Petr Vrana
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Die Endphase der Hauptrunde in der tschechischen Extraliga wird überschattet von einem tragischen Todesfall aus dem nächsten Umfeld des HC Ocelari Trinec. Aus diesem Grund wurde am Dienstag die Begegnung zwischen Trinec und Litvinov kurzfristig abgesagt. Zu frisch war da noch die Nachricht, die der Verein aus der Stahlwerksstadt erst Stunden später bestätigte: Tödlich verunglückt ist die Ehefrau des Kapitäns der Trincer Mannschaft, Petr Vrana. Bei dem Versuch, den ihr enteilten Welpen von einem nur leicht vereisten Stausee unweit der südschlesischen Stadt Bruntal zurückzuholen, brach das Eis unter ihr ein und sie ertrank. Die Rettungstaucher der Polizei bargen den Leichnam von Lindsey Vrana nach einer fast anderthalbstündigen Suchaktion. Der 35-jährige Petr Vrana hat die Kanadierin während seiner siebenjährigen Zeit in Nordamerika (QMJHL, AHL, 16 NHL-Spiele für New Jersey) kennengelernt.
Die Spielabsage verkomplizierte andererseits die finale Phase der Punktspielrunde, die am Sonntag abgeschlossen wird. Im Raum stand auch die Variante, dass Trinec das Heimspiel gegen Litvinov kampflos am grünen Tisch abgibt. Am Mittwoch wurde jedoch eine bessere Lösung gefunden. Auf Vorschlag der Nordböhmen tritt Trinec am Donnerstag um 18 Uhr in Litvinov an. Auch das Heimspiel gegen Mlada Boleslav am 51. Spieltag werden die Schlesier am Freitag in des Gegners Halle bestreiten. „Wir schätzen es sehr, dass Litvinov es auf sich nimmt, drei Partien in sehr kurzer Zeit zu absolvieren“, würdigte Trinecs Sportdirektor Jan Peterek den vereinbarten Kompromiss.
Und so kommt es zu einem Novum in der Extraliga: Der HC Ocelari verzichtet zweimal auf sein Heimrecht, auch wenn er in den Begegnungen am Donnerstag und Freitag als Gastgeber geführt wird. Demgegenüber verringert er die Reisestrapazen für seine Spieler, denn zum Abschluss der Hauptrunde spielt das Top-Team am Sonntag das dritte Match in Folge in Böhmen – es ist das Auswärtsspiel in Budweis.
Drei Punktspiele vor Ende der Hauptrunde hat Trinec noch alle Chancen auf Platz eins und damit den Gewinn des Präsidenten Cups. Die Rot-Weißen haben 103 Punkte auf dem Konto und könnten so auch noch ihren eigenen Clubrekord (107 Punkte) verbessern. Alle sportlichen Ambitionen seien aber in der bedrückenden Atmosphäre der Familientragödie des Kapitäns momentan das Letzte, was man zu lösen habe. Der Club hat den Center seiner ersten Reihe von allen Verpflichtungen freigestellt und werde Vrana so viel Zeit zur Verarbeitung des Schicksalsschlags geben, wie er braucht, versicherte Sportdirektor Peterek. Der 35-Jährige muss sich zudem um seinen Sohn kümmern.
Von der Familientragödie des Ex-NHL- und KHL-Spielers Petr Vrana ist die gesamte Liga erschüttert. Alle Clubs äußerten ihre Anteilnahme, sehr emotional waren die Beileidsbekundungen von den Vereinen, in denen Vrana früher gespielt hat (Vitkovice, Sparta Prag). Das Ende der ohnehin tristen Hauptrunde (seit Oktober ohne Zuschauer) steht folglich unter einem besonders trüben Stern.
Lothar Martin