Gerhard Kaufmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Bietigheim Steelers.
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Die Bietigheim Steelers haben sich am Donnerstag mit einer Stellungnahme des Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Kaufmann zur aktuellen Situation geäußert. Der ambitionierte Club aus Schwaben verlor zuletzt fünfmal in Folge – und achtmal in den letzten zehn Partien – und kämpft als Tabellenzehnter um das Erreichen der Pre-Playoffs. „Die aktuelle sportliche Situation unserer Steelers macht uns allen keinen Spaß“, gibt Kaufmann darin zu. „Bevor mir aber wegen einigen ‚Bruddlern‘, die alles besser wissen, der Kragen platzt, muss ich die nachfolgenden Zeilen loswerden.“
Im folgenden nimmt Kaufmann detailliert Stellung zur finanziellen Situation des DEL2-Clubs und blickt auch auf die vergangenen Jahre zurück: „In der Zeit von Kevin Gaudet haben wir wiederholt den Fehler gemacht, den sportlichen Erfolg über die finanzielle Solidität zu setzen. Das konnten wir so nicht weiter treiben. Die Lizenz haben wir in den letzten Jahren nur erhalten, weil wir 600.000 Euro Bürgschaften und 200.000 Euro Patronatserklärungen von Aufsichtsratsmitgliedern gelegt haben. Die damals Verantwortlichen, namentlich Holger Härter und ich waren auch nicht mehr bereit, jedes Jahr Verluste auszugleichen.“
Eine finanzielle Verbesserung der Gesamtsituation sei jedoch nur durch Verzichte und ein Kürzertreten im sportlichen Bereich zu stemmen gewesen: „Erstmalig nach langer Zeit haben wir in dieser Saison die Lizenz für die DEL2 ohne zusätzliche Auflagen erhalten. Den Kapitalfehlbetrag in der Bilanz haben wir durch Darlehensverzichte von 1,3 Mio. Euro auf rund 650.000 Euro reduziert. Um überhaupt eine Chance für eine DEL-Lizenz zu haben, muss dieser Fehlbetrag auch noch weg. Deshalb mussten wir die Personalkosten in der Saison 2018/19 um rund 300.000 Euro reduzieren.“
Das betraf damals in erster Linie die Person Kevin Gaudet, so Kaufmann. Man trennte sich vom langjährigen Erfolgstrainer nach der Meisterschaft 2018. „Die teuerste Position war die des Cheftrainers. Uns war klar, mit unserem Erfolgstrainer Kevin Gaudet konnten wir diese notwendige Anpassung nicht umsetzen. Wir mussten nun aber bitterlich feststellen, dass die Entscheidung für einen relativ unerfahrenen Chefcoach problematisch war. Aber, wenn jemand bereit ist die o.g. Bürgschaften und die € 300.000.- p.a. zu bringen, können wir Kevin gerne zurückholen. Wenn nicht, dann hört bitte auf zu ‚bruddeln‘.“
2019/20 wollten die Steelers nach den Erfahrungen der Vorsaison mit einer verjüngten Mannschaft schnelles Eishockey anbieten. „Dieses Spielsystem ist aber nur mit vier vollständigen Reihen machbar. Verletzungen und die nicht eingehaltene Zusage unseres Förderlizenzpartners Iserlohn, ständig drei Spieler für uns abzustellen, haben dieses Konzept torpediert“, so Kaufmann zu den Gründen, weshalb das Team aus Bietigheim den Erwartungen hinterherhinkt.
Aufgrund der aktuellen Niederlagenserie hat sich auch der Aufsichtsrat mit der Mannschaft zusammengesetzt. „Wir sind uns mit der Mannschaft einig, dass das aktuell auf dem Eis gezeigte nicht unseren Erwartungen und Möglichkeiten entspricht. Das Team bekannte sich klar und vollumfänglich zum Trainer“, deckt Kaufmann die Ergebnisse dieses Treffens auf. „Als weiteren Schritt haben wir neben der Verpflichtung eines zusätzlichen Stürmers (Myles Fitzgerald, der vom Ligakonkurrenten aus Ravensburg kommt, Anm. d. Autors) ab dieser Woche einen Mentaltrainer eingesetzt, der helfen wird, das fehlende Selbstbewusstsein wieder zu erlangen.“
Für eine positive Zukunft sei nun eine neue, umfangreiche Initiative zur Sponsorengewinnung geplant, so Kaufmann: „Um unser Ziel DEL-Aufstieg in den nächsten Jahren zu realisieren, brauchen wir neben einer weiteren Verbreiterung unserer guten Basis mit kleinen und mittleren Sponsoren auch einen Hauptsponsor mit einem hohen sechs- oder siebenstelligen Beitrag. Daran arbeiten wir.“