Der international renommierte Schiedsrichter Jupp Kompalla, eine lebende Legende im deutschen Eishockey, feierte am zurückliegenden Wochenende, seinen 85. Geburtstag.
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Josef, genannt Jupp, Kompalla wurde am 13. März 1936 im Oberschlesischen Kattowitz geboren. Damals war noch nicht daran zu denken, dass er zu einem der besten und angesehensten Schiedsrichter in Europa werden sollte. Er kann auf exakt 2.019 gepfiffene Eishockeyspiele zurückblicken, ist Mitglied der Hall-of-Fame des Eishockey-Weltverbandes in Toronto, der Hall-of-Fame Deutschland und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Am zurückliegenden Wochenende feierte Kompalla seinen 85. Geburtstag.
Herr Kompalla, wie fing Ihre Liebe zum Eishockey an?
Jupp Kompalla: „Früher hatten wir in meiner Heimat noch richtige Winter und ich habe schon recht früh angefangen, auf den gefrorenen Wasserflächen Schlittschuh zu laufen und ein wenig zu spielen. Da kam dann mal ein Trainer vorbei und sagte mir: Komm doch mal zum Training! Gesagt, getan – dann habe ich in Kattowitz trainiert und bin dreimal mit dem Team Junioren-Meister geworden. Danach kam ich 1958 noch zu Seniorenehren, als ich mit Gornik Katowice im Februar polnischer Meister wurde. Am 21. April sind wir dann nach Deutschland übergesiedelt, wo ich in Krefeld gelandet bin.“
Was hat Sie denn dazu bewegt, in relativ jungen Jahren Schiedsrichter zu werden?
Kompalla: „Naja, so jung war ich auch nicht mehr – ich habe zuerst noch 13 Jahre für Preußen Krefeld in der Verteidigung Eishockey gespielt. Und dann war hier an einem Sonntag ein Schiedsrichterlehrgang als mich der damalige Schiedsrichterobmann in NRW ansprach und meinte, ob das nicht etwas für mich wäre. Ich war nicht abgeneigt, habe an dem Lehrgang teilgenommen, dachte aber, dass ich ruhig noch etwas spielen könnte. Dann klingelte aber das Telefon und der deutsche Schiedsrichterobmann versuchte mich mit Engelszunge zu überreden, das Schiedrichterteam zu verstärken. Also gab ich seinem Drängen nach und nach einigen unterklassigen Partien fand ich mich zu meiner Verwunderung schnell in der Bundesliga wieder. 1972 bekam ich dann vom Weltverband eine Einladung zur Weltmeisterschaft und absolvierte zwölf Spiele. Der SPIEGEL schrieb damals: 'Kompalla, der Senkrechtstarter aus Germany'.“
Wie kam es, dass Sie als Referee so schnell Fuß gefasst haben?
Kompalla: „Die Spieler und Trainer hier in Deutschland haben mir dabei sehr geholfen – sie haben mich akzeptiert. Vor den Spielen habe ich mich mit den Akteuren schon unterhalten, auf einige Sachen hingewiesen. Hatte das Match begonnen, interessierte mich weder Trikotfarbe noch Person, dann war ich ein gnadenloser Richter. Egal wer es war – Foul ist Foul. Ich hatte eine gewisse Autorität auf dem Eis, da gab es kein großes Palaver. Wollte einer nicht aufhören, bekam er zwei Minuten. Schlägt einer zu, der andere stößt zurück, dann muss der Verursacher bestraft werden.“
Wo haben Sie überall gepfiffen?
Kompalla: „Ich habe mitgezählt, es waren exakt 2.019 Spiele! Bei drei Olympischen Spielen (1976 in Innsbruck, 1980 in Lake Placid und 1984 in Sarajewo) habe ich aktiv gepfiffen und bei den nächsten drei Großereignissen war ich als Supervisor vor Ort. Ich habe zwölf Weltmeisterschaften gepfiffen, den Istwestija Cup in Moskau, in Davos habe ich den Spengler Cup geleitet und 157 Länderspiele. Ich war, glaube ich, in 47 Ländern aktiv.“
War ein Ereignis dabei, dass für Sie eine besondere Bedeutung hatte?
Kompalla: „Für mich waren alle sehr wichtig. Eigentlich möchte ich keines hervorheben, aber ein besonderes Erlebnis hatte ich 1972, als ich das sogenannte Match des Jahrhunderts gepfiffen habe. Es waren vier Spiele in Kanada und vier in Moskau – ich habe das entscheidende geleitet. Das war schon etwas ganz Besonderes.“
Auch nach Ihrer aktiven Karriere sind Sie dem Eishockey erhalten geblieben ...
Kompalla: „Mit 50 musste ich leider aufhören, aber die Statuten haben es so gewollt. Aber glücklicherweise konnte ich noch lange Zeit als Schiedsrichterbeobachter hier in Krefeld mitwirken, musste dann leider auch damit aufhören, aber der schöne Sport lässt mich nicht los. Soweit es geht bin ich bei jedem Punktspiel hier in Krefeld vor Ort im Stadion, coronabedingt jetzt nur beim Oberligateam.“
Würden Sie heute auch noch gerne diesen Beruf ausüben?
Kompalla: „Ja, nur fehlt mir momentan die Kondition. Ich habe auch noch vereinzelt Abschiedsspiele gepfiffen, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt kannst du es auch nicht mehr, die Knochen sind nicht mehr so elastisch, die Bruchgefahr zu groß. Ich sollte jetzt mit 85 das Glück nicht zu stark herausfordern.“
Interview: Ivo Jaschick