Die Aschaffenburger Eishalle ist sark sanierungsbedürftig. Trotzdem wird die Eissaison nun verkürzt gestartet. Wie es danach weitergeht, ist derzeit ungewiss.
Foto: Fedor Smolik
Deutschlandweit fürchten Vereine und Eissportler um ihre Eishallen. Nachdem zuletzt aus Mainz positive Nachrichten kamen und am gestrigen Montag (Eishockey NEWS berichtete) endlich die Eröffnung des neuen Eiszelts geplant war, gibt es auch in Aschaffenburg Hoffnung. Am heutigen Dienstag, den 10. Dezember, kann dort deutlich verspätet die Eissaison eröffnet werden. Möglich aber ist, dass die Freude nur von kurzer Dauer ist.
Das große Problem in der Eishalle ist nämlich die Raumluftfeuchte. Untersuchungen haben ergeben, dass die Feuchtigkeit, die an den Holzbalken des Daches kondensiert, immer extremer wird, zum Teil eine Luftfeuchte von 100 Prozent vorliegt. Im Holz wurden Querrisse gefunden. „Das ist für das Holz auf lange Sicht nicht mehr aushaltbar“, sagt Joachim Diener, Betriebsleiter der Aschaffenburger Bäder und Eissporthallen GmbH. Bauphysiker führen die Probleme auch auf die Klimaerwärmung zurück. Aufgrund der fehlenden kalten und trockenen Wintertage kann die Feuchtigkeit im Laufe der Saison nicht mehr ausreichend abtrocknen. Hinzu kommt, dass durch Lüftungsschlitze immer wieder auch feuchte Luft in die Halle eindringt. „Irgendwann reißt eben das Holz.“
Nicht erst seit dem Unglück von Bad Reichenhall, wo beim Einsturz der Eishalle am 2. Januar 2006 15 Menschen starben, untersuchen deutschlandweit die Verantwortlichen ihre Hallen. Auch in Aschaffenburg sei das regelmäßig der Fall. „Die Statiker sind da sehr penibel“, sagt Diener. Erste Mängel wurden nun mit Fachfirmen beseitigt, doch die Eissaison verschob sich von normalerweise Mitte Oktober nun auf den 10. Dezember. „Wir können in dieser Saison nur für eine kurze Zeit öffnen, die Feuchtigkeit im Holz ist ja immer noch vorhanden“, erklärt Diener. Um das Holz zu schützen und keine weiteren Schäden zu bekommen, habe man sich für diesen Kompromiss entschieden und wolle den Vereinen mit vermehrten Eiszeiten entgegenkommen. Sie sollen so oft trainieren können wie zuvor in sechs Monaten zusammen.
Fedor Smolik ist Vorsitzender des Aschaffenburger Eishockeyvereins. Eine Hobbymannschaft und ein Nachwuchsteam gibt es im Club (kein Spielbetrieb im DEB-Bereich), der aktuell 83 Mitglieder hat, zuletzt aber elf Kinder verloren hat, weil es kein Eis gab. „Die Eltern sind mit ihnen dann eben nach Darmstadt oder Frankfurt gefahren.“ Bisher spielte der Nachwuchs in einer Liga mit Teams aus Mainz, Darmstadt, Ludwigsburg, Ludwigshafen und Wiesbaden. Vielfach Standorte, die selbst Hallenprobleme haben. Eigentlich wollte man sich in dieser Saison sogar in Nordrhein-Westfalen im Ligenbetrieb melden. Das wurde aber schnell ad acta gelegt. Tag für Tag habe man nun gewartet, dass die Statiker ihr O. K. geben und die Halle nun geöffnet wird. Dass die Kondenswasserbildung aber ein Sicherheitsthema ist, kann Smolik „absolut nachvollziehen“. Problem aus seiner Sicht: Es wurde zu spät und zu wenig investiert, um die vielen Mängel zu beseitigen.
