Boxeinlage: DEB-Verteidiger Tobias Fohrler (schwarzes Trikot) lieferte sich einen Faustkampf mit NHL-Star Alex Tuch von den Buffalo Sabres.
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Das deutsche Eishockey-Nationalteam hat sein letztes Testspiel vor der A-Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland (12. bis 28. Mai) verloren. Die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis musste am Dienstagabend in München eine 3:6 (0:2, 0:1, 3:3)-Niederlage gegen die USA hinnehmen. Dabei machte es die DEB-Auswahl gegen lange Zeit zielstrebigere und effizientere Nordamerikaner in der Schlussphase zwar doch noch spannend, drei späte Tore waren letztlich jedoch nicht genug. Bereits am Mittwochvormittag reist die deutsche Mannschaft nach Tampere, um sich dort auf den WM-Auftakt gegen Schweden am Freitagabend vorzubereiten.
Nach druckvollen ersten Wechseln der US-Amerikaner fand das deutsche Team, welches ohne Verteidiger Mario Zimmermann und Angreifer Parker Tuomie antrat, schnell mehr Zugriff auf die Partie. In einem temporeichen und unter dem Strich ausgeglichenen Auftaktdrittel zeigte die DEB-Auswahl spielerisch gute Ansätze und kam mit ansehnlichen Angriffszügen zu durchaus vielversprechenden Torchancen. Während die Gastgeber diese jedoch nicht nutzten – so verpassten etwa Dominik Kahun nach Ablage von Dominik Bittner (4.) sowie Justin Schütz nach Querpass von Andreas Eder (13.) die mögliche Führung – präsentierten sich die Vereinigten Staaten effizienter und legten per Doppelschlag vor. Im Mittelpunkt stand dabei Drew O’Connor, der vor dem 1:0 durch Verteidiger Ronnie Attard die deutsche Defensive mit einer Einzelaktion auf sich zog (14.) und das 2:0 mit einem spektakulären Schuss in den kurzen Winkel selbst erzielte (16.).
Der Zwei-Tore-Vorsprung reichte den US-Amerikaners indes keineswegs. Die Mannschaft von Head Coach David Quinn drängte zu Beginn des zweiten Abschnitts auf den dritten Treffer und agierte offensiv deutlich zielstrebiger als das deutsche Team. So war DEB-Goalie Mathias Niederberger in dieser Phase immer wieder gefordert.
Auf der anderen Seite setzte zwar auch die deutsche Mannschaft weiterhin Akzente im Angriff – insbesondere Maximilian Kastner, der unter anderem in der 28. Spielminute am Pfosten scheiterte –, doch während die Offensivszenen des Kreis-Team meist nach einem einzigen Abschluss beendet waren, gelang es den Vereinigten Staaten immer wieder, sich über längere Zeit in der deutschen Zone festzusetzen. Dass die USA durch Conor Garland, der den Puck aus halblinker Position im langen Eck versenkte (33.), auf 3:0 erhöhten, entsprach also dem Spielverlauf. Für Jubel bei den deutschen Fans sorgte wenige Augenblicke aber zumindest ein Faustkampf von Tobias Fohrler gegen NHL-Star Alex Tuch von den Buffalo Sabres.
Fohrler und Tuch kassierten für ihre Boxeinlage jeweils eine Spieldauer-Disziplinarstrafe – und wenige Sekunden vor der zweiten Pause war das Match auch für Nico Sturm nach einem Ellbogencheck gegen Cutter Gauthier vorzeitig beendet. Die daraus resultierende fünfminütige Unterzahl-Situation überstand das deutsche Team zwar schadlos, sie festigte die US-amerikanische Spielkontrolle allerdings weiter. Die Partie plätscherte nun ohne viele Höhepunkte dahin, die Angriffsbemühungen der DEB-Auswahl versprachen kein großes Comeback mehr.
Tatsächlich wurde es in der Schlussphase aber doch noch kurzzeitig spannend. Daran maßgeblich beteiligt war Dominik Kahun mit einem Doppelpack. Der Schweiz-Legionär zog zunächst bei einem Konter von der rechten Seite nach innen und vollendete trocken unter die Latte zum 1:3 (50.), ehe Kahun beim 2:3 von einer herausragenden Vorarbeit JJ Peterkas, der sich erst entschlossen durchsetzte und dann auf den Knien einen präzisen Rückhandpass spielte, profitierte (55.). Die USA antworteten auf den Anschlusstreffer zwar nur 17 Sekunden später mit dem 4:2 durch O’Connor, der aus dem Slot ungestört abziehen durfte, doch in der 57. Minute verkürzte das deutsche Team den Rückstand nochmals auf ein Tor, als der Mitte des zweiten Durchgangs eingewechselte US-Goalie Cal Petersen bei einer Direktabnahme Daniel Fischbuchs vom linken Bullykreis alles andere als eine gute Figur abgab.
Endgültig der Zahn gezogen wurde der DEB-Auswahl erst mit dem 3:5 durch Rocco Grimaldi, der ebenfalls im Slot nicht konsequent genug bewacht wurde und mit seiner Rückhand durch die Beine Niederbergers traf (58.). Den Schlusspunkt in der regulären Spielzeit setzte daraufhin Sammy Walker mit einem Empty-Net-Goal zum 6:3 (59.). Wenige Tage vor dem WM-Auftakt bestritten die beiden Mannschaften anschließend zu Trainingszwecken noch eine Overtime sowie ein Penalty-Schießen, beide Male setzten sich die USA durch.
DEB-Kapitän Moritz Müller sagte nach dem letzten Test vor der WM 2023: „Ich fand, dass wir streckenweise ein sehr gutes Spiel gegen einen sehr starken Gegner gemacht haben. Vom Gefühl her ist das Ergebnis noch ein bisschen zu hoch und spiegelt nicht ganz den Spielverlauf wider. Wir haben zu leichte Tore hergegeben und es den Amerikanern ein bisschen zu einfach gemacht. Alles in allem haben wir aber gute Ansätze gezeigt und wissen, was wir besser machen müssen. Wir fahren auf jeden Fall jetzt mit einem guten Gefühl nach Finnland.“
Stefan Wasmer