Mit seinem neongrünen Ausweichtrikot hat der ERC Ingolstadt zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt, kritischen Stimmen blieben allerdings nicht aus.
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Textmarker-grellgrün also. Man kennt diese Farbe ja. Aus Reagenzgläsern. Oder von den Seattle Seahawks in der National Football League. Aber der ERC Ingolstadt, der seit jeher in blau-weiß gespielt hat, den Farben des Stadtwappens, des Freistaats Bayern, plötzlich in Signalleibchen?
Während Mirko Höfflin, der nicht nur Panther-Stürmer, sondern auch Modedesigner ist und an den Dressen mitwirkte, von neon als „angesagter Frühjahrs- und Sommermode“ spricht, weiß man hinter den Kulissen um die (auch innerhalb des Teams) polarisierende Wirkung: „Uns war klar, dass das provozieren wird“, sagt Nicholas Rausch, Sales Direktor in Ingolstadt und verantwortlich für jene Outfits, deren Bewertungen im Netz jetzt von „absolut geil“ bis „Atomunfall“ reichen.
Bildvergleiche mit Warnwesten machten die Runde. Die Ultra-Gruppierung des Vereins platzierte Transparente an der Arena: „ERCI: Keine Peinlichkeit zu bunt!“. Oder auch „Wir sind kein Faschingsverein“. Manch gegnerischer Fan wollte gar Protest einlegen. Regel 32, Verbot von Leuchtfarben auf der Teamkleidung, argumentierten die Eishockeyjuristen.
Es half wenig. Nürnbergs 0:8 in Ingolstadt und Straubings 2:3-Heimpleite gegen die blendend aufgelegten Schanzer hatten Bestand. Besagte Regel richte sich vor allem gegen reflektierende Elemente, mit denen TV-Kameras Probleme hätten, ließ die Liga, die die Trikots ohnehin genehmigt hatte, ausrichten.
Schon im Vorjahr war Ingolstadt wegen provokanter dritter Dressen Gesprächsthema. Damals waren die Schanzer in Tarnfleck aufgelaufen. Kritik über Militarismus und mangelndes Fingerspitzengefühl angesichts kriegerischer Zeiten machte die Runde. Die heutigen Grünwesten sind politisch unbelastet. Ästhetisch bewegt sich der ERC aber weiter auf Minenfeldern.
Fabian Huber