Sidney Crosby (rechts) führt Kanadas Star-Ensemble um Connor McDavid, Sam Reinhart und Nathan MacKinnon (von links) beim 4 Nations Face-Off an.
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Ein neues Turnier mit sperrigem Namen? Das 4 Nations Face-Off, für das die NHL seit Montag Pause macht, ist einerseits viel mehr, andererseits aber auch aus der Not geboren. Denn eigentlich wollte die NHL schon 2024 – und erstmals seit 2016 – wieder einen World Cup of Hockey austragen. Die politische Situation rund um den Ukraine-Krieg, die zur Suspendierung von Russland (und Belarus) durch den Weltverband IIHF führten, machte der NHL jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Zunächst wurde der Wettbewerb um ein Jahr verschoben. Weil aber auch im vergangenen Jahr nicht absehbar gewesen war, ob und wann Russland wieder als Teilnehmer tragbar sein würde, entschied sich die Liga in Absprache mit der Spielergewerkschaft NHLPA schließlich dazu, ein abgespecktes Turnier mit lediglich den vier Nationen Kanada, USA, Schweden und Finnland auszutragen. Auch die deutschen Eishockey-Fans müssen somit noch ein weiteres Jahr warten, bis bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo die goldene deutsche Spielergeneration um Leon Draisaitl, Moritz Seider und Tim Stützle erstmals gemeinsam für Deutschland in einem Turnier der besten Spieler der Welt auflaufen wird. Gerade auch das Fehlen des amtierenden Weltmeisters Tschechien im Reigen der Top-Nationen warf im Vorfeld des Turniers ohnehin Fragen nach dem sportlichen Wert des wohl einmalig bleibenden Events auf.
Lag es auch an diesem Umstand? In jedem Fall lief der Kartenvorverkauf in der kanadischen Eishockey-Hochburg Montreal, in dem die ersten vier der insgesamt sieben Turnierspiele ausgetragen werden, nur schleppend an. Beendet wird das Turnier mit drei Partien in Boston in den USA, darunter auch das Finale am 21. Februar (2 Uhr MEZ), in dem die beiden punktbesten Mannschaften der einfachen Vorrunde gegeneinander spielen werden. Es gelten dabei NHL-Regeln, wenngleich mit einer Ausnahme: Denn für einen Sieg in der Vorrunde wird es statt zwei Punkten – wie im IIHF-Bereich üblich – drei Zähler geben.
Was auch immer man über das Format und die Anzahl der Teilnehmer denken mag: In den kommenden eineinhalb Wochen werden erstmals seit fast einem Jahrzehnt viele der größten Stars des Eishockeys mit ihren Nationalteams aufeinandertreffen. Bereits im Spätherbst 2024 hatten die Verbände ihre Kader, bestehend aus drei Torhütern, sieben Verteidigern und 13 Stürmern nominiert. Mit Ausnahme der USA schlug seitdem das Verletzungspech mehrfach zu. Besonders betroffen ist Finnland, das auf Starverteidiger Miro Heiskanen (Dallas Stars) verzichten muss, der mit einer Knieverletzung mehrere Monate ausfällt. Bei den Schweden fehlt unter anderem Goalie Jacob Markström (New Jersey Devils), bei Kanada sagte Verteidiger Alex Pietrangelo (Vegas Golden Knights) angeschlagen ab, obwohl er bis zuletzt in der NHL weiter Spiele bestritt. Drew Doughty (Los Angeles Kings) wurde für ihn nachnominiert. Zuletzt bangten die Kanadier auch um Kapitän Sidney Crosby, der sich bei einem unglücklichen Zusammenprall im Match gegen New Jersey am vergangenen Mittwoch im Bereich des linken Arms verletzt hatte und die beiden Wochenendspiele seiner Pittsburgh Penguins verpasste. Doch mittlerweile steht fest: Der 37-Jährige wird beim Eröffnungsspiel gegen Schweden auflaufen.
Joachim Meyer