Patrick Reimer.
Foto: City-Press
Moritz Müller äußerte sich in der vergangenen Woche im Interview mit Eishockey NEWS über die Probleme im deutschen Eishockey - über die Nichtbeachtung der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten, zu wenig Nachwuchs in den Ligen aber gleichzeitig zu viele Kontingentspieler und eingebürgerte Akteure. Auch beim Nürnberger Patrick Reimer war das ein Thema, wie er im Interview verrät.
Herr Reimer, wie sehr waren die jüngsten Aussagen von Moritz Müller ein Thema auch in der Nürnberger Mannschaft?
Patrick Reimer: "In der Mannschaft gar nicht so groß. Aber Moritz Müller ist ein Spieler, der wichtige Themen anspricht, da auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Solche Leute braucht man und er hat Recht damit, dass, wenn wir das deutsche Eishockey voranbringen wollen, wir auch darüber nachdenken müssen, wie wir junge Spieler fördern. Da muss definitiv ein Umdenken stattfinden und deswegen hat er ein wichtiges Thema angesprochen."
Gehört dazu auch die Reduzierung der Ausländerlizenzen?
Reimer: "Definitiv. Natürlich muss das insgesamt wohl überlegt sein. Man kann nicht plötzlich um fünf Stellen reduzieren. Aber es muss kontinuierlich gemacht werden. Man arbeitet jetzt daran, dass der Nachwuchs nach vorne kommt und versucht, da einiges reinzustecken und die Jungs entsprechend zu fördern. Aber dementsprechend muss man ihnen dann auch die Chance im Profibereich geben."
Welche Ideen schweben Ihnen im Hinblick auf die Nachwuchsförderung vor?
Reimer: "Sicher ist es schwierig, den Vereinen irgendwelche exakten Maßgaben in Form von Eiszeiten aufzuerlegen. Aber es muss allgemein ein Umdenken stattfinden dahingehend, dass wir Spieler fördern und sehen, welche Talente die Spieler haben und in welche Rollen sie dementsprechend im Verein eingebunden werden. Wir sprechen immer wieder darüber, dass in anderen Ländern wie Finnland oder Schweden junge Spieler, die 18 oder 19 Jahre alt sind, in Positionen spielen, in denen sie gut sind, auch in Überzahl. Wenn man beispielsweise derzeit die Topscorer in der NHL sieht, sind dabei viele Jungs, die gerade einmal Anfang 20 sind. Es kann nicht nur am Alter liegen. Man muss die Talente fördern und sehen, was sie können. Dann können sie auch wichtige Rollen übernehmen."
Finden Sie in dieser Hinsicht die vor der Saison von der DEL getroffene Maßnahme, einen Kaderplatz pro Team zwingend für einen U23-Spieler reservieren zu müssen, richtig?
Reimer: "Das ist sicher gut gemeint. Aber wenn man dann keinen Spieler in diesem Bereich hat, spielt man am Ende doch mit nur drei Reihen. Das ist ein nett gemeinter Ansatz, aber nicht die Lösung. Wirklich weiter bringt es niemanden."
Was sagen Sie zu Müllers Kritik an den Medien im Hinblick auf die Berichterstattung über Eishockey?
Reimer: "Ich finde sie auch berechtigt. Plötzlich ist alles vergessen, was man erreicht hat. Fußball ist allgegenwärtig. Man kann verstehen, dass Handball gerade im Fokus stand, das haben sie sich verdient dadurch, dass sie ein super WM-Turnier gespielt haben. Hut ab! Aber zumindest eine kleine Erwähnung über so ein Freiluftspektakel (beim Winter Game in Köln am 12. Januar; d. Red.), bei dem auch mal 50.000 Zuschauer zu einem Eishockey-Spiel kommen, sollte in einer Sportsendung auf jeden Fall vorkommen."
Interview: Joachim Meyer
Mehr Reaktionen zum Interview mit Moritz Müller finden Sie in der aktuellen Printausgabe von Eishockey NEWS, die bereits als App verfügbar ist und ab Dienstag, 29. Februar, im ausgesuchten Zeitschriftenhandel erhältlich ist.