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Sonntag, 28. Mai 2023

Führungstore durch Peterka und Fischbuch reichen nicht 2:5 gegen Kanada: Deutsches Nationalteam ist im Endspiel lange Zeit auf Augenhöhe und verpasst den ersten WM-Titel erst im Schlussdrittel

Unmittelbar nach der Übergabe der Silbermedaillen überwog in den deutschen Gesichtern noch die Enttäuschung. Die DEB-Auswahl bestätigte im Endspiel gegen Kanada allerdings trotz der 2:5-Niederlage noch einmal ihr herausragendes WM-Turnier.
Foto: imago images/Bildbyran/Joel Marklund

Lange Zeit war der erste Weltmeister-Titel der deutschen Eishockeyhistorie für das Nationalteam in greifbarer Nähe. Die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis war am Sonntagabend in Tampere im Endspiel gegen Kanada über zwei Drittel auf Augenhöhe und ging sogar zweimal in Führung. Erst im Schlussdurchgang zogen die abgezockten und in den entscheidenden Momenten fehlerfreier agierenden Ahornblätter das Match auf ihre Seite und sicherten sich mit einem 5:2 (1:1, 1:1, 3:0)-Erfolg ihre 28. WM-Goldmedaille. „Ich glaube, dass es möglich war, heute zu gewinnen. Am Ende haben wir aber in den entscheidenden Situationen ein paar individuelle Fehler gemacht", resümierte DEB-Mittelstürmer Nico Sturm wenige Minuten nach dem Finale im Interview bei MagentaSport.

Beide Mannschaften gingen ohne großes Taktieren in das WM-Finale und suchten ab dem ersten Bully mit viel Geschwindigkeit den Weg nach vorne – was dem deutschen Team zunächst ein wenig besser gelang. Die DEB-Auswahl präsentierte sich zu Beginn äußerst selbstbewusst und belohnte sich für ihren starken Start mit dem 1:0 durch JJ Peterka, der nach einem langen Pass von Moritz Seider (beide wurden ins All-Star-Team gewählt) über die linke Seite Tempo aufnahm und Samuel Montembeault mit einem Schuss in das lange Eck bezwang. Der kanadische Goalie gab dabei keine ganz glückliche Figur abgab, und auch sein Head Coach André Tourigny konnte den Rückstand mit einer Coach’s Challenge nicht mehr verhindern.

Das aus der erfolglosen Challenge resultierende deutsche Powerplay verpuffte allerdings wirkungslos, und wenige Augenblicke später konterte sich Kanada zum Ausgleich – Sammy Blais vollstreckte nach einem Rückhandpass von Peyton Krebs am zweiten Pfosten zum 1:1 (11.). Die deutsche Auswahl ließ sich von diesem Gegentor indes nicht beeindrucken, sondern war weiterhin auf Augenhöhe mit dem bis dahin 27-maligen Weltmeister. Dieser schaffte es im weiteren Verlauf des ersten Drittels zwar häufiger, sich in der deutschen Zone festzusetzen, doch gute Gelegenheiten und physische Duftmarken gab es auf beiden Seiten, weshalb das Remis nach 20 Minuten leistungsgerecht war.

Der zweite Abschnitt begann daraufhin mit einem weiteren deutschen Überzahlspiel – und im Vergleich zum ersten Durchgang agierte das DEB-Team mit einem Mann mehr auf dem Eis nun deutlich druckvoller und zwingender. Nicht nur deshalb gehörten die Anfangsminuten des Drittels dem Olympia-Zweiten von 2018. Kanada fand erst Mitte des zweiten Abschnitts wieder besser in die Partie, doch mitten hinein in diese Phase kanadischer Spielkontrolle war es die deutsche Mannschaft, welche erneut vorlegte. Maximilian Kastner brachte den Puck in den Slot, wo Daniel Fischbuch schnell schaltete und sofort abzog. Sein Schuss rutschte Montembeault zwischen rechtem Arm und Oberkörper durch, die DEB-Auswahl führte mit 2:1 (34.).

Das WM-Endspiel in der Statistik (1 Einträge)

 

 

Auf den erneuten Rückstand antwortete Kanada mit wütenden Angriffen, die den Ahornblättern wenig später das erste Powerplays des Abends einbrachten. In Überzahl ließen die Kanadier die Scheibe hervorragend laufen, während Deutschland mit viel Leidenschaft, geblockten Schüssen und glänzenden Paraden von Mathias Niederberger dagegenhielt. Rund 30 Sekunden vor dem Ende der Strafzeit war allerdings auch der DEB-Keeper machtlos, als der in dieser Szene nicht eng genug bedrängte Lawson Crouse seinen Schläger in einen geschickten Pass von Krebs hielt und zum 2:2 abfälschte (38.). Die deutschen Akteure monierten vergeblich ein Foul im Vorfeld des Treffers, auch vor dem dritten Durchgang war somit alles offen.

