Die leuchtende rote Lampe signalisiert die 90-sekündige Pause.
Foto: Mario Schoppa
Im Jahr 2012 wurde es in der DEL, 2020 in der DEL2 eingeführt – das Powerbreak. Zu Beginn der laufenden Saison 2024/25 hielt die einmal je Drittel vorgeschriebene, 90-sekündige Unterbrechung nun auch in der Oberliga Einzug. Nach einer effektiven Spielzeit von acht Minuten starten die Kampfgerichte das Powerbreak, angezeigt durch eine rote Lampe, bei der nächsten Unterbrechung einer Partie – sofern kein Icing vorliegt, nicht ein erzieltes Tor Grund für die Unterbrechung war oder ein Team im Powerplay agiert.
Die anderthalbminütige Pause, die hauptsächlich als Werbeunterbrechung dient, hat Gegner und Fürsprecher. Während sie mancherorts von Fans und Besuchern als Ärgernis angesehen wird, da nach deren Meinung die Atmosphäre in den Stadien leidet, bietet sie Clubs eine Vielzahl von Gelegenheiten. Eismeister können kleinere Schäden auf dem Eis beheben, das Plexiglas säubern oder die TV-Teams ihre Kameras gegebenenfalls neu ausrichten. Und wie sehen es die Trainer? „Die Einführung des Powerbreaks ist in Sachen Professionalität ein Schritt nach vorne, hat taktisch aber kaum Einfluss“, so Tobias Stolikowski, bis vor kurzem Cheftrainer der Hannover Scorpions und nun als Sportlicher Leiter der Niedersachsen tätig. „Natürlich gerät man aus dem Flow, wenn man gerade am Drücker ist. Man kann sich aber auch sammeln und auf den Gameplan fokussieren, wenn man ein wenig den Faden verloren hat.“ Ähnlich sieht es auch Lenny Soccio, Head der Rostock Piranhas. „Ich finde es sehr positiv. Als Coach hast du viele Möglichkeiten, es zu nutzen. Du kannst Ruhe reinbringen oder die Reihen nach einem Powerplay oder Penalty Killing wieder formieren.“ Sein Herforder Pendant Henry Thom, der in seiner Zeit als Assistenztrainer der Hamburg Freezers in der Saison 2012/13 zum ersten Mal mit dem Powerbreak in Berührung kam, schlägt ähnliche Töne an, sieht aber auch einen Nachteil. „Wenn es im Spiel gut läuft, ist eine Unterbrechung natürlich alles andere als förderlich. Wenn es nicht so gut läuft, nimmt man die Pause natürlich gerne mit.“
Unabhängig vom Powerbreak setzt Thom jedoch auch weiterhin bewusst auf die einmalige Option einer 30-sekündigen Auszeit. „Wenn ich merke, dass wir eine Auszeit benötigen, dann nehme ich sie. Egal, ob in Kürze das Powerbreak ansteht.“ Der 54-Jährige ist nicht der einzige Coach der Liga, der schon früher Erfahrungen mit der anderthalbminütigen Pause machte. Auch für Casey Fratkin, Head Coach der Hammer Eisbären, ist das Prozedere kein Neuland. „Ich finde es gut, dass die Oberliga das Powerbreak eingeführt hat. Ich kannte es ja bereits aus meiner Zeit in der DEL2 und wusste, was uns erwartet“, so der frühere Co-Trainer der Zweitligisten Kassel und Ravensburg. „Für mich hängt es vom Spiel und Spielverlauf ab, wie ich das Powerbreak nutze. Wenn ich das Gefühl habe, wir müssen über unsere Taktik reden, reden wir darüber. Oder wenn uns beim Powerplay oder Unterzahlspiel des Gegners etwas aufgefallen ist. Wenn es gut für uns läuft, versuche ich, nicht allzu viel zu sagen. Die Spieler hören mich während des Spiels die ganze Zeit, da ist dann manchmal weniger mehr. In diesem Moment ist es dann besser, wenn sie meine Stimme nicht hören“, so der 35-Jährige. Und auch Leipzigs Cheftrainer Patric Wener kennt die Zwangspause bereits aus seiner Heimat, hätte sie aber lieber in eingekürzter Form. „Ich bin das Powerbreak von zu Hause aus Schweden gewohnt und finde es gut, aber ein wenig zu lang. Ich fände 45 Sekunden ausreichend.“ Der gleichen Meinung ist auch John Sicinski vom EC Peiting: „Ich finde es gut für eine kleine Auszeit, aber 90 Sekunden ist zu lang.“ Was Höchstadts Morgan Persson daran aber positiv sieht: „Wenn du unter Druck bist, kann es dir helfen wieder zur Ruhe kommen.“
In der Trainerriege gibt es jedoch nicht nur Freunde der künstlichen Spielunterbrechung. „Ich bin kein Fan des Powerbreaks. Es nimmt den Spielfluss und ist für mich Kommerzialisierung“, so ein ehrlicher Danny Albrecht von den ESC Wohnbau Moskitos Essen. Den finanziellen Aspekt bezieht auch Herfords Henry Thom in seine Betrachtungen mit ein. „Letztlich ist das Powerbreak eine gute Gelegenheit für die Vereine, zusätzlich Geld zu verdienen.“ Auch Frank Petrozza, Trainer des Süd-Oberligisten Heilbronner Falken, fasst die allgemeine Gefühlslage der Coaches gut zusammen: „Wirtschaftlich ist es sicher positiv, wenn man da ein bisschen Werbung machen kann. Aber negativ für mich als Coach und meine Mannschaft ist, dass du das Momentum leichter verlierst. Dafür ist es eine zu lange Pause“, sagt der 54-Jährige und fügt hinzu: „Sportlich gesehen bin ich kein großer Fan davon, wenn ich ehrlich bin – aber ich verstehe es, dass man dadurch mehr Sponsorengelder bekommen kann.“ Es fühlt sich also beinahe an, wie eine Zweckgemeinschaft, die die Clubs mit dem Powerbreak eingegangen sind.
Mario Schoppa/Michael Wutz
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