hart in der Kritik, gerade von Seiten des BEV in Form von Obmann Marc Hindelang. Übermäßiger Einsatz von Kontingentspielern, ermöglicht durch EU-Recht, und damit zu wenig Investition in den eigenen Nachwuchs und zu kurzfristiges Denken sind dabei das Thema. Teil zwei unserer Analyse beschäftigt sich mit betroffenen Vereinen.

Bad Kissingen ist der Verein, der momentan stark im Mittelpunkt steht. Die Wölfe führen die Verzahnungsrunde C mit 15 Punkten aus sechs Spielen momentan an. "Ich würde auch lieber mit lauter eigenen Spielern spielen", so Michael Rosin, Präsident der Wölfe. Doch aktuell befinden sich einige Kontingentspieler im Kader. Bad Kissingen (im Vorjahr war der sportliche Aufstieg in die Bayernliga gelungen, die Lizenz wurde aber verweigert, da nicht die erforderliche Zahl an Nachwuchsteams gemeldet werden konnte) kämpft seit einigen Jahren mit Problemen, möchte seinem Publikum aber dennoch gutes Eishockey bieten. In der Eishalle musste der Betrieb vor einigen Jahren kurzfristig ruhen, da das Dach kaputt war. In der Zwangspause wanderte der Nachwuchs logischerweise in andere Vereine ab, um weiter spielen zu können. Das nimmt den Kindern auch keiner übel. Aber dadurch fehlen jetzt Spieler in allen Altersklassen. Um überhaupt Mannschaften stellen zu können, gibt es Kooperationen, zum Beispiel mit dem Nachbarn aus Haßfurt. Einzeln könnten die Vereine nicht genügend Kinder aufbringen.

"Mannschaften nur mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zu bestücken, das dauert und geht nicht von heute auf morgen", begründet Rosin die aktuelle Situation. "Vielleicht sollte man über eine Gesamtkooperation nachdenken im Nachwuchs." Eine Art flächendeckende Zusammenarbeit mehrerer oder aller bayerischen Vereine im Nachwuchs, leistungs- und altersgerecht könnte Rosin sich vorstellen. Ihm sei aber bewusst, dass dies mehr Arbeit für alle Vereine bedeuten würde.

Zudem wurde die Eishalle gerade an einen ukrainischen Investor verkauft. "Die Eismiete ist fast um das Vierfache gestiegen - im Vergleich zu Zeiten, als die Halle in öffentlicher Hand war", so Rosin.

An einen möglichen Aufstieg in die Bayernliga - trotz des aktuellen Erfolgs in der Verzahnungsrunde mit den Bayernligisten - denkt Rosin noch nicht wirklich. Viel hängt davon ab, ob der Verein ausreichend Nachwuchsmannschaften anmelden kann. Zudem wird er "die wirtschaftliche Situation des Vereins nicht für einen Aufstieg aufs Spiel setzen". Zusammengefasst könnte man sagen, dass die erhöhte Zahl an Transferspielern ein aktuell notwendiges Mittel ist, welches ja nicht dauerhaft angewendet werden muss.

Ähnliche Töne gibt es in Schweinfurt. Auch hier soll dem Publikum attraktives Eishockey geboten werden, doch Nachwuchsspieler wandern gerne mal in höherklassige Vereine ab. Als Lösung für das Problem stehen einige Transferkartenspieler im Kader der Mighty Dogs.

Kritisch wird die Situation in Königsbrunn, aktuell Zweiter dieser Verzahnungsrunde mit zwölf Punkten aus sechs Spielen, betrachtet. Dort wird mit zwei (oder zweieinhalb) Ausländern gespielt und "das wird auch so bleiben", meint Vorstand Willi Bertele und betont: "Wir werden nie hergehen und mit acht oder zehn transferpflichtigen Spielern spielen." Dafür sind hier einige der Athleten ehemalige DEL-Profis wie Matthias Forster, Jeffrey Szwez oder Fabio Carciola. In Bezug auf die Verzahnungsrunde kritisiert Bertele, dass auch die Bayernligisten teilweise nochmal aufrüsten. "In der Gruppe Nord ist es der absolute Wahnsinn. Was dort gespielt wird, ist Bayernliganiveau", so seine Meinung. Ähnlich wie Freising (wir berichteten) findet auch Bertele, dass teurere Transferkarten eine Lösung sind, die der Verband ergreifen könnte. Zudem kritisiert er das Wechselfenster kurz vor Ende der Saison.

Obwohl unbegrenzt Transferspieler eingesetzt werden dürfen, ist ein Wettrüsten wohl nicht Sinn der Sache. Nur kritisieren wird aber auch nichts bringen. Es bleibt abzuwarten, ob die Vereine untereinander und zusammen mit dem BEV eine Lösung für das Problem, oder noch besser, für dessen Auslöser, finden werden.

Julia Corsten/Michael Bauer


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Notizen

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