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Die IIHF hat die Nationalteams Israels vorerst von ihren Wettbewerben ausgeschlossen. Wie der Weltverband am vergangenen Mittwoch erklärte, sei diese Entscheidung nach Rücksprache mit den Gastgebern und Teilnehmern der Turniere mit israelischer Beteiligung getroffen worden. Die IIHF könne die Sicherheit der Israelis sowie aller anderen Teilnehmer aktuell nicht garantieren. Den Gaza-Krieg und den Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 erwähnte der Weltverband in seiner Mitteilung nicht.
Israelische Sportfunktionäre reagierten empört auf den Beschluss der IIHF. „Leider werden wir Zeuge einer gefährlichen Entscheidung mit Präzedenzwirkung, die unter dem Deckmantel der Sicherheit von Sportlern nach Antisemitismus stinkt“, sagte etwa Yael Arad, die Vorsitzende des Nationalen Olympischen Komitees, gegenüber der Jerusalem Post. Sie habe in ihren Gespräch mit dem Weltverband „einen enttäuschenden Mangel an Transparenz“ festgestellt und sprach von einer „versteckten Agenda, die im Sport keinen Platz hat“. Israelischen Quellen zufolge soll die IIHF mit ihrem Beschluss externem politischen Druck – unter anderem aus Russland – nachgegeben haben. Laut Jerusalem Post planen der israelische Eishockeyverband und das Nationale Olympische Komitee eine Klage gegen den Ausschluss vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne.
Deutliche Kritik an der IIHF äußerte auch Nancy Faeser. „Der Eishockey-Weltverband muss den Ausschluss Israels vollständig zurücknehmen. Und der Weltverband muss Transparenz schaffen, wie es zu dieser falschen Entscheidung kommen konnte. Die Sicherheit des israelischen Eishockeyteams und aller anderen Teams muss durch hohe Sicherheitsvorkehrungen und möglichst sichere Spielorte gewährleistet werden“, sagte die Bundesinnenministerin der Bild. Faeser bezeichnete den IIHF-Beschluss als „Kapitulation vor dem Hass. Das damit verbundene Zeichen ist angesichts der aktuellen Bedrohungen gegenüber Jüdinnen und Juden in vielen Ländern verheerend. Der Sport muss zeigen, dass er an der Seite der jüdischen Sportler steht.“
Auch der Deutsche Eishockey-Bund hatte zuvor bereits reagiert. Der DEB sei „bestürzt“ über den Ausschluss Israels und stehe „fest an der Seite Israels“, hieß es in einer Stellungnahme. Vor allem „die Begründung ‚Sicherheitsbedenken‘“ sei im Austausch mit der IIHF hinterfragt worden. Im Zusammenhang mit dem fortbestehenden Ausschluss der Nationalteams von Russland und Belarus hatte der Weltverband zuletzt ähnliche Formulierungen verwendet, ohne dabei den russischen Angriff auf die Ukraine als Grund zu benennen.
In seiner Stellungnahme äußerte der DEB die Hoffnung, dass der Ausschluss Israels „eine einmalige Ausnahme“ bleibe. Auf Nachfrage von Eishockey NEWS teilte der DEB mit, er habe aktiv den Kontakt zur IIHF gesucht. Das gesamte DEB-Präsidium habe sich mit der Thematik befasst, namentlich zitieren lassen wollte sich allerdings kein Präsidiumsmitglied. Die NHL schrieb derweil in einem Statement von „signifikanten Bedenken“ bezüglich der IIHF-Entscheidung und forderte den Weltverband auf, die nötigen Schritte zu unternehmen, damit Israel nicht ungerechterweise von Turnieren ausgeschlossen werde.
Die IIHF selbst hat sich mittlerweile in einer zweiten Mitteilung ausführlicher zum Ausschluss Israels geäußert. Dieser gelte vorerst nur für die U20-WM der Division III A (22. bis 27. Januar), welche ursprünglich in Israel hätte stattfinden sollen, die aber – ähnlich wie in anderen Sportarten – bereits zuvor in ein anderes Land (Bulgarien) verlegt worden war. Im Februar werde es eine Neubewertung der Sicherheitssituation mit Blick auf die folgenden Turniere geben. Der Ausschluss sei nicht als Strafe gegen den israelischen Verband zu verstehen.
Stefan Wasmer