Leo Pföderl (links) erzielte den einzigen deutschen Treffer bei der Niederlage gegen Schweden.
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Zwei Tage nach dem 1:6 gegen Team USA musste die DEB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Tschechien die zweite Niederlage in Folge hinnehmen, am Ende stand erneut ein 1:6 auf der Anzeigetafel, diesmal gegen Schweden. Für DEB-Kapitän Moritz Müller war das Duell gegen die Tre Kronor sein 207. Länderspiel. Damit holte er Eishockeylegende Alois Schloder, Bronzemedaillengewinner von 1976, ein. Vor ihm liegen somit nur noch Rekordnationalspieler Udo Kießling (321 Länderspiele), Dieter Hegen (302), Lorenz Funk (231), Gerd Truntschka (216), Andreas Niederberger (214) und Erich Kühnhackl (211). Gleichzeitig war es der erste WM-Einsatz bei diesem Turnier für NHL-Spieler Lukas Reichel, auf Maksymilian Szuber und Nico Sturm musste Bundestrainer Harold Kreis jedoch weiterhin verzichten.
Die Schweden bauten gleich zu Beginn der Partie Druck auf, die erste Chance hatte allerdings Deutschlands Top-Reihe mit einem Abschluss aus dem Slot von Leo Pföderl. Im direkten Gegenzug sorgte aber NHL-Verteidiger Erik Karlsson für die schnelle Führung der Schweden. Im Anschluss blieben die auch weiter am Drücker, Deutschland verteidigte jedoch zumindest anfangs noch diszipliniert und konnte vor allem auf einen starken Philipp Grubauer im Tor setzen, der gleich mehrere Schüsse der Skandinavier aus der Luft pflückte. Gefahr ging auf deutscher Seite fast nur über die Michaelis-Reihe mit Pföderl und Ehliz aus, JJ Peterka und Lukas Reichel setzten vereinzelte Nadelstiche. In den Schlussminuten des ersten Drittels holten sich die Schweden aber die Kontrolle über das Spiel zurück und stellten noch vor der Pause durch Treffer von Marcus Pettersson per Schlagschuss und Victor Olofsson im Powerplay auf 3:0 für ihre Farben. Dominik Kahun erkannte im Pauseninterview bei MagentaSport neidlos an, dass die Tre Kronor bis dahin in allen Belangen das bessere Team auf dem Eis waren.
Im zweiten Drittel demonstrierten die Schweden weiter, was sie so stark macht: Sie spielten taktisch klug, sicher an der Scheibe und im Passspiel und waren vor dem Tor weiter kaltschnäuzig. Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn erzielte Carl Grundström das vierte Tor für Schweden, als er einen Schlenzer vor Rasmus Dahlin vor dem Tor noch entscheidend abfälschte. Die deutsche Mannschaft tat sich weiter schwer, überhaupt ins Spiel zu finden – es musste ein haarsträubender Fehlpass der Schweden her, um JJ Peterka per Alleingang eine der wenigen Chancen auf das erste deutsche Tor zu bescheren – der NHL-Youngster von den Buffalo Sabres scheiterte aber an Ersson im schwedischen Tor. Den nächsten Gegentreffer schenkte dann Goalie Philipp Grubauer dem elfmaligen Weltmeister: Er verspekulierte sich bei einem Puck, der hinter sein Tor kullerte, und bis Grubauer wieder in Position war, hatte Andre Burakovsky denn Puck bereits ins leere Tor geschoben. Ansonsten konnte einem der gebürtige Rosenheimer aber eigentlich nur Leid tun, war er doch trotz des Fehlers immer noch der beste deutsche Akteur auf dem Eis. Bis zur zweiten Pause dominierten die Schweden weiter nach Belieben, dass kein weiteres Tor fiel war zu diesem Zeitpunkt wohl das einzig Positive für das Kreis-Team.
Der Schlussabschnitt, in dem Matthias Niederberger Grubauers Platz zwischen den Pfosten einnahm, verlief zumindest etwas versöhnlicher: Die Schweden schalteten sicher auch einen Gang runter, doch was man der deutschen Mannschaft zu Gute halten muss ist, dass sie weiterhin versuchten – wenn auch reichlich spät – ins Spiel zu finden. Und so belohnte sich die Top-Reihe in Person von Leo Pföderl mit dem Ehrentreffer zum 1:5 – nur wenige Minuten später stellte Isac Lundeström allerdings den Fünf-Tore-Vorsprung für die Skandinavier wieder her. Bis zur Schlussirene blieb die deutsche Mannschaft defensiv weiter engagiert, am Ende blieb es bei der zweiten 1:6-Niederlage in Folge. Lukas Kälble wusste im Anschluss an die Partie im Interview bei MagentaSport, auf was es nach so einem Spiel ankommt: „Die positiven Aspekte aus dem Spiel mitnehmen, vor allem aus dem letzten Drittel und dann darauf aufbauen.“
Schlussendlich muss man trotzdem die deutliche Überlegenheit der Schweden und die eigenen Schwächen anerkennen. Zumindest hinterfragen sollte man nämlich die deutsche Defensive im bisherigen Turnierverlauf: Die bisher sechzehn Gegentreffer und in jedem Spiel um die 40 zugelassene, gegnerische Torschüsse sind, auch bei Gegnern wie der USA und Schweden, insgesamt zu viel. Doch ist das Schweden-Spiel, genau so wenig wie das gegen die USA, keines, dass die deutsche Mannschaft gewinnen hätte müssen. Wichtiger sind die Partien gegen die direkten Gegner um Platz drei und vier in der Gruppe, wie am kommenden Mittwoch (16.20 Uhr live bei ProSieben und MagentaSport) gegen Lettland. Und den wichtigen Sieg gegen die Slowakei aus dem Auftaktspiel kann der DEB-Auswahl auch niemand mehr nehmen.
Michael Wutz