Einige Härte war im Duell zwischen Berlin und Straubing im Spiel.
Foto: City-Press
Manchmal sagt Schweigen mehr als jeder wortreiche Erklärungsversuch. Man denke an den Auftritt Gerhard Polts bei der Verleihung des Kleinkunstpreises 1980 – aus Protest über Vorgaben seitens des Senders, worüber er nicht reden durfte, sagte der Satiriker mehr oder minder sieben Minuten quasi nichts. Das Publikum lachte. Touché. Und auch auf der Pressekonferenz nach dem dritten Viertelfinalspiel zwischen den Adler Mannheim und dem EHC Red Bull München – Wortkargheit, wenn auch aus ganz anderen Beweggründen. Playoffs!
Die vorangegangene Partie hätte eigentlich genügend Gesprächsstoff geboten. Hitzig war es in den Schlussminuten, da München durch ein 5:2 schon als Sieger feststand, geworden. München hat die Serie von 0:1 in einen 2:1-Vorsprung gedreht. Wie also sahen all das die Trainer? Hinein in den Pressekonferenzraum auf Eisniveau, wenige Schritte von den Kabinen entfernt. Don Jackson, Münchens Trainer, beließ es bei Glückwünschen an seine Mannschaft zum Auswärtssieg und an Patrick Hager – der EHC-Kapitän hatte durch einen Assist Patrick Reimers ewigen DEL-Punktrekord eingestellt. Jackson weiter: „Ich gebe keinen Kommentar zum Spiel.“ 15 Sekunden, die Adler-Pressesprecher Adrian Parejo aus dem Englischen übersetzte und an seinen Trainer Dallas Eakins das Wort übergab. Dieser schob seine Zunge durch die Backe, gratulierte München zum Sieg und sagte: „Ich erweise dieser Pressekonferenz denselben Respekt wie München und sage ebenfalls: 'Kein Kommentar'.“ Parejo moderiert nach diesen sieben Sekunden noch gekonnt mit einem Schmunzler seine „kürzeste Pressekonferenz aller Zeiten“ ab. Ende, nach nicht einmal zwei Minuten. Großes Kino.
„Es macht unglaublich viel Spaß, wenn die Emotionen hochkochen – das gefällt den Fans und auch uns Spielern“, sagte Rekordmann Hager zum Spiel. Die Playoffs sind auch die Zeit der großen Gefühle und der Schärfe. Sie ist nun im Viertelfinale der PENNY DEL hineingekommen. Das zeigte sich auch in den anderen Partien. Bei Eisbären Berlin gegen die Straubing Tigers zum Beispiel zeugte ein Faustgefecht zwischen Yannick Veilleux und Alex Green davon. Straubing verkürzte die Serie. Rayan Bettahars (Fischtown Pinguins Bremerhaven) grober Hit gegen den Kopf Elias Lindners (Kölner Haie) wirkte wie eine Mischung aus Übermotivation und aufgestautem Frust – Bremerhaven steht nun in Spiel 4 am Montag bereits mit dem Rücken zur Wand.
Auch in der Serie zwischen dem ERC Ingolstadt und den Nürnberg Ice Tigers sind die Köpfe längst nicht mehr kühl. Spiel drei war geprägt von vielen Strafen. „An der Disziplin“ gelte es zu drehen, meinte Ingolstadts Coach Mark French. Nürnberg traf dreimal in Überzahl, das Overtime-Siegtor gelang direkt nach Ablauf einer weiteren (umstrittenen). „Das war keine Strafe“, monierte French. Nürnberg verkürzte in der Serie, die schon allein auf dem Eis großes Kino bietet und die noch zu einem Monumentalfilm werden kann.
Martin Wimösterer