In der Jonsdorfer Eishalle drehen die Schlittschuhläuder derzeit noch bis 2. März ihre Runden. Eishockeystrukturen gibt es aber nur noch wenige.
Foto: Daniel Schwarzbach
„Eigentlich ist es gerade ungünstig“, sagt Daniel Schwarzbach. „Gleich bekommen wir die letzten Schlittschuhe rein.“ Es sind Winterferien in Sachsen und dementsprechend ist auch die Eishalle in Jonsdorf gut besucht. Da ist für ein Telefonat über die Situation der Eishalle verständlicherweise gerade wenig Zeit. Das klappt dafür umso ausführlicher am vergangenen Samstagmittag, zwei Tage später. Dass man überhaupt über die Eishalle sprechen kann, ist eine Tatsache, an die nur wenige im Sommer vorigen Jahres geglaubt hatten. Damals war eigentlich das Aus für die Eishalle beschlossen worden, der örtliche Club ESC Jonsdorf-Zittauer Gebirge e.V. löste sich gar komplett auf.
Dann aber kam die Wende in der kleinen Gemeinde. Weil die örtliche Sparkasse eine Finanzspritze für die auch deren Namen tragende Eishalle gab, wurde doch wieder aufgesperrt. Und mit Schwarzbach übernahm einer der ehemaligen Eismeister als Pächter für exakt 267 Stunden die Halle, und veranstaltete ab 1. Dezember an Wochenenden und in den Ferien den öffentlichen Eislauf. Schulklassen und Gruppen wurden über die Gemeinde abgewickelt. „Winterpilotprojekt“ wurde das Ganze getauft.
„Der Besuch ist wirklich hervorragend, das ist das Positive“, sagt Schwarzbach. „Aber das Negative ist, dass niemand weiß, wie es in der kommenden Saison weitergeht.“ Zusammen mit einigen Pauschalkräften (zwölf bis 14 Personen sind im Einsatz) kümmert er sich noch bis zum 2. März, dem Ende der Winterferien in Sachsen, um alles, was nötig ist: „Ich mache Eis, reinige, habe Personal eingestellt – all das hat der Gemeinderat abgesegnet. Und für mich rechnet sich das auch.“ Was danach aber kommt, das sei unklar. „Wir wollen uns im Frühjahr oder Sommer mal zusammensetzen. Wie es weitergeht, ist vor allem eine finanzielle Frage.“ Vielleicht helfen Förderprogramme, meint er, vielleicht müssten andere Strukturen geschaffen werden. „Aber klar ist, dass wir uns wieder vorstellen könnten, es zu machen.“
Auch Kati Wenzel, die Bürgermeisterin der nur 1.400 Einwohner großen Gemeinde, spricht über eine ungewisse Zukunft: „Wir brauchen nach wie vor Hilfe von außen“, sagte die in der vergangenen Woche dem MDR. „Wir müssen neu denken. Das ist jetzt die Aufgabe für nach dem Winterpilotprojekt. Und da wäre ja auch immer noch der Sanierungsstau. Dach, Bande, Beleuchtung. Das sind die drei größten Baustellen, auch wenn Schwarzbach sagt: „Nutzbar ist die Halle derzeit natürlich.“
Fraglich ist also, wie eine Fortsetzung des Pilotprojekts gelingen soll. Nach der Auflösung des Vereins gibt es nur noch Hobbymannschaften. Alle Eiszeiten sind also gar nicht besetzt. Als alter Hase im Geschäft, kennt Schwarzbach aber die Zahlen der vergangenen 25 Jahre: Im Oktober, November und März kommen viel weniger Eisläufer. „Man müsste vielleicht die Fläche an der Kostengrenze stehen lassen, und versuchen, mit den Wochenenden Geld zu verdienen.“
Klar ist aber auch: Ohne die Halle gäbe es in weitem Umkreis kein Eis: Niesky, Dresden, Görlitz, Liberec – alles zu weit, um mal eben Eislaufen zu gehen. „Die Halle ist wichtig für die Region und den Tourismus!“ Wenn Schwarzbach am 2. März nun zusperrt, heißt es erst einmal: abwarten.
Michael Bauer