Wie geht es weiter? Die 1982 erbaute Eishalle, die 2003 von den Stadtwerken übernommen wurde, soll nach Wunsch teilsaniert werden: Das heißt eine neue Entlüftungsanlage, ein Verschluss der Öffnungen und eine neue elektrisch betriebene Eismaschine. Wichtig sei, die Halle zu entfeuchten, sagt Diener. „Wir wollen sie auf alle Fälle erhalten und für die nächsten zehn bis 15 Jahre betriebsbereit halten.“
Smolik und sein Verein fürchten derweil aber, dass die Halle in der kommenden Saison gar nicht zur Verfügung steht. „Auszuschließen ist das nicht“, sagt Diener. „Die weitere grundsätzliche Sanierung ist aber noch nicht beschlossen. Hier laufen die Planungen mit der Ermittlung der Kosten.“ Wie auch in anderen Kommunen ist das Geld knapp in Aschaffenburg. Ein Vorteil: Die Eishalle hat eine wichtige Wirtschaftsfunktion. Viele Familien kommen dadurch in die Stadt, kurbeln damit auch den Einzelhandel an. „Das spielt uns in die Karten, weil dadurch auch Kaufkraft in die Stadt geholt wird.“
90.000 bis 95.000 Besucher kommen jährlich in die Halle, die allerdings in erster Linie für den Publikumslauf und nicht für Eishockey konzipiert wurde. Es gibt weder Duschen noch Umkleidekabinen in der Halle, auch Zuschauerränge sind nicht vorhanden. „Wir kämpfen dafür, dass wir als Eishockeyverein auch unsere Daseinsberechtigung haben und eben nicht der Publikumslauf Vorrang hat“, sagt Smolik, dem die bisherigen Eiszeiten deutlich zu wenig waren und der auch wenig daran glaubt, dass die Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden. „Aus unserer Sicht, ist die Bedeutung der Eishalle für die Stadt aber auch für die Region, besonders im Bereich der Nachwuchsarbeit, den Entscheidungsträgern nicht vollumfänglich klar.“
Deshalb wollte man mit Sponsoren und zusammen mit den Eiskunstläufern vom WSV Aschaffenburg mit möglichen Fördergeldern des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) Gelder zur Sanierung beisteuern. Das wurde aber abgelehnt. „Die angebotene Hilfe der Vereine ist gut gemeint, aber welchen Beitrag kann ein Verein leisten, wenn wir ein Projekt finanzieren müssen, welches eventuell zwei bis drei Millionen kostet?“, fragt Diener. Schon 10.000 Euro seien für einen Verein sehr viel, aber im Rahmen einer solchen Maßnahme doch wieder wenig. „Solche Hilfen sind verständlicherweise meist auch mit Erwartungen, wie zum Beispiel zusätzliche Eiszeiten, verknüpft. Solche Zugeständnisse können und wollen wir aufgrund des für uns sehr wichtigen Publikumslaufs allerdings auch nicht machen.“
Die Vereine sehen es allerdings durchaus positiver. Eine Lösung sei möglich und das Thema mit zusätzlichen Eiszeiten der Öffentlichkeit vermittelbar, denn es gehe um geringfügige Einschnitte für den Publikumsbetrieb, sagt Smolik. Der Verein habe überlegt, selbst tätig zu werden. Doch das sei viel zu teuer. „Selbst, wenn wir eine Traglufthalle bauen, kostet das rund drei Millionen. Und das ohne Betonplatte, Anschlüsse und Grundstück.“ Hieße für ihn den doppelten Wert. „Wir haben zwar durch unsere Aktionen viele Sponsoren gefunden, aber eine eigene Halle können wir so nicht bauen.“
Nun geht es aber erst einmal los. Das Eis ist bereit. „Wir freuen uns, dass wir überhaupt wieder etwas haben“, sagt Smolik. „Und dass wir nun drei Eiszeiten haben, ist ein absoluter Traum.“ Was die Zukunft nach dieser Saison bringen wird, ist aber mehr als ungewiss.