Den Auftrieb durch den erneuten Ausgleich nahmen die Kanadier indes über die Pause in den dritten Abschnitt mit. Tourignys Team drängte nun auf die erstmalige Führung des Abends – und erarbeitete sie sich in der 45. Spielminute, als DEB-Defender Maksymilian Szuber den Puck hinter dem eigenen Gehäuse an Cody Glass verlor. Der kanadische Center scheiterte daraufhin zwar mit seinem Bauerntrick-Versuch an Niederberger, doch den Nachschuss setzte wiederum Blais zum 3:2 unter die Latte (45.). Die Nordamerikaner holten jetzt sogar zum Doppelschlag aus, doch das Gestänge rettete für Deutschland gegen Milan Lucic (46.).

Die DEB-Auswahl war nun also gefordert, tat sich gegen clever verteidigende und das letzte Risiko jetzt logischerweise scheuende Kanadier jedoch schwer, zu klaren Tormöglichkeiten zu kommen. Darüber hinaus war das Scheibenglück im Schlussdrittel nicht auf der Seite des Kreis-Teams. So entstand der vierte Gegentreffer aus einer vielversprechenden Offensivaktion für Marcel Noebels, der mit viel Platz in die kanadische Zone kam, allerdings am Puck vorbeiwischte. Daraus resultierte ein Drei-gegen-eins-Konter für den Favoriten, Kapitän Tyler Toffoli schloss trocken zum 4:2 ab (52.).

Trotz des kanadischen Zwei-Tore-Vorsprungs blieb die deutsche Mannschaft im Spiel, und Kreis nahm Niederberger bereits mehr als drei Minuten vor dem Ende vom Eis, um womöglich doch noch die Overtime zu erzwingen. Gegen konzentrierte Kanadier gelang es der DEB-Team jedoch nicht mehr, den ganz großen Angriffsdruck zu entfachen. Ein Empty-Net-Goal von Scott Laughton (59.) besiegelte den 28. WM-Titel der Ahornblätter schließlich, während der deutschen Auswahl die ultimative Krönung eines herausragendes Turniers versagt blieb.

„Wir sind sehr, sehr stolz", sagte Seider dennoch nach dem Endspiel gegenüber MagentaSport – und betonte: „Ich glaube nicht, dass es einmalig war. Ich glaube, wir werden wieder hier stehen."

Stefan Wasmer


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Notizen

  • vor 9 Stunden
  • Aufgrund einer Kreislaufstörung, die er an Heiligabend erlitt, befindet sich Wild-Wings-Angreifer Tylor Spink zu weiteren medizinischen Untersuchungen vorerst in stationärer Behandlung. Dies sei ein routinemäßiger Kontrollprozess, um maximale medizinische Sicherheit zu gewährleisten.
  • gestern
  • Die deutsche U20-Nationalmannschaft hat das letzte WM-Vorbereitungsspiel gegen Schweden deutlich mit 1:11 (0:2, 1:4, 0:5) verloren. Den einzigen Treffer auf deutscher Seite erzielte Carlos Händel. Am Donnerstag, den 26. Dezember um 20.30 Uhr deutscher Zeit, startet die U20 gegen die USA in die WM.
  • vor 3 Tagen
  • Lennart Neiße rückt in den WM-Vorbereitungskader der deutschen U20-Nationalmannschaft in Kanada. Der 18-jährige Goalie von den Cambridge Redhawks ersetzt Leon Hümer, der am Samstag verletzungsbedingt aus Ottawa abreisen musste.
  • vor 6 Tagen
  • Manuel Nix und die Heilbronner Falken gehen getrennte Wege. Der Stürmer (fünf Tore und drei Assists in 18 Spielen) und der Süd-Oberligist einigten sich auf eine Vertragsauflösung. Nix werde sich einem anderen Drittligisten anschließen, so die Falken in einer Mitteilung.
  • vor 6 Tagen
  • Torhüter Ennio Albrecht und Stürmer Johannes Oswald gehören nicht mehr zum Kader der Moskitos Essen. Albrecht habe sich sportlich nicht so entwickelt wie gewünscht. Er wurde freigestellt. Oswald wird in die Bayernliga wechseln und zusätzlich DNL spielen, der Verein ist noch nicht bekannt.
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