Udo Kießling beim Gespräch mit NEWS-Mitarbeiter Ivo Jaschick.
Durch seinen Vater Gerhard Kießling, einem der erfolgreichsten deutschen Eishockeytrainer, wurde Udo Kießling (69) schon früh mit dem Eishockey konfrontiert. Als Trainer-Sohn hatte er es nicht leicht – beide gab es anfangs im Doppelpack – wusste aber durch Leistung zu überzeugen. Als deutscher Rekord-Nationalspieler (321 Spiele), sechsfacher deutscher Meister und Olympia-Bronzemedaillengewinner (1976) beendete er 1996 seine großartige Karriere! Nach dem Besuch des jüngsten Derbys zwischen den Kölner Haien und der Düsseldorfer EG (5:1) sprach er mit NEWS-Mitarbeiter Ivo Jaschick.
Udo Kießling, dass wievielte Derby war es für Sie? Sie haben ja in Ihrer aktiven Zeit für beide Teams die Schlittschuhe geschnürt!
Udo Kießling: „Das kann ich nicht sagen – nur eins, es waren sehr viele! Und es macht immer Spaß, ein solches Derby zu erleben. Ich verbinde es dann mit einem Besuch in Köln und gönne mir dann, immer wenn es klappt, so ein Derby!“
Wie haben Sie als neutraler Beobachter dieses Match gesehen?
Kießling: „Diese Spiele sind ja meist auch geprägt von diesem typischen ‚Derbycharakter‘! So war auch diese Hektik anfangs zu spüren. Köln als Heimmannschaft muss bestimmen, hat sich auch einige Chancen erarbeitet, hat aber erst im zweiten Drittel zu seinem Spiel gefunden und war praktisch immer einen Schritt schneller als die Düsseldorfer. Hinzu kam, dass sie im Abschluss erfolgreicher, treffsicherer waren und deshalb geht der Kölner Sieg auch vollkommen in Ordnung. Da kann ich eigentlich nur gratulieren und sie sollen so weitermachen.“
Was sagen Sie zu den Zuschauern? 18.600 – ausverkauft!
Kießling: „Was soll ich da groß sagen – die Derbys, speziell gegen Düsseldorf, waren schon immer ein Zuschauermagnet! Ich erinnere mich noch gerne an die Düsseldorf-Spiele früher, die Halle, damals noch an der Lentstraße, war auch immer bis zum Bersten gefüllt, und die Arena kochte. Aber mittlerweile ist das Publikum hier in der Arena ja so gewachsen, dass sie das Eishockey der Haie akzeptiert haben, dass sie es mit ihrem zahlreichen Kommen honorieren. Das Schöne daran ist, dass sie auch nach Niederlagen zum nächsten Spiel wieder da sind. Es ist schon toll, dass der Verein hier in Köln auf so eine große Zuschauer- und Fanbasis bauen kann. Was mich besonders freut, ist, dass er dem Fußball Paroli bieten kann.“
Beschreiben Sie mal Ihr Gefühl, als Sie selbst von 18.600 Kehlen gefeiert wurden, nachdem die Kamera Sie eingefangen hatte.
Kießling: „Um ehrlich zu sein, hatte ich es gar nicht so mitbekommen und so hatte es mich doch richtig übermannt. Es war einfach schön und es hat mich auch unwahrscheinlich gefreut. Sofort kamen in mir die alten Zeiten wieder hoch und gleichzeitig war ich auch ein wenig stolz, dass ich immer noch – trotz meines Alters und der damit verbundenen langen Zeit weg vom Eis – in Erinnerung geblieben bin.“
Wie siehts aus, kribbelt es noch manchmal in Ihren Fingern, wenn Sie das Geschehen auf dem Eis verfolgen und die Fehler mancher Verteidiger sehen?
Kießling: „Tore fallen sehr oft nach Fehlern. Besonders, wenn sie jüngeren Verteidigern passieren. Dann fehlt noch die Erfahrung und er muss sich einiges noch aneignen. Eishockey ist halt ein schneller Sport und wenn keine Fehler gemacht werden, fallen noch weniger Tore und es wird langweilig. Also könnte man als Ziel nehmen, die Zahl der Fehler zu minimieren.“
Sie sind als Bergführer rund um Mittenwald körperlich immer noch gut in Form!
Kießling: „Sagen wir es so: Ich fühle mich für mein Alter (69, Anm. d. Aut.) noch immer ganz gut! Nichtsdestotrotz muss auch ich trainieren oder anderweitig schauen, dass ich fit bleibe! Alles ist gut wie es ist und mein Leben mit und in der Natur macht mir unheimlich Spaß!“