So könnte die EisArena Dachau einmal aussehen.
Bild: Dachau Woodpeckers
Wer die aktuelle Lage in deutschen Kommunen überblickt – 95 Prozent sehen ihre Haushaltslage in den kommenden fünf Jahren schlecht – dem erscheint dieses Vorhaben kurios. Und das ist es auch. Der Neubau eines Eisstadions. Kurios ist das Projekt aber nicht, weil man sich in einer Kommune trotz klammer Kasse daran versucht, sondern weil ein Verein direkt die Initiative ergriffen hat. Die Dachau Woodpeckers aus der Nähe von München planen derzeit den Bau eines eigenen Stadions, genauer gesagt mindestens einer Freieisfläche mit Kabinentrakt. Die „EisArena Dachau“ soll entstehen.
Dass Eisstadien neu gebaut werden, ist in aktuellen Zeiten bereits ein Sonderfall, dass aber ein Verein ein Projekt selbst plant und ausführt, ein noch größerer, sagt Stefan Steurer, 1. Vorsitzender der Woodpeckers. Das habe man ihm im Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) versichert. Eine Förderung der Dachorganisation der Sportverbände in Bayern ist ein Baustein zur Finanzierung der Halle. „Ein weiterer großer Baustein sind auch Sponsoren, also das Thema Namensrecht“, sagt Steurer. Hinzu kommen mögliche Stiftungsgelder, ein Crowdfunding, eigene Bauleistungen und zusätzliche Fördermittel.
Doch der Bau ist teuer. Steurer geht von rund sechs bis sieben Millionen Euro aus. „Ja“, sagt er. „Das ist viel Geld! Aber es ist immer noch bloß die Hälfte davon, was eine komplett geschlossene Halle kosten würde.“
Die Dachauer spielen aktuell auf einer Freieisfläche. Doch die ist in die Jahre gekommen (erbaut 1978), energieintensiv und soll zudem in den kommenden Jahren einer Sporthalle weichen. Jahrelang wurde schon über eine Lösung diskutiert und gestritten (Eishockey NEWS berichtete). So lange, bis die Dachauer sich vor rund einem Jahr entschlossen: Wir stemmen das Projekt selbst – und das auch ohne finanzielle Mittel der Stadt. Die Kommune stellte aber ein Grundstück auf Erbpacht nicht weit von der alten Halle zur Verfügung und erlaubte die Planung. „2026 würden wir gerne mit dem Bau beginnen“, sagt Steurer. „Die Fertigstellung hängt aber noch von vielen Faktoren ab.“ Und damit meint er nicht nur die Finanzen. Der Bebauungsplan muss angepasst werden, frühestens im Herbst könne man den Bauantrag einreichen, dann muss noch die zu bebauende Fläche geräumt werden. „Aber alles ist noch im Zeitrahmen. Alles entscheidend ist die Finanzierung.“
Und wenn es damit nicht klappt oder weniger zusammenkommt als benötigt? „Dann gibt es eine Notoption“, sagt Steurer. Geplant ist aktuell eine überdachte Eisfläche mit geschlossener Fassadenseite zum Schutz vor Wind und Lärm (zwei Seiten wären mit engen Netzen verhängt, eine Lüftung wäre daher nicht nötig), sowie großzügige Kabinen und Funktionsräume. „Die Mindestanforderung ist aber eine Freieisfläche mit Funktionsräumen.“
Noch bleibt eben genügend Zeit. Denn das alte Stadion ist zwar marode, aber die Technik ist laut Steurer in „einem vernünftigen Zustand“. Und auch der Bau der Sporthalle auf dem Gelände brauche Vorlaufzeit. „Ich gehe nicht davon aus, dass das in den nächsten zwei, drei Jahren schon passiert.“ Aktuell ist der Verein mit seinen knapp 400 Mitgliedern also nicht in einer Notlage, auch wenn er ein Problem hat, das viele andere Vereine umtreibt: „Uns gibt es jetzt seit neun Jahren (damals verließ die Eishockeyabteilung den ASV Dachau) und wir haben uns von den Mitgliederzahlen fast verdoppelt“, sagt Steurer. „Wir könnten im Erwachsenen- und Hobbybereich schon noch Spieler aufnehmen, aber uns fehlen die Eiszeiten.“
Die neue EisArena – sofern sie denn realisiert werden kann – soll nicht nur den Eishockeyspielern gehören, auch Freizeitläufer, Para-Eishockey-Spieler, Eisstockschützen und im Sommer Inlinehockey-Spieler sollen angesprochen werden. Ein Treffpunkt für Alt und Jung soll es sein. Und es wäre ein einzigartiges und ehrgeiziges Projekt: „Wir kennen keinen Fall in Bayern, bei dem ein Verein ein Eisstadion nicht nur selbst betreibt, sondern auch selbst gebaut hat“, sagt Steurer.
Michael Bauer