DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch.
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René Rudorisch, Geschäftsführer der DEL2, spricht im Interview zur Länderspielpause über die Neuerungen im Spielbetrieb, erste Überraschungen und die starken Zuschauerzahlen.
Herr Rudorisch, dass die Saison 2023/24 eine spannende werden würde, war abzusehen: Doch dass nach 17 Spielen zwischen Platz drei und zwölf nur sechs Punkte liegen, ist schon verrückt…
René Rudorisch: „Wenn ich ehrlich bin, nicht wirklich. Wir haben uns die letzten Jahre schon deutlich zu einer extrem spannenden und sportlich ausgeglichenen Liga entwickelt. Zwar geht in der Tabelle oben immer mal einer voran oder in der unteren Tabellenhälfte lässt einer abreißen, aber in Summe ist der Kern der Liga schon immer sehr eng beieinander, was uns auch sportlich auszeichnet.“
Was waren für Sie die positiven und die negativen sportlichen Überraschungen der ersten Saisonphase?
Rudorisch: „Von den ganz großen Extremen würde ich nach 17 Spieltagen vielleicht noch nicht sprechen, dazu ist einfach viel zu viel Bewegung im Spielbetrieb. Allerdings fand ich erstaunlich und damit positiv, wie die Eispiraten Crimmitschau in die Saison gestartet sind. Ich denke, zum aktuellen Zeitpunkt haben sie sich sportlich am stärksten zur Vorsaison weiterentwickelt. Überraschend ist der derzeitige Tabellenplatz der Steelers. Wobei ich mich gefreut habe, dass Bietigheim vor der Spielpause positive Lebenszeichen von sich gegeben hat. Was keiner will, ist, dass frühzeitig ein Team nach unten wegrutscht – und das ist aktuell nicht der Fall.“
Wie zufrieden sind Sie mit den Zuschauerzahlen bis zur Spielpause?
Rudorisch: „Mit dem Zuschauerzuspruch sind wir wirklich sehr zufrieden, und ich bin sehr stolz auf die DEL2-Standorte, die den Eishockeysport nach Corona wieder leben. Es macht unglaublich Spaß, live in unseren Arenen zu sitzen. Die Zahlen an sich sind derzeit auf Rekordkurs. Über 2.800 Zuschauer im Schnitt bereits nach den ersten Wochen hatten wir vorher noch nicht. Rosenheim als Aufsteiger überzeugt mit kontinuierlich über 3.000 Zuschauern und auch die Top-Standorte Kassel und Krefeld sowie der letztjährige Aufsteiger Regensburg liefern hier wirklich tolle Zahlen.“
Wie fällt das erste Fazit zum neu installierten Gremium aus, das sich Fouls im Nachgang der Spiele nochmal anschaut und gegebenenfalls an den Disziplinarausschuss weiterleitet?
Rudorisch: „Das Fazit ist klar positiv. Ich glaube, es war wichtig und auch die richtige Entscheidung, dieses Thema in der DEL2 zu beginnen. Insofern geht vor allem der Dank an Stefan Vogl, der dies konzeptioniert hat und für die Umsetzung verantwortlich ist. Wir bekommen über unsere Reviewer viel Material für das Schiedsrichterwesen, auch wenn es um verpasste Strafen geht. Und wir können zugleich schwerere Vergehen nochmals beurteilen und dann gegebenenfalls auch nachträglich bestrafen. Insofern trägt das System zur Sicherheit unserer Sportart und der Spieler bei. Zum anderen erzieht es zusätzlich die Spieler auf dem Eis, denn sie müssen davon ausgehen, dass wir alles, was auf dem Eis passiert, sehen und bewerten können.“
Bei besonders groben Vergehen – wie zum Beispiel der Aktion von Rosenheims Reid Duke gegen Rayan Bettahar am letzten Spieltag vor der Pause – fordern viele Fans inzwischen auch längere Strafen als die vier ausgesprochenen Spiele. Wie stehen Sie dazu?
Rudorisch: „Grundlegend könnte ich es mir einfach machen und sagen: Ja, völlig klar. Allerdings ist es so einfach nicht. Zuständig ist der DEL-Disziplinarausschuss, der hier auch in Anlehnung an das Strafmaß der DEL für die DEL2 zuständig ist. Dort sitzen mittlerweile über Jahre erfahrene Mitglieder, die aus dem Spielerbereich, dem Schiedsrichterbereich und dem juristischen Bereich stammen. Insofern haben wir eine wirklich professionelle Mischung. Und natürlich ist der Job, den die Mitglieder dort machen, nicht einfach – und einfach machen sie es sich schon gar nicht. Im beschrieben Fall haben wir die bisher höchste Strafe der aktuellen Saison ausgesprochen bekommen. Anhand der Bilder und auch der Wirkung des Vergehens vollkommen zurecht, wobei man sicher auch eine noch härtere Strafe rechtfertigen könnte.“
Ebenfalls neu in dieser Saison: Die Schiedsrichter verkünden Strafen und Torentscheidungen über Mikrofone direkt ans Publikum: Wie reibungslos funktioniert die Technik bisher und wie fiel das Feedback dazu aus?
Rudorisch: „Wir sind sehr zufrieden mit der Zuverlässigkeit der Technik in allen Arenen. Der Rücklauf der Fans ist sehr positiv, und meiner Meinung nach ist es eben doch etwas anderes, wenn man vom Schiedsrichter selbst, beispielsweise nach einem Videobeweis, erklärt bekommt, weshalb ein Tor zurückgenommen werden muss oder einen ausgesprochene große Strafe bestehen bleibt.“
Interview: Sebastian Groß